Das Sommerfest des Exzellenzverbunds der Berliner Universitäten steigt in diesem Jahr früh. Schon für diesen Freitag ist es angesetzt. Der Termin ist extra vorgezogen worden.
Der Grund: Am Donnerstag steht die erste wichtige Entscheidung in der „Exzellenzstrategie“ an, also dem prestigeträchtigsten Forschungswettbewerb in Deutschland. Wer hier gewinnt, gehört zur absoluten Spitze bundesweit, oft auch international – und bekommt so viel Fördergeld wie in keinem anderen Wettbewerb. Egal, wie es für Berlin ausgeht: Die Forschenden aus der „Berlin University Alliance“ von FU, HU, TU und Charité wollen sich danach auf dem Fest dazu austauschen.
Der wichtigste Wettbewerb für Hochschulen in Deutschland Darum geht es in der Exzellenzstrategie
Die Entscheidung, die am Donnerstag in Bonn getroffen wird, ist richtungsweisend für die Stadt. Es geht um „Exzellenzcluster“, also große, disziplinenübergreifende Forschungsvorhaben. „Die Cluster repräsentieren letztlich die zentralen Forschungsschwerpunkte der Stadt“, sagt Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität und aktuell Sprecher der Berlin University Alliance.
Berlin ist jetzt mit zehn Anträgen im Rennen, so viele kann kaum ein anderer Wissenschaftsstandort vorweisen. Insgesamt konkurrieren 98 Vorhaben von 47 Hochschulen miteinander. Den Zuschlag erhalten können bis zu 70 Cluster.
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Mit diesen Clustern ist Berlin im Rennen
Im Mai 2025 wird über die nächste Förderrunde der Exzellenzcluster in ganz Deutschland entschieden. Wir stellen im Tagesspiegel die sieben Cluster vor, die derzeit in Berlin arbeiten – an der Freien Universität, der Humboldt-Universität, Technischer Universität Berlin und Charité.
Im Vorfeld zeigen sich die Unileitungen zuversichtlich. Ziegler war dabei, als sechs von zehn Anträgen von Experten begutachtet wurden, und war „beeindruckt“: „Wir hoffen sehr, dass wir die Unterstützung für die Umsetzung erhalten.“ Auch Stephan Völker, Vizepräsident für Forschung der Technischen Universität, ist optimistisch: „Das war großes Wissenschaftskino, in welcher Perfektion die Dinge präsentiert wurden.“
Niemand kann sich sicher sein
Allerdings ist Ähnliches von vielen anderen Unis zu hören. „Bei Begutachtungen ist man daher letztlich wie vor Gericht und auf hoher See“, sagt Christoph Schneider, Vizepräsident für Forschung der Humboldt-Universität. Sprich: Man kann nie sicher sein, wie es ausgeht.
Klar ist, dass viele Faktoren eine Rolle spielen. Erst mussten die Projekte eine strenge Vorauswahl überstehen. Jetzt präsentierten sie ihre Pläne in einer mehrstündigen Session internationalen Experten. Für die Begutachtungen wurde oft wochenlang geprobt: „Jeder weiß, dass man sich keinen Patzer erlauben kann“, sagt Völker.
Völlig unterschiedliche Fachdisziplinen sind dabei am Start, allein die Berliner Anträge reichen von der Mathematik über Literatur bis zu Neurowissenschaften. Manche Fachgutachter sind dabei strenger als andere. „Und am Ende braucht man ein Quäntchen Glück“, sagt Völker.
Faktoren jenseits der reinen Wissenschaft könnten ebenfalls eine Rolle spielen. Im vergangenen Jahr etwa fürchteten viele, der Skandal um die von TU-Präsidentin Geraldine Rauch gelikten antisemitischen Tweets würde sich für die Exzellenzinitiative und den Ruf Berlins negativ auswirken. Doch davon ist jetzt nichts mehr zu hören.
Nicht nur in Berlin wird gekürzt
Stattdessen sind die Berliner Unis in den vergangenen Monaten vor allem durch die massiven Kürzungen im Gespräch. Auch das ist potenziell wettbewerbsrelevant. Schließlich könnten die Gutachtenden denken, das Exzellenzgeld sei in Berlin nicht gut angelegt.
Einige Gutachter hätten tatsächlich Fragen dazu gestellt, heißt es. Die Unis verweisen hier aber darauf, dass bei all den Kürzungen die Mittel für die Cluster nicht angetastet werden. „Was das Land im Bereich der Exzellenzinitiative versprochen hat, ist verlässlich zugesagt“, sagt HU-Vize Schneider. Dass Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra oder ihr Staatssekretär Henry Marx bei jeder Präsentation dabei waren, werten die Hochschulen als wichtiges Zeichen in Richtung der Gutachter, dass das Land voll hinter den Anträgen steht.
„Gekürzt wird leider überall – aber die Aufregung ist in Berlin am größten“, sagt Ziegler. So wurden den Unis in Hessen Rücklagen in dreistelliger Millionenhöhe genommen, in Nordrhein-Westfalen stehen große Kürzungen bevor. Selbst in Bayern gibt es eine Haushaltssperre.
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Welches Ergebnis würden die Unis als Erfolg werten? Sieben der zehn Berliner Exzellenzcluster bestehen bereits, diese bewerben sich um eine Verlängerung. Drei Anträge sind neu. Wenn insgesamt wieder sieben Cluster durchkommen, wären alle wohl mehr als zufrieden, bei sechs ebenfalls noch. Fünf oder noch weniger würde als schmerzhaft empfunden werden. Werden es dagegen sogar acht oder mehr: Dann knallen die Korken auf dem Sommerfest so richtig.