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Am Welttag des Buches 2025 erfreut sich das gebundene Druckwerk größter Beliebt. Eine Offenbacherin erklärt, was Soziale Netzwerke damit zu tun haben.
Offenbach – Blick nach unten. Haltung gekrümmt. So kann es vorkommen, dass Romina Brucia durch Offenbachs Straßen läuft. In den Händen, nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, ein Smartphone, sondern ein Buch. „Manchmal kann ich einfach nicht aufhören, zu lesen“, sagt die 28-Jährige.
Romina Brucia ist hauptberuflich Altenpflegerin. Ihre Freizeit widmet sie ganz ihrer Leidenschaft. Auf Instagram und TikTok teilt sie mittlerweile Bücher, die sie gelesen hat, gibt Rezensionen und tauscht sich mit anderen Lese-Begeisterten aus. Die Arbeit als sogenannte Bookfluencerin oder BookTokerin beanspruche am Tag rund ein bis zwei Stunden. Obendrauf kommt noch die Zeit zum Lesen. Darin ist sie geübt: „Das schnellste waren zwei Stunden für knapp über 350 Seiten“, sagt sie.
„New Adult“ ist gerade bei jüngeren Menschen ein wachsendes Genre. „Bookfluencer“ oder „BookToker“ teilen in den Sozialen Netzwerken Rezensionen und Einkäufe. Die Offenbacherin Romina Brucia ist eine von ihnen. © Denker, Paula
Am liebsten liest sie „New Adult“ und „Dark Romance“. Beide Genres sind Untergattungen des Liebesromans, die sich in den späten 2000er-Jahren auf dem Buchmarkt etabliert haben. Besonders in den Sozialen Netzwerken wie Instagram und TikTok wächst die Bücher-Community, insbesondere um eben diese Genres.
BookToker und Bookfluencer wie Offenbacherin Romina Brucia sind Impulsgeber
Brucia schätzt an dem Genre die Realitätsnähe, die mit den Büchern behandelt werde. „Da steckt viel Tiefgründigkeit drin“, sagt die Bookfluencerin. Es seien keine platten Liebesgeschichten. Oft müssten die Charaktere Hürden meistern, mit denen sie sich auch privat identifizieren kann. „Die Geschichten sind viel mehr als reine Liebesgeschichten mit Happy End.“
Book-Toker und Bookfluencer (Wortschöpfung aus Book und TikTok respektive Influencer) sind wichtige Impulsgeber für Bücher. „Wir haben ein Phänomen, dass gerade junge Leute wieder verstärkt Bücher lesen“, sagt Thomas Koch, Sprecher des Börsenverbands des Deutschen Buchhandels. Dazu gehöre auch, wie die Bücher gestaltet sind: guter Farbschnitt und aufwendige Cover. Rund ein Drittel der jungen Menschen werde über Social-Media auf Bücher aufmerksam. In der Gruppe der 16- bis 19-Jährigen sind es sogar 38 Prozent.
Warum kommen Bookfluencer bei jungen Menschen so gut an? Man könne sich über die Sozialen Netzwerke sehr schnell untereinander vernetzten, sagt Brucia. Das gehe dort relativ schnell und unkompliziert. „Dann werden zum Beispiel Buddy-Reads oder Support-Gruppen angeboten.“ Das sei dann quasi wie ein Buch-Club.
Offenbacherin Romina Brucia hat Buch-Clubs im Netz
Wie beim klassischen Buch-Club auch verabredet man sich auf eine bestimmte Seitenzahl oder ein Kapitel pro Tag. „Dann tauschen wir uns aus.“ Was war besonders gut? Welche Emotionen wurden ausgelöst? Die Gedanken teilt Brucia im Anschluss mit ihrer Community auf Instagram.
Im Lesezimmer von Romina Brucia stehen mehr als 300 Bücher. Streng sortiert nach Verlag und Autor. © Denker, Paula
Bislang hat Brucia dieses Jahr zwölf Bücher gelesen. In ihrer Sammlung gibt es auch jede Menge ungelesene Bücher. Auf „Bookstagram“ hat das einen Namen: SuB – Was für „Stapel ungelesener Bücher“ steht. Bei Brucia sind das aktuell 190. Das Hobby geht also über das reine Lesen hinaus: Pro Monat hat sie sich daher ein Kauf-Limit von sieben Büchern gesetzt.
Aufwind dank Social Media
50 Millionen Beiträge wurden unter dem Hashtag „Booktok“ bereits hochgeladen. Das zeigen Zahlen von Media Control und TikTok. Die Geschlechterverteilung ist eindeutig: 75 Prozent sind weiblich. Männer konnten seit 2023 jedoch acht Prozentpunkte zulegen. Durch den Hashtag wurden in Deutschland rund 25 Millionen Bücher verkauft. Damit sind die Verkäufe um 108 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die Genres Young und New Adult fallen in die Warengruppen „Belletristik“ und „Kinder- und Jugendbücher“. Beide Warengruppen wachsen derzeit und verzeichneten 2023 und 2024 ein Umsatzwachstum. Buchhandlungen und Verlage greifen den Trend auf, bieten die Bücher, die auf „BookTok“ trenden, im Laden an.
„Bookstagram“ (Wortschöpfung aus Book und Instagram) habe aber auch negative Seiten, sagt Brucia. „Man vergleicht sich mit anderen.“ Teilweise würden Influencer etwa 15 bis 20 Bücher im Monat lesen. Den Anspruch, da mitzuhalten zu müssen, habe sie aber mittlerweile abgelegt und bezeichnet sich als Stimmungsleserin: „Ich lese nach Laune und nicht, was gerade im Hype ist.“
Offenbacher „Buchladen am Markt“ hat auch „BookTok“-Aufsteller
Auch im Offenbacher „Buchladen am Markt“ steht ein „BookTok“-Aufsteller. Aber: „Wir profitieren nicht von dem ganzen Hype“, sagt Inhaberin Andrea Tuscher. Die Leserschaft kaufe eher in den größeren und nicht in unabhängigen Buchhandlungen. Warum das so ist, erklärt sich Tuscher damit, dass die Leserschaft meist nicht beraten werden möchte. „Sie wissen, was sie wollen und kaufen die Bücher gezielt.“
In Nieder-Roden fand die Nacht der Bibliotheken statt. Es gab unter anderem ein Speed-Dating.