Berlin. Warum fliegen, wenn bald Züge von Berlin bis Neapel durchfahren? Das soll bequem möglich sein – dank des „Roten Pfeils“. Wann es so weit ist.

Italien, du machst es besser! Während in Deutschland Bahnkunden über regelmäßige Verspätungen und Dauer-Baustellen klagen, freuen sich Bahnfahrer südlich der Alpenkette über schnelle und meist pünktliche Züge und deutlich niedrigere Ticketpreise. Möglich macht es die Marktwirtschaft mit einem im Vergleich zu Deutschland intensiveren Wettbewerb auf der Schiene. So hat die italienische Staatsbahn Trenitalia gleich mehrere Konkurrenten – den privaten Anbieter Italo sowie die österreichische ÖBB und die Schweizer SBB., die beide ebenfalls in Italien unterwegs sind. Die Folge: deutlich gesunkene Ticketpreise. Zudem sind in den vergangenen Jahren viele Reisende vom Flugzeug auf die Bahn umgestiegen, was wiederum dem Klima guttut.

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Wie nun bekannt wurde, können bald auch deutsche Bahnkunden von den schnellen italienischen Zügen profitieren. Die Deutsche Bahn teilte mit, dass Reisende ab Dezember 2026 mit den Frecciarossa-Zügen von Deutschland nach Italien fahren können. Der Name Frecciarossa (zu Deutsch: Roter Pfeil) ist dabei Programm. Mit bis zu 360 km/h sausen die Hochgeschwindigkeitszüge über Italiens Schienen – von solchen Geschwindigkeiten können ICE-Reisende nur träumen. Allerdings wird die Frecciarossa in Deutschland mit deutlich gedrosselter Geschwindigkeit (wohl meist maximal 200 km/h) unterwegs sein, auch deswegen, weil die marode Infrastruktur des Quasi-Monopolisten Deutsche Bahn nicht mehr ermöglicht.

Die Fahrzeuge der 200 Meter langen Frecciarossa 1000 müssen vorher aber noch für den Betrieb in Deutschland und Österreich technisch angepasst werden. Danach folgen Test- und Zulassungsfahrten in allen drei Ländern. Die neue Verbindung ist eine Kooperation der DB mit dem italienischen Bahnbetreiber Trenitalia sowie der ÖBB und ist eines von zehn Pilotprojekten zur Förderung grenzüberschreitender Bahnverbindungen, die von der Europäischen Kommission unterstützt werden.

Bahnverbindung München-Rom: In achteinhalb Stunden in die „Ewige Stadt“

In einem ersten Schritt soll es ab Dezember 2026 eine direkte Verbindung zwischen München und Rom sowie München und Mailand geben. Bisher mussten Bahnkunden auf dem Weg in die „Ewige Stadt“ meist in Bologna umsteigen. Ab Juni 2027 soll dann Berlin angeschlossen und eine direkte Zugverbindung zwischen beiden Städten ermöglicht werden. In den darauffolgenden Jahren sollen die Verbindungen bis Rom und sogar nach Neapel hinzukommen. Vor allem für Reisende aus Berlin könnte dies ein Grund sein, vom Flugzeug auf die Schiene umzusteigen. Wer derzeit mit dem Zug aus der Hauptstadt nach Neapel möchte, ist laut DB Navigator mindestens 20 Stunden unterwegs und muss mindestens zweimal umsteigen. Nicht viel besser sieht es nach Rom aus: 19,5 Stunden und zwei Umstiege in München und Bologna sind derzeit das Optimum.

In Zukunft können Reisende mit der Frecciarossa deutlich Zeit sparen. Von München nach Mailand soll die Fahrt nur noch sechseinhalb Stunden dauern, nach Rom kommen Reisende in achteinhalb. Zunächst wird es je eine Verbindung pro Tag geben, später dann laut Plan fünf Hin- und Rückfahrten zwischen Deutschland, Österreich und Italien. Mit der für Ende 2032 geplanten Eröffnung des Brenner-Basistunnels werden sich die Fahrtzeiten voraussichtlich noch einmal um etwa eine Stunde verkürzen.

Die geplanten Strecken im Überblick:

Ab Dezember 2026:

  • München – Innsbruck – Bozen – Verona – Bologna – Florenz – Rom
  • München – Innsbruck – Bozen – Verona – Mailand

Ab Juni 2027:

  • Berlin – Halle – Erfurt – Nürnberg – München – Innsbruck – Bozen – Verona – Mailand

Ab Dezember 2027

  • München – Innsbruck – Bozen – Verona – Bologna – Florenz – Rom – Neapel

Ab Juni 2028

  • Berlin – Halle – Erfurt – Nürnberg – München – Innsbruck – Bozen – Bologna – Florenz – Rom – Neapel