Beim geplanten Wehrdienstmodell gilt die Freiwilligkeit nach den Worten von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nur bis auf Weiteres. Zwar habe man im Koalitionsvertrag vereinbart, zunächst auf einen freiwilligen Wehrdienst zu setzen, sagte Pistorius. Jedoch sei die Freiwilligkeit an Bedingungen geknüpft: „Ich sage ganz bewusst und ehrlich, die Betonung liegt auch auf zunächst, falls wir nicht hinreichend Freiwillige gewinnen können“, sagte der SPD-Politiker.

Bisher gebe es „zu wenig Personal für das, was unsere Streitkräfte leisten müssen“, sagte Pistorius. Er kündigt aber zugleich Veränderungen an:
„Wir werden die Personallage mittel- und langfristig so verbessern, dass die Bundeswehr durchhaltefähig aufgestellt ist für den Heimatschutz und für die Bündnisverteidigung.“

Es gebe dazu bereits erste erfreuliche Entwicklungen: Seit einem Jahr und besonders seit 2025 würden die Bewerberzahlen bei der Bundeswehr steigen. Im ersten Quartal habe es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum rund 20 Prozent mehr Einstellungen allein im militärischen Bereich gegeben, sagte der Verteidigungsminister. Derzeit hat die Bundeswehr rund 181.000 aktive Soldatinnen und Soldaten. Bis 2031 sollen es mehr als 200.000 sein.

Reform der Wehrpflicht

Wehrdienst:
Wie funktioniert das schwedische Wehrdienstmodell?

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Wehrdienst:
Mein Goldjunge soll nicht für dieses Land sterben

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Wehrdienst:
Ja, ich würde für Deutschland sterben

Das Verteidigungsministerium verwies in der Vergangenheit zudem darauf, dass zur Bündnisverteidigung innerhalb der Nato zwischen 370.000 und 460.000 Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr notwendig seien.

Union und SPD hatten sich in ihrem Koalitionsvertrag auf die Einführung eines neuen Wehrdienstes nach schwedischem Vorbild geeinigt. Die Union hatte ursprünglich eine Rückkehr zur Wehrpflicht verlangt. Noch vor der Regierungsbildung schafften Union und SPD noch mit den alten Mehrheiten im Bundestag zudem die Möglichkeit, Verteidigungsausgaben von mehr als einem Prozent der Wirtschaftsleistung künftig von der Schuldenbremse auszusetzen.

Warum heißt es „schwedisches Wehrdienstmodell“?

Das geplante Wehrdienstmodell von Union und SPD orientiert sich im Kern am Wehrdienst in Schweden, der dort seit 2017 gilt. Das Modell funktioniert über einen webbasierten Fragebogen, der von allen Männern und Frauen eines Jahrgangs im Alter von 18 Jahren Motivation, Fähigkeiten und Interessen abfragt. Auf dieser Grundlage wird ein Teil der Personen zur Musterung geladen. Die Armee spricht dann nach der Musterung gezielt Männer und Frauen an, die für die Truppe geeignet sind.

Rechtlich gesehen ist der Wehrdienst in Schweden eine Wehrpflicht, faktisch konzentriert sich die Auswahl aber auf motivierte und besonders geeignete Personen. Ziel des Dienstes ist es, vor allem ausgebildete Reservisten zu haben, die dann regelmäßig an Übungen teilnehmen müssen.

Wer würde künftig in Deutschland gemustert?

Ähnlich wie in Schweden sollen hierzulande künftig Männer und Frauen eines Jahrgangs im Alter von 18 Jahren angeschrieben werden. Danach spricht die Bundeswehr die für sie geeigneten Personen an, ob sie einen Grundwehrdienst ableisten wollen. Die Anschreiben müssen allerdings nur von Männern beantwortet werden, da Frauen gesetzlich von einer Wehrpflicht befreit sind.

Für eine allgemeine Dienst- und Wehrpflicht für Frauen wäre eine Grundgesetzänderung nötig, für die es die notwendige Zweidrittelmehrheit im neuen Bundestag nicht gibt.

Wie lange würde der Wehrdienst in Deutschland dauern?

Der Entwurf sieht einen Grundwehrdienst von sechs Monaten vor. Zusätzlich soll es demnach die Option für einen freiwilligen Wehrdienst von weiteren 17 Monaten geben. Damit könnte sich die Gesamtzeit des Wehrdienstes auf 23 Monate ausdehnen.