Schauspiel in Bautzen: „… und dass du mir das Liebste bist“ über Kafka

Die Werke von Franz Kafka begeistern Menschen bis heute. Denn wie keinem Zweiten gelang es Kafka, das Gefühl einzufangen, dass man im Hamsterrad feststeckt, als Mensch zur Einsamkeit verdammt ist und dass man getrieben ist. Vermutlich, weil Kafka selbst ein Getriebener war. Das zeigt auch das Stück „… und dass du mir das Liebste bist“ am Theater Bautzen.

In seinem biografischen Stück voller Musik und Show schaut Stefan Wolfram vor allem auf Kafkas Liebesleben. Denn auch das fiel dem Autor nicht leicht, der sich kaum langfristig auf andere Menschen einlassen konnte und für den Sex ein fast unmögliches Vorhaben war. Für sein Stück nutzt Stefan nicht nur Erzählungen von Kafka, sondern auch Tagebuch-Einträge und Briefe des Schriftstellers. Die überzeugende Inszenierung lebt laut dem Kritiker Rainer Kasselt in der „Sächsischen Zeitung“ zum einen von starken Bildern und zum anderen von einem spielfreudigen Ensemble, das meist mehrere Rollen übernimmt – bis auf Janik Marder, der den berühmten Autor oft kniend und kriechend darstellt, vom Leben niedergedrückt.

Weitere Informationen
„… und dass du mir das Liebste bist“
Biographical über Franz Kafka von Stefan Wolfram

Adresse:
Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen
Seminarstraße 12
02625 Bautzen

Dauer: 135 Minuten, eine Pause

Termine:
3. Mai, 19:30 Uhr
25. Mai, 19:30 Uhr

Schauspiel in Dresden: „Das Ministerium der Albträume“ nach Hengameh Yaghoobifarah

Nasrin ist laut und taff. Das muss sie als Türsteherin in Berlin auch sein. Es ist für sie aber auch eine Strategie, mit den Widrigkeiten und Herausforderungen des Lebens umzugehen: Nur mit Mühe konnte sie als Kind mit ihrer Familie aus dem krisengeschüttelten Iran fliehen. In Lübeck wuchs sie auf zwischen einer überforderten Mutter und den Anfeindungen ihrer Umwelt. Doch bei den neuen Herausforderungen hilft Nasrins abgebrühte Art nicht: Ihre Schwester Nushin ist gestorben und nun muss Nasrin sich um ihre Nichte Parvin kümmern.

Monique Hamelmann bringt den Roman „Ministerium der Träume“ von Hengameh Yaghoobifarah auf die Bühne des Dresdner Staatsschauspiels. Dabei arbeitet sie der Vorlage folgend das generationsübergreifende Schweigen und die gesellschaftlichen Verstrickungen auf. Die Kritikerin Friederike Partzsch ist in den „Dresdner Neuesten Nachrichten“ vor allem von der schauspielerischen Leistung mit allen Zwischentönen überzeugt. 

Weitere Informationen
„Das Ministerium der Albträume“ nach Hengameh Yaghoobifarah

Adresse:
Staatsschauspiel Dresden
Kleines Haus
Glacisstraße 28
01099 Dresden

Dauer: 120 Minuten, keine Pause

Termine:
26. Mai, 19:30 Uhr

Performance in Dresden: „Droge Faust“ an der Bürgerbühne

Auch den hohen deutschsprachigen Klassikern ist der Rausch nicht fremd: Die Inszenierung „Droge Faust“ der Dresdner Bürgerbühne nimmt den Schulschreck von Goethes Versdrama als Grundlage, um über Drogen nachzudenken: Da wird in Auerbachs Keller dem Alkohol gefrönt, der Erdgeist spricht über die Ursprünge von Drogen, Grete nimmt MDMA und auf dem Brocken schwankt die Bindung zur Realität.

In den Text von Janette Mickan sind auch zahlreiche Interview-Aussagen eingeflossen, beispielsweise von dem ehemaligen Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Regisseurin Hanna Müller ist es gelungen, die 13 Jugendlichen, mit denen sie dieses Projekt realisiert hat, zu einem echten Kollektiv zu machen: Immer wieder sprechen sie Passagen als Chor, tanzen und lassen ihre Körper von unwillkürlichen Bewegungen (Kontrollverlust und Drogen gehören schließlich zusammen) durchzucken. Kritiker Tobias Prüwer zeigt sich in „Die deutsche Bühne“ überraschend begeistert von der Leistung des jungen Ensembles auf der Bühne und schätzt, dass der Abend auf den Zeigefinger verzichtet, dem Thema offen, aber nicht verharmlosend begegnet.  

Weitere Informationen
„Droge Faust“
Ein Jugendprojekt zu Sucht und Rausch von Janette Mickan.

Adresse:
Staatsschauspiel Dresden
Kleines Haus
Glacisstraße 28
01099 Dresden

Dauer: 85 Minuten, keine Pause

Termine:
28. Mai, 19:30 Uhr

Figurentheater in Bautzen: „Schlafes Bruder“ nach Robert Schneider

Die Wahl für den Ort ist durchaus mutig: Das Puppentheater des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters zusammen mit Studierenden der Berliner Theaterhochschule „Ernst Busch“ inszenierten in der 1599 gebauten Taucherkirche die Adaption von Robert Schneiders Roman „Schlafes Bruder“. Das passt, denn es geht um einen Jungen, der in der Einsamkeit seines Zimmers das perfekte Gehör entwickelt und das Orgelspiel auf ungeahnte Weise meistert. Dieser Elias hat sich schon bei ihrer Geburt in seine Cousine Elsbeth verliebt, als er ihren Herzschlag auf unmögliche Entfernung hörte, doch die Beziehung wird von Elsbeths Bruder erschwert, der Elias nicht als Freund verlieren will.

Um diese Geschichte zu erzählen, müssen die Puppenspielenden durch die ganze Kirche eilen. Die kleinen Puppen werden dabei immer wieder spannend in Szene gesetzt, vor allem im Verhältnis zu den großen Menschen, die sie bewegen. Der Kritiker Andreas Herrmann zeigt sich auf dem Portal „Fidena“ durchaus überzeugt von der geschickten Adaption des Erfolgsromans und der Vielseitigkeit der Spielenden, die selbst an der Orgel performen.

Weitere Informationen
„Schlafes Bruder“
Figurentheater mit Musik nach dem Roman von Robert Schneider

Adresse:
Taucherkirche
Löbauer Straße 1B
02625 Bautzen

Dauer: 90 Minuten, keine Pause

Termine:
17. Mai, 20:30 Uhr
23. Mai, 20:30 Uhr

Festival in Dresden: „Off Europa: Art Attack“

Seit mehr als 30 Jahren holt das Festival „Off Europa“ internationales Theater nach Sachsen. Lange Zeit konzentrierte es sich dabei immer wieder auf einzelne europäische Länder, meistens solche, die nicht als Theaterländer bekannt sind – daher das Off im Titel. Auch die eingeladenen Stücke finden eher auf kleinen, abseitigen Bühnen statt. Nachdem jahrelang vor allem einzelne Länder im Fokus standen, schaut das Festival dieses Jahr auf einen besonderen Ort oder auf eine besondere Beziehung: nämlich die Bühne selbst.

In der Performance „Art Attack“, der der Festival-Jahrgang sein Motto verdankt, werden Manifeste und Proklamationen der Popmusik der 80er-Jahre verlesen und dann wild dazu getanzt durch Konfetti-Regen und viele Farben. In „MilchMärchenRechnung“ schafft der Puppenspieler Peter Müller zu den Klängen von Gundolf Nandico faszinierende Miniatur-Szenarien aus kleinen Maschinen, die zu Entdeckungen einladen. In „Laute Stille“ tritt die Tänzerin Fine Kwiatkowski in den Dialog zwischen Musik und Raum.

Weitere Informationen
Das Festival „Off Europa“ findet vom 10. bis 17. Mai 2025 auf verschiedenen Bühnen in Dresden statt.