Brüggen. Melanie Hauptmanns setzt sich als „Fräulein Kurvig“ für Bodypositivity ein. Wieso ihr erster Roman „Mein fettes Glück“ so „spicy“ ist.

Zum verabredeten Zeitpunkt fürs Telefoninterview sitzt Melanie Hauptmanns gerade im Auto, „Harald Glööckler hat mich spontan eingeladen“, erklärt sie. Deshalb ist sie nun auf dem Weg nach Berlin, aber keine Sorge, „ich fahre jetzt nicht, kann also sprechen“ – und zwar über ihr neues Buch, das übrigens auch schon Thema im Podcast des besagten Modedesigners war… „Mein fettes Glück“ heißt ihr Roman, der auf Instagram und Tiktok, oder besser Booktok, einen regelrechten „Hype“ erlebt, wie es die Autorin selbst staunend beschreibt. „Viele Influencerinnen haben, bislang glücklicherweise nur positive, Rezensionen als Video veröffentlicht“, erzählt sie. Der Grundtenor aller Bewertungen: Endlich mal ein Buch, in dem die Protagonistin nicht die Maße 90-60-90 hat und dennoch selbstbewusst ihren eigenen Weg einschlägt.

Die Geschichte handelt von Mara, die mit Henning eigentlich glücklich war. Zumindest dachte sie das immer. Doch dann setzt er sie eines Tages an einem Kloster ab… mit einem Ultimatum: „Nimm ab oder ich ziehe aus!“ Unfassbar, aber leider nicht unrealistisch. „Bodyshaming in einer Beziehung ist den meisten kurvigen Frauen schon mal passiert“, weiß Melanie Hauptmanns, die durch ihr Unternehmen „Fräulein Kurvig – Deutschlands schönste Kurven“ mit vielen mehrgewichtigen Frauen zusammenarbeitet. „Gerade nach einer Schwangerschaft, wenn sich der Körper verändert hat, bekommen sie von ihren Partnern solche Sprüche zu hören.“ Sie selbst musste so etwas zwar noch nie erleben, „Gott sei Dank nicht“, fügt sie hinzu, „aber wenn eine Beziehung zu Ende gegangen ist, habe ich auch gedacht: Reichst du aus? Findest du überhaupt nochmal jemanden?“

Boom der Bücher: Von „New Adult“ bis „Dark Romance“

Doch Melanie Hauptmanns hat es geschafft, sich von ihren Selbstzweifeln nicht beherrschen zu lassen. Ebenso wie Protagonistin Mara. Sie trennt sich von Henning, zieht zurück in ihre alte Wohnung in Krefeld und baut ein neues Unternehmen auf Mallorca auf. „Als Krefelderin habe ich Orte gewählt, die man als Krefelder kennt“, erzählt die Autorin, „und auf Mallorca mache ich sehr oft Urlaub.“ Und noch etwas, oder besser, jemanden hat sie in ihr Buch einfließen lassen, der mit ihrem Leben zu tun hat… Sie und Ross Antony verbindet eine Freundschaft, „und ich lade ihn jedes Jahr zu meiner Gala ein, aber er ist im Dezember schon immer komplett ausgebucht“, erzählt sie. Also dachte sie sich beim Schreiben, das übrigens nur sechs Wochen gedauert hat: „Wenn er schon nicht zu meiner Gala kommt, dann wenigstens zur Veranstaltung im Buch.“

Melanie Hauptmanns Roman „Mein fettes Glück“ ist im März 2025 im Hansanord Verlag erschienen und geht schon bald in die zweite Auflage.

Melanie Hauptmanns Roman „Mein fettes Glück“ ist im März 2025 im Hansanord Verlag erschienen und geht schon bald in die zweite Auflage.
© Hansanord

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Denn Mara designt nun unter ihrem eigenen Label „Mopsich“ selbstdesignte Mode für mehrgewichtige Frauen, für die es natürlich auch eine Modenschau geben muss… Ja, beruflich läuft es für die Powerfrau, und privat? Nun, alles sei an dieser Stelle natürlich nicht verraten, nur so viel: Es wird „spicy“, wie es die Autorin beschreibt. Und damit trifft sie einen Nerv, denn das Genre der Romance, also der Liebesgeschichten, erlebt einen Boom. Das wurde ihr selbst nochmal bewusst, als sie für ihre eigene Buchvorstellung auf der Leipziger Buchmesse unterwegs war. „Das ist ein Riesenthema“, betont sie mit Blick auf die vielen, vor allem jungen, Leserinnen, die sich auf ebenjene Bücher gestürzt haben. Doch gerade die Subgenres „New Adult“ und „Dark Romance“, in der es erotisch, düster und teils gewaltvoll zugeht, werden oft auch als minderwertige oder pornografische Literatur abgetan.

„Mein fettes Glück“: Pikant, aber nicht gefährlich

Zum Buch „Mein fettes Glück“

Melanie Hauptmanns Roman „Mein fettes Glück“ ist im Hansanord Verlag erschienen, hat 432 Seiten und kostet 17 Euro. Es soll übrigens das „erste interaktive Buch“ werden: Ab sofort können sich Frauen für ein Fotoshooting bewerben, um das Gesicht für eine von mehreren Charakterkarten zu werden. Wer wird also die „Mara“ im echten Leben? Weitere Infos: www.fraeulein-kurvig.com

Im Buch „Wie ich gelernt habe, meinen Körper zu lieben“ erzählt die Brüggenerin ihre eigene Geschichte – von ihrer Kindheit, in der sie für ihr Äußeres gemobbt wurde, bis hin zu ihrem Unternehmen „Fräulein Kurvig – Deutschlands schönste Kurven“, mit dem sie sich für Bodypositivity einsetzt. Im Jahr 2014 hat sie den ersten Schönheitswettbewerb für Frauen ab Kleidergröße 42 ins Leben gerufen. 

Eine Kritik, die Melanie Hauptmanns nicht nachvollziehen kann. Gut, Romance ist nicht vergleichbar mit Goethe, „aber das ist auch nicht mehr das, was sich verkaufen lässt“, sagt sie. „Alle sind immer schnell damit zu verurteilen, statt einfach mal das Positive zu sehen.“ Dabei ist das aus ihrer Sicht doch offensichtlich: „Die Leute lesen wieder gern und das ist eine Entwicklung, die ich toll finde.“ Übrigens, gefährlich oder düster wird es bei „Mein fettes Glück“ nicht, „mein Buch ist harmlos im Vergleich“, betont sie. Und doch gibt‘s pikante Szenen, in denen Mara ihr Singleleben genießt… Was sagt eigentlich der Mann der Autorin dazu? „Der hat das Buch nicht gelesen“, sagt sie und lacht. „Aber er fand die Ideen grundsätzlich gut.“ Und das erste Kapitel ihres neuen Buchs, „definitiv wieder eine Liebesgeschichte“, kennt er auch schon. Bevor es aber wieder an den Computer geht, muss sie jetzt erstmal nach Berlin… eine Party ruft!