Stella Li ist die Nummer zwei beim chinesischen Stromer-Riesen BYD und verantwortet die Expansion nach Europa. Der erhoffte schnelle Erfolg hat sich bisher nicht eingestellt. In einem Interview mit dem ZDF sprach die Managerin über die Pläne für den Kontinent.
2024 hat BYD in Deutschland nur 2.800 Autos abgesetzt. „Letztes Jahr hat der Verkauf doch erst richtig angefangen. Im ersten Quartal dieses Jahres haben wir mehr Autos verkauft als im ganzen letzten Jahr“, sagte Li. Sie betonte, dass man neu auf dem Markt sei und harte arbeite. Im April habe es schon über 1.600 Neuzulassungen von BYD gegeben, im Mai würden es über 2.000 sein. „BYD kommt hier also mit großer Geschwindigkeit auf den Markt. Wir sind der einzige Autohersteller mit einer 400- bis 600-fachen Steigerungsrate!“
Die deutschen Kunden muss BYD nach Meinung von Li nicht überzeugen. Man müsse ihnen nur die Autos zeigen und sie diese testen lassen. „Die Deutschen lieben Autos, sie sind die Experten. Sie werden das schöne Design von außen sehen. Und wenn sie die Tür öffnen, werden sie die hohe Qualität erleben.“
Mit dem Dolphin Surf bringt die Marke jetzt ein kleines Elektroauto auf den deutschen Markt. Zum Start kostet er 19.990 Euro, ab Juli gilt der reguläre Grundpreis von 22.990 Euro. Das sei nicht billig, sondern „zugänglich“, meinte Li. Das Modell sei wichtig für BYD, „ein Elektroauto für jeden“. Auch der Service nach dem Verkauf sei wichtig. BYD arbeite daran, mehr Service-Werkstätten anzubieten und arbeite dafür auch mit Dritten zusammen.
EU-Strafzölle „nicht fair“
Die EU hat Strafzölle auf Elektroautos aus China eingeführt. Sie wirft der Regierung der Volksrepublik vor, ihren Herstellern mit hohen Subventionen einen unfairen Vorteil zu verschaffen. „Das ist eine unfaire Behauptung. Es gibt keinen einzigen Beweis, dass eine chinesische Firma eine besondere Subvention erhält“, sagte Li. Die Subventionen richteten sich an die Industrie insgesamt. Jeder, der in eine Produktion in China investiert, könne von Subventionen profitieren – auch VW oder BMW. „Man kann doch nicht einfach sagen, nur weil eine chinesische Firma wettbewerbsfähig ist, muss sie eine Subvention erhalten haben. Das ist nicht fair“, meinte die BYD-Topmanagerin.
Die neue Bundesregierung sollte „zum Wohle der ganzen Industrie und der Bürger“ eine nachhaltige Politik verfolgen, sagte Li. Die Politik sollte nicht ständig vor und zurück gehen. In China seien Elektroautos so erfolgreich, weil die Regierung dieses Ziel seit 20 Jahren verfolgt. „Sie hatten ein Ziel: Die Zukunft gehört dem Elektroauto. Sie haben das in die Fünf-Jahres-Pläne implementiert, und sie haben nie daran gerüttelt.“ In Europa sehe sie das Gegenteil. „Da müssen Autohersteller weiterhin in den Verbrennungsmotor investieren – und zugleich in das Elektroauto. Das verwirrt die Kunden. Und es sind doppelte Kosten für die Hersteller.“
BYD investiert gerade in eine neue Fabrik in Ungarn, auch in der Türkei werden zukünftig Autos produziert. Kürzlich gab es das Gerücht, der seit einigen Jahren exklusiv Plug-in-Hybride und Elektroautos bauende Konzern würde über eine weitere Fabrik in Deutschland nachdenken. Darauf angesprochen sagte Li: „Wir sind wie andere Firmen offen dafür, auch anderswo zu investieren, auch in Westeuropa. Und in Deutschland? Wir wissen es nicht.“