„Zwischen Welten“ ist der diesjährige Titel der Musikreihe „Fränkischer Sommer“. Seit dem Jahr 2000 veranstaltet der Bezirk Mittelfranken das Festival, seit drei Jahren ist die Geigerin Franziska Hölscher aus Berlin die künstlerische Leiterin.

Die Aufführungen sind nicht nur in den Städten Mittelfrankens zu finden, sondern auch in kleinen Orten – „Die Vier Jahreszeiten“ unter der Leitung der Barockspezialistin Dorothee Oberlinger werden im Norden Mittelfrankens in Münchsteinach (5. Juli) aufgeführt, im Westen in Rothenburg ob der Tauber gibt es ein Wandelkonzert „Jüdisches Leben in Rothenburg“ (22. Juni), im östlichen Hersbruck erklingt das Gesprächskonzert „Kian Soltanis Welt: Eine Reise von Persien nach Europa“ – Musik und Kulinarik (11. Juli). Und im Süden führt ein Konzert auf ein Schiff auf dem Brombachsee – „Double Bass Rhapsody“ (9. August), daneben das Familienkonzert „Europa klingt gut“ in Thalmässing (20. Juli).

Jeden einzelnen Aufführungsort besichtigt

Als Franziska Hölscher die Leitung des Festivals übernommen hat, ist sie erst einmal quer durch Mittelfranken gereist und hat sich Säle und Kirchen angesehen. „Es dreht sich um ein Zusammenspiel aus Atmosphäre, guter Akustik, begeisternden Programmen. Natürlich geht es auch um organisatorische Eckdaten, welche Termine passen, welche Künstler stehen zur Verfügung.“ Es sei „wie ein Puzzle“, eine optimale Veranstaltung zu organisieren. Willkommen war Franziska Hölscher überall, und die Menschen sind glücklich, wenn ein Konzert bei ihnen im Ort stattfindet. „Wenn ich beispielsweise das Konzert von Joana Mallwitz in Herrieden anschaue, habe ich das Gefühl, dass die gesamte Stadt seit einem guten Jahr auf das Ereignis hinfiebert.“ „Mallwitz back in Franken!“ ist der Titel des ausverkauften Konzerts mit dem Konzerthausorchester Berlin, wo die ehemalige Generalmusikdirektorin der Staatsphilharmonie Nürnberg inzwischen Leiterin ist. „Joana Mallwitz ist ein wunderbares Beispiel einer Künstlerin, die es geschafft hat, allerhöchste Qualität und Ernsthaftigkeit in ihrem Musizieren zu verbinden, und dabei eine Popularität zu entwickeln, die weit über die Grenzen der Klassik hinausgeht. In Berlin hat sie einen wahren Run, eine Begeisterung für klassische Musik entfacht. Sie ist eine strahlende Botschafterin, die aufs Schönste zeigt, wie man Klassik aus dem Elfenbeinturm herausholen kann.“

Das ist ein Grund, weshalb der Titel des Festivals in diesem Jahr „Zwischen Welten“ lautet. Das Angebot wurde vielfältiger gestaltet, um unterschiedliche Menschen anzusprechen und den „Fränkischen Sommer“ für eine größere Gruppe zu öffnen – neben den treuen Fans. „Mein Anliegen ist, Hemmschwellen beim Entdecken klassischer Musik abzubauen. Ich möchte junge Menschen ansprechen, Formate ganz speziell für Kinder schaffen, ich möchte die klassische Musik öffnen hin zu Weltmusik, Jazz, Filmmusik.“ Passend dazu liest Udo Wachtveitl „Texte der Nacht“ von beispielsweise Edgar Allan Poe oder Heinrich Heine (2. August, Muhr am See), ebenfalls umrahmt von Musik.

Der andere Grund für den Festival- Namen ist politischer Natur. „Mir ist es sehr wichtig, das Zeitgeschehen einzubeziehen. Kunst und Kultur spielen sich nicht unabhängig von unserer Lebensrealität ab, sie sind ein Spiegel ihrer Zeit“, erklärt Hölscher.

„Persischen Nacht“ mit dem Ensemble Shiraz

Das Shiraz-Ensemble wird beispielsweise traditionelle persische Musik spielen (12. Juli, Fürth). Es wird auch eine Uraufführung im Eröffnungskonzert der iranischen Komponistin Mahdis Kashani geben, die ein neues Werk komponiert hat, in dem es um die Unterdrückung der Frauenrechte im Iran geht (16. Mai, Nürnberg). Oder passend zu 80-Jahre-Kriegsende liest der Schriftsteller Durs Grünbein „Meine Familie im Nationalsozialismus“, umrahmt von Bach und Bartók (20. Juni, Roßtal). „Die Zeiten werden immer extremer, unsere Gesellschaft spaltet sich mehr und mehr“, sagt Hölscher. „Auch wir Künstler können eine Richtung vorgeben, können zeigen, wofür wir stehen. Wenn wir jetzt sehen, welches Gedankengut hier in Deutschland wieder aufkeimt, dann sehe ich das durchaus auch als meine Aufgabe als Festivalleiterin, aufzustehen und zu sagen: wir beziehen Position.“

DK

Das komplette Programm und Tickets finden sich auf der Seite: www.fraenkischer-sommer.de.