Wer einmal Florenz oder Rom besucht hat, weiß, was Warr meint – keine der Straßen ist gerade, sie verlaufen in sanften Kurven. „Erst als Mussolini die Macht übernahm und beschloss, dass alle Straßen gerade sein mussten, verschwand die Magie.“ Ähnlich gekrümmt und sich kreuzend wie die Straßen der geschichtsträchtigen Straßen Italiens ist der Grundriss seines Anbaus. Zwei Stränge münden ineinander, das Auge kann wandern, und der Körper ist motiviert, sich durchs Gebäude zu bewegen und die unterschiedlichen Blickpunkte wahrzunehmen. „Manchmal ist es so, dass man buchstäblich mit dem Rücken mitten auf dem Boden liegen möchte, um einfach nur an die Decke zu starren. Für mich ist das der Erfolg.“
Grundriss des Finch Long House, das autark vom Hauptgebäude funktioniert. Zwei Stränge mit jeweils großen Fensterfronten werden zu einem.
Das Interiordesign ist von Juliet Sokol von The Design Merchant.
Luke HayesBurgunderrotes Leder, Kork und Beton im Innenraum
Das Interieur des Long House ist großzügig, beinahe kathedral, wirkt aber dennoch behaglich. Das auffälligste Merkmal ist die Reihe von gewölbten Balken aus skandinavischer Fichte, die als geometrische, rippenartige Schale gefertigt sind und dem Raum ein natürliches und organisches Gefühl verleihen. Die Böden aus poliertem Beton sorgen für ein subtiles Wechselspiel zwischen Licht und Schatten. Die großen raumhohen Fenster an beiden Enden des Gebäudes lassen natürliches Licht den Raum durchfluten und geben den Blick auf die Grünflächen draußen frei. Die architektonische Verwendung von Kork und burgunderrotem Connolly-Leder zur Verkleidung der Innenwände schafft eine deutliche Trennung zwischen dem Wohn- und dem Schlafzimmer. Zwischen dem Wohnbereich und dem Hauptschlafzimmer liegt gleichzeitig die schwarz gestrichene Treppe, die zum Gästeschlafzimmer und zum Vorführraum im Erdgeschoss hinaufführt.
Das Schlafzimmer im Erdgeschoss
Luke Hayes
Eine schwarze Treppe führt in die zweite Etage.
Luke Hayes
Im Obergeschoss bietet ein aufklappbares Sideboard die Möglichkeit, bis zu fünf Übernachtungsgästen eine Schlafkoje zu bieten. Am liebsten wird der Raum von den Kindern genutzt.
Richard Serra meets Wikingerboot
Das Äußere des Gebäudes ist mit vorpatiniertem Kupfer verkleidet, das Warr wegen seines satten orangeroten Farbtons auswählte, der den natürlichen Verwitterungsprozess nachahmt – und dennoch der Verwitterung standhält, im Gegensatz zu Stahl, der sich in der salzigen Atmosphäre der Küste zu schnell zersetzt hätte. Es entsteht eine auffällige und dennoch natürliche Ästhetik, die das Gebäude mit seiner Umgebung verbindet und einen Komplementärkontrast zum Grün des Gartens bildet – der, wenn es nach Warr geht, gerne in Zukunft noch etwas mehr zuwuchern dürfte, sodass man das Haus erst auf den zweiten Blick durch das Grün der Blätter hindurchblitzen sieht, und somit wieder für genau die Überraschung sorgt, die sich die Familie gewünscht hatte.