Sonntagabend im Berliner Westen: Die Checkpoint-Band steht auf der Bühne des Kabaretts „Die Stachelschweine“, greift zu den Instrumenten, legt los. Stephan Wiehler, Ressortleiter der Berlin-Redaktion des Tagesspiegels, singt „Wir sind das Checkpoint-Team und wir lieben Berlin“ zur Melodie von Iggy Pops „The Passenger“. Das Publikum lauscht, lacht, singt mit und klatscht im Takt. Nach nur fünf Show-Minuten: Das erste Highlight eines Abends voller Höhepunkte.

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Mehr als 300 Zuschauer strömten ins älteste Kabarett Berlins, um die „Weltpremiere“ (Lorenz Maroldt) von „Checkpoint – Die Berlin Revue“ zu feiern – zum zehnten Geburtstag des Tagesspiegel-Newsletters. Unter den Zuschauern der bereits nach wenigen Tagen ausverkaufen Veranstaltung waren auch prominente Gäste wie der Geschäftsführer der Tourismusagentur Visit Berlin, Burkhard Kieker.

„Wir lieben Berlin“: Stephan Wiehler und die Checkpoint-Band.

© Tagesspiegel / Laurin Schmid

Zu Beginn der Veranstaltung blickte Lorenz Maroldt, Checkpoint-Erfinder und Herausgeber des Tagesspiegels, zurück. In einer Fotoshow arbeitete er sich durch die vergangenen zehn Jahre. Er ließ die Verzögerungs-Odyssee rund um den Flughafen Berlin-Brandenburg, insgesamt 17 Wahlen und Volksabstimmungen oder den Streit um die Friedrichstraße Revue passieren.

Dazu präsentierte Maroldt eine Auswahl der skurrilsten und schönsten Leser-Fotos, die der Checkpoint täglich unter der Rubrik „KIEKSTE” veröffentlicht. Neben Zick-Zack-Radwegen oder notdürftig reparierten Ampeln sorgten auch Bilder von Kinderstühlen in Kneipen oder Leergutbergen für Lacher im Publikum. Mehr Berlin geht nicht.

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Der übt noch, freut sich aber jeden Tag, dass er Regierender Bürgermeister ist.

Klaus Wowereit über seinen Nach-Nach-Nachfolger Kai Wegner

Mit Klaus Wowereit (SPD) betrat anschließend der prominenteste Gast des Abends die Bühne. Im Gespräch mit der stellvertretenden Chefredakteurin des Tagesspiegels, Anke Myrrhe, und der Ressortleiterin des Checkpoints, Ann-Kathrin Hipp, kritisierte der Ex-Regierende die Entwicklungen der Stadt nach seiner Amtszeit.

„Wir sind auf dem Weg zum kleinen Karo und zur Provinzialität“, warnte Wowereit. Während er die Arbeit seiner SPD-Nachfolger Michael Müller und Franziska Giffey lobte, sagte er über den aktuellen Regierenden Kai Wegner (CDU): „Der übt noch, freut sich aber jeden Tag, dass er Regierender Bürgermeister ist.“

Wowereit kritisiert die Kürzungen im Kulturbereich

Wowereit, der 2003 mit „Arm, aber sexy“ das Image Berlins auf Jahre prägte, half außerdem bei der Suche nach einem neuen Slogan. Die Publikumsvorschläge wie „BER. Berühmt. Berüchtigt. Berauschend. Berlin“ oder „Berlin, natürlich intelligent“ verwarf er. „Mach dir locker“ identifizierte Wowereit als Vorschlag des Tagesspiegel-Editor-at-large Stephan-Andreas Casdorff. Schließlich lobte er: „Berlin muss man nicht mögen, Berlin muss man können“.

Tagesspiegel-Herausgeber und Checkpoint-Kapitän Lorenz Maroldt und Ann-Kathrin Hipp, Leitende Redakteurin des Checkpoint.

© Tagesspiegel / Laurin Schmid

Auf die Kürzungen des schwarz-roten Senats im Kulturbereich angesprochen, wurde Wowereit grundsätzlich: „Eine Gesellschaft muss sich entscheiden, ob sie Kultur wertschätzt“, sagte er. „Für Berlin ist die Kultur essenziell. Das muss begriffen werden in dieser Stadt.“

Mein Fenster ist offen, wenn der Friedrich mich anruft.

Klaus Wowereit zur Frage, ob er Kulturstaatsminister wird.

Kai Wegner und Kultursenator Joe Chialo (beide CDU) bemühten sich zwar, dies zu verstehen. Aber: „Unsere Einrichtungen brauchen Unterstützung und einen Kultursenator, der Empathie hat.“ Das habe man zu wenig gespürt.

Auf den Aprilscherz der Taz, Wowereit werde der neue Kulturstaatsminister unter Friedrich Merz, reagierte der Ex-Regierende mit Humor. „Mein Fenster ist offen, wenn der Friedrich mich anruft. Aber bleiben wir realistisch: Ich glaube, ich werde es nicht.“

Liebe, Busfahren in Berlin und ein Quiz – die Weltpremiere

Nach einer kurzen Pause rührte Robert Ide das Publikum mit einer „unglaublich wahren Liebesgeschichte“. Ide, der neben dem Checkpoint auch die Tagesspiegel-Liebeskolumne „Ins Herz“ schreibt, berichtete von Gitte und Gerd.

Checkpoint-Autor und Liebes-Botschafter Robert Ide

© Tagesspiegel / Laurin SchmidTagesspiegel / Laurin Schmid

Im Sommer 1974 lernten sie sich auf einem Zeltplatz in Bulgarien kennen, kamen sich näher und verliebten sich. Nach Ende des Urlaubs jedoch trennte sie die Mauer. Gegen alle Widerstände setzten sie sich durch und leben heute am Rande Berlins.

Zu Gast war außerdem Susanne Schmidt. Die ehemalige BVG-Busfahrerin und Autorin des Buches „Machen Sie mal zügig die Mitteltüren frei“ fuhr mehrere Monate im Berliner Linienverkehr.

Die ehemalige BVG-Busfahrerin Susanne Schmidt im Gespräch mit Lorenz Maroldt.

© Tagesspiegel / Laurin Schmid

Am Klischee des pampigen Busfahrers sei etwas dran, gab sie zu. „Die Fahrer haben oft schlechte Laune. Das liegt aber daran, dass der Stress als Busfahrer oder Busfahrerin immens ist.“

Ein originales Busfahrerinnen-Hemd versteigert

Und auch die BVG habe einen Anteil daran: „Das gelbe Herz der BVG ist so groß wie mein Daumennagel.“ Ein originales BVG-Busfahrerinnen-Hemd, das sie mitgebracht hatte, wurde übrigens für einen guten Zweck für 100 Euro versteigert.

Checkpoint-Autorin und Quizmasterin Jessica Gummersbach

© Tagesspiegel / Laurin Schmid

Letzter Programmpunkt: Ein interaktives Quiz für Berlinkenner und alle, die es werden wollen. Die Checkpoint-Autoren Jessica Gummersbach und Daniel Böldt hatten ein großartiges Publikum – versagt hat bei diesem Quiz nur die Technik. „Ist halt ne Weltpremiere, wissen Sie“, sagte Lorenz Maroldt mit einem Grinsen.

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Zum Abschluss der Veranstaltung griff die Checkpoint-Band ein letztes Mal zu den Instrumenten und entließ das Publikum mit Rio Reisers „Rauch-Haus-Song“ in die Nacht. Fazit: Die Stachelschweine sind jetzt besetzt.

Die Reaktionen? Hans-Joachim und Ingrid G. zeigten sich mehr als zufrieden mit der ersten Berlin-Revue. „Vor allem die Diashow am Anfang fand ich gut“, sagte Hans Joachim. „Es war toll“, ergänzte Leserin Barbara B. „Endlich konnte ich die Leute kennenlernen, die ich jeden Tag lese..“