Stand: 24.05.2025 16:33 Uhr
Nach der Messerattacke am Freitag hat die Polizei bekannt gegeben, dass die mutmaßliche Täterin in eine Psychiatrie eingewiesen wird. Die vier lebensgefährlich verletzten Opfer befinden sich mittlerweile in einem stabilen Zustand.
Bei der mutmaßlichen Täterin handelt es sich laut Polizei um eine 39 Jahre alte Frau mit deutscher Staatsangehörigkeit ohne festen Wohnsitz. Beim Eintreffen der Polizei ließ sie sich widerstandslos festnehmen. Zwei Passanten konnten nach Polizei-Angaben durch ihr schnelles Eingreifen den Angriff der Frau stoppen. Zudem sei eine Streife sehr schnell vor Ort gewesen. Die Polizei geht von einer Einzeltat aus. Sie hat nach eigenen Angaben „sehr konkrete Hinweise“ auf eine psychische Erkrankung der Frau. Sie soll am Sonnabend einem Haftrichter vorgeführt werden, um sie in einer psychiatrischen Klinik unterzubringen. Ein politisches Motiv wird weiterhin ausgeschlossen.
Verletzte zwischen 19 und 85 Jahre alt
Nach Angaben der Polizei vom Sonnabend gab es insgesamt 18 Verletzte, davon vier lebensgefährlich Verletzte. Sie sind inzwischen alle in einem stabilisierten Zustand. Sieben weitere Personen wurden schwer verletzt, sieben leicht. Die Verletzten sind zwischen 19 und 85 Jahre alt.
Nach Auskunft von Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher konnten die ersten Verletzten bereits aus den Kliniken entlassen werden. „Das ist eine große Erleichterung“, schrieb der SPD-Politiker auf der Plattform X.
Frau sticht auf Reisende ein
Die Tat ereignete sich auf einem Bahnsteig zwischen Gleis 13 und 14 außerhalb der Bahnhofshalle vor einem wartenden ICE. Dort soll eine Frau wahllos auf Reisende eingestochen haben. NDR Reporter haben auch Videoaufnahmen der Tat gesichtet. Demnach standen zur Tatzeit die Menschen dicht gedrängt auf dem Bahnsteig. Inmitten der Menschenmenge war zu sehen, wie die Tatverdächtige einen Gegenstand, wahrscheinlich das Messer zückte und damit wild um sich stach. Dabei lief sie entlang der Bahnsteigkante und versuchte weitere Menschen zu erwischen.
VIDEO: Mehrere Verletzte nach Messerangriff im Hamburger Hbf (3 Min)
Über 400 Polizeikräfte im Einsatz
Insgesamt war die Polizei Hamburg mit 350 und die Bundespolizei mit rund 60 Beamtinnen und Beamten im Einsatz. Feuerwehr und Rettungsdienst waren mit 50 Kräften vor Ort, um die Verletzen zu betreuen.
Bahnverkehr in der Nacht wieder freigegeben
Nach der Messerattacke wurden in der Nacht alle Gleise für den Zugverkehr wieder freigegeben. Am Sonnabendmorgen fuhren die Züge wieder nach Plan. Das bestätigte eine Sprecherin der Deutschen Bahn.
Polizei und Spurensicherung sind in der Nacht im Einsatz nahe des Tatorts im Hamburger Hauptbahnhof.
Am Freitagabend war der Außenbereich zwischen Hühnerposten und Steintor weiträumig abgesperrt worden. Die betroffenen Gleise 13 und 14 waren ebenfalls dicht, laut Deutscher Bahn kam es zu Verspätungen und Umleitungen im Fernverkehr.
Tschentscher dankt Polizei und Rettungskräften
Am Freitag zeigte Tschentscher sich schockiert über den Messerangriff im Hauptbahnhof der Hansestadt. Die Tat sei erschütternd, schrieb er auf X. „Zahlreiche Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Vielen Dank an Polizei und Rettungskräfte für das schnelle Eingreifen.“
Tschentscher fügte hinzu: „Die Täterin ist in Gewahrsam. Ich wünsche den Opfern der Tat viel Kraft und hoffe, dass auch die Schwerverletzten gerettet werden.“
Fegebank: Mitgefühl mit den Opfern
Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) schrieb bei „X“: „Ich bin zutiefst erschüttert über die schreckliche Tat am Hauptbahnhof. Meine Gedanken und mein Mitgefühl sind bei den Opfern dieser sinnlosen Gewalt und ihren Angehörigen.“ Der Hamburger AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann sagte, wer glaube, Messerverbotszonen würden Messerattentäter abschrecken, sei gefährlich, dumm und naiv. Hamburgs Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) sagte: „Ich bin bestürzt über den Messerangriff am Hauptbahnhof, bei dem mehrere Menschen teils lebensgefährlich verletzt worden sind. Im Namen der Hamburgischen Bürgerschaft wünsche ich allen Opfern schnelle Genesung.“ Sie dankte auch den Rettungskräften, die am Freitagabend im Einsatz waren.
Merz sichert Tschentscher Unterstützung zu
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) telefonierte am Freitagabend mit Tschentscher und bot ihm die Unterstützung der Bundesregierung an. Auf der Plattform X schrieb Merz: „Die Nachrichten aus Hamburg sind bestürzend. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Mein Dank geht an alle Einsatzkräfte vor Ort für ihre schnelle Hilfe.“ Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) verurteilte den Messerangriff. „Es ist schockierend, wenn Reisende hinterhältig und feige attackiert werden“, sagte Dobrindt laut seines Ministeriums in der Nacht.
Fehrs: Schock für die Stadt
Die Landesbischöfin und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Kirsten Fehrs erklärte, die Kirche stehe an der Seite derjenigen, die in den kommenden Tagen Unterstützung bräuchten. Die Gewalttat sei ein Schock für unsere Stadt.
Gewerkschaft der Polizei fordert Konsequenzen
Andreas Roßkopf von der Gewerkschaft der Polizei für die Bundespolizei forderte bessere Kontrollmöglichkeiten für die Bundespolizei auf Bahnhöfen und den verstärkten Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) bei der Kameratechnik die auch Verhaltenserkennung beinhalte, damit man Verhaltensauffälligkeiten frühzeitig erkennen könne.
Opferbeauftragter bietet Hilfe an
Der Hamburgische Opferbeauftragte Arne Dornquast bot Betroffenen seine Hilfe an. Das Angebot richte sich nicht nur an Menschen, die eine körperliche Verletzung erfahren haben, sondern auch an Personen mit seelischem Hilfebedarf. Der Beauftragte hat die Aufgabe, den Opfern von Terroranschlägen und Katastrophen und deren Angehörigen unterstützend zur Seite zu stehen. Kontaktaufnahmen sind über die Telefonnummer 0800 000 7558 oder per E-Mail über opferbeauftragter@soziales.hamburg.de möglich.
Polizei sammelt Hinweise zur Tat
Die Polizei schaltete in der Nacht ein Hinweisportal frei, in dem Zeuginnen und Zeugen Informationen, Fotos und Videos im Zusammenhang mit der Tat zur Verfügung stellen können.
Im Hamburger Hauptbahnhof und im öffentlichen Personennahverkehr der Hansestadt ist das Mitführen von Waffen, auch Messern, verboten. Der Hauptbahnhof wird täglich von mehr als 500.000 Menschen frequentiert, so viele wie an keinem anderen deutschen Bahnhof.
Weitere Informationen
In Hamburg gilt seit 15. Dezember 2024 ein generelles Waffenverbot in allen Bahnhöfen des Nahverkehrs und des Fernverkehrs.
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Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 |
NDR 90,3 Aktuell |
24.05.2025 | 13:00 Uhr