Stand: 29.05.2025 17:48 Uhr

Die Italien-Rundfahrt ist einfach sein Rennen: Nico Denz hat auf der 18. Etappe seinen dritten Giro-Tageserfolg gefeiert. Der Bora-Fahrer setzte sich am Donnerstag aus einer Ausreißergruppe als Solist ab und überquerte nach 144 Kilometern als Erster die Linie in Cesano Maderno. Mirco Maestri kam als Zweitplatzierter 1:01 Minuten nach Denz ins Ziel.

„Das ist wahrscheinlich mein emotionalster Sieg“, sagte der Triumphator hinterher. „Ich bin meinem Instinkt gefolgt. Im Finale hat die Gruppe nicht wirklich kooperiert. Ich dachte, ich probiere es einfach und setze alles auf eine Karte.“ Mit Erfolg.

Hauptfeld um Isaac Del Toro lässt Denz und Co. gewähren

Das Profil war prädestiniert für Ausreißversuche und entsprechend ging es schon kurz nach dem Start in Morbegno heiß her. Es entwickelte sich eine etwas größere Führungsgruppe von mehr als zehn Fahrern, die dann sogar auf über 30 anwuchs. Mit dabei waren auch Mads Pedersen, der in der ersten Giro-Hälfte lange in Rosa gefahren war, Christian Scaroni, der am Mittwoch die Königsetappe der diesjährigen Rundfahrt gewann, und Wout van Aert. Mit Felix Engelhardt und Denz schafften es auch Deutsche in die Spitzengruppe.

Das Peloton um Isaac Del Toro, der am Vortag eindrucksvoll seine Spitzenposition in der Gesamtwertung mit seinem ersten Etappensieg gefestigt und ausgebaut hatte, machte schnell klar, dass es die Führenden gewähren lassen würde. Der Vorsprung wuchs auf über zehn Minuten an, es deutete sich ein Massensprint der großen Gruppe an – zumal es auf den letzten 40 Kilometern nur noch flach Richtung Cesano Maderno ging.

Denz schafft es erst im Nachfassen in die Topgruppe – und lässt die dann stehen

Die Ausreißer kamen dort aber nicht geschlossen an, sie teilten sich nochmal auf und so fuhren zehn Profis um den Sieg – dazu gehörten weder Pedersen noch Scaroni oder van Aert, aber dafür Denz. Der Fahrer des Teams Red Bull-Bora hansgrohe hatte zunächst den richtigen Moment verpasst, aber schaffte es im Nachgang, den Anschluss an die erneut ausreißenden Ausreißer noch herzustellen.

Doch das reichte Denz nicht, 18 Kilometer vor dem Ziel gelang dem 31-Jährigen der entscheidende Angriff und er setzte sich im Alleingang von seinen Konkurrenten ab. Zwei Jahre zuvor hatte Denz auf der Italien-Rundfahrt seine bisher größten Erfolge gefeiert, als er erst die zwölfte und dann auch noch die 14. Etappe im Sprint einer Ausreißergruppe gewann. Nun fuhr er seinem dritten Sieg entgegen, zehn Kilometer vor Schluss betrug der Vorsprung fast 30 Sekunden.

Die Verfolger schafften es nicht, die Lücke zu verkleinern, auch vor den letzten 5000 Metern waren es noch 32 Sekunden, die Denz vor ihnen fuhr. Die Flamme Rouge passierte er sogar mit 47 Sekunden Vorsprung – der letzte Kilometer wurde so zu einer Triumphfahrt für ihn. Anders als bei seinen vorigen beiden Giro-Erfolgen, als er bis zum Ziel kämpfen musste, konnte er es genießen, warf schon vorzeitig Handküsse ins Publikum. Nach 3:12,07 Stunden riss er die Arme hoch und bewies, dass er ein echter Italien-Spezialist ist.

Nach Roglic gibt auch Ayuso auf

Der Tag hatte damit begonnen, dass nach Primoz Roglic auch der zweite große Favorit dieser Italien-Rundfahrt ausstieg. Juan Ayuso wurde am Vortag von einem Insekt ins Auge gestochen, der Spanier versuchte es zwar der Schwellung zwar noch, nach etwas mehr als 30 Kilometern entschloss er sich aber zur Aufgabe und stieg ins Fahrzeug seines UAE-Teams.

In den vergangenen Tagen hatte Ayuso schon Schwächen offenbart und seine Hoffnung auf den Gesamtsieg begraben müssen, nun endeten die enttäuschenden Wochen in Italien auch noch deutlich vor dem Ziel in Rom. Das war allerdings auch eine schlechte Nachricht für Del Toro, der am Vortag schon mit Jay Vine einen wichtigen Helfer verloren hatte, und nun noch weniger Unterstützung vor den entscheidenden kommenden beiden Tagen hat.

Zwei harte Bergetappen werden für die Entscheidung sorgen

Bevor es am Sonntag auf die letzte Etappe nach Rom geht, kommt es für die Fahrer nämlich nochmal knüppeldick. Der 18. Tagesabschnitt startet mit einem Berg der dritten Kategorie noch recht behutsam, es folgen allerdings drei Anstiege der ersten Kategorie und einer der zweiten Kategorie kurz vor dem Finish, das nach einer abschließenden Fünf-Kilometer-Abfahrt in Champouluc wartet.

Am Samstag gibt es wieder über 4.500 Höhenmeter zu bewältigen, auf den letzten 44 Kilometer wartet zunächst der Colle delle Finestre mit einer durchschnittlichen Steigung von 9,2 Prozent über 18,5 Kilometer, es folgt eine Bergankunft der dritten Kategorie. Vermutlich wird danach klar sein, wer den 108. Giro am Ende gewinnen wird.