Galerie mit 18 Bildern: Gruesome – 40th Annivevil European Tour 2024
Für jedes Qualitätsprodukt gibt es dieser Tage auf dem Sekundärmarkt eine günstige Alternative, die auf den ersten Blick denselben Inhalt, aber mindestens geringere Nachhaltigkeit bietet. Etwas Solches Musikern wie Matt Harvey (u.a. EXHUMED) oder Gus Rios (u.a. Ex-MALEVOLENT CREATION) zu unterstellen, grenzt zwar an Majestätsbeleidigung, und doch machen GRUESOME über ihre bisherige Bandlaufbahn seit 2014 öfter den Anschein, das Songmaterial aus der C-Schublade von DEATH hervorgeholt zu haben. Die Krux an der Sache: Selbst wenn Chuck Schuldiner Tracks verkatert und mit 39 Grad Fieber um 3 Uhr Nachts geschrieben und diese im Ausschuss der Death-Metaller aus Florida gelandet wären, so dürfte das Material dennoch den größten Teil der Konkurrenz locker in den Sack stecken.
Stilechte Huldigung der „Human“-Phase
Demzufolge machen GRUESOME auf ihrem dritten Album „Silent Echoes“ nach wie vor einiges richtig, und das, obwohl einige Passagen entweder fast schon als Kopie durchgehen dürften, andere wiederum wie neuartige, aber zweitklassige Ideen aus dem DEATH-Universum klingen. Mit dieser Platte hat sich die Worshipping-Truppe die vierte vollwertige Scheibe „Human“ vor die Brust genommen, und – man muss kein Experte sein – alles auf dem aktuellen Rundling des Kollektivs mieft nach 1991. Von Kopf bis Fuß. Vom Cover, über den kehligen Gesang von Harvey, bis hin zu den Riffs, welche insgesamt ein ganzes Stück verkopfter klingen als noch auf „Savage Land“ oder „Twisted Prayers“.
Während alles was Schuldiner angefasst hat, zu anspruchsvollen Arrangements wurde, die aber im gleichen Atemzug durch ihre grenzgeniale Schreibart ohne Umwege in die Ohren der Hörer:innen diffundierten, braucht es bei GRUESOME ein wenig länger. Trotzdem haben Songs wie „A Darkened Window“ (die markantesten Parts der Platte), „Shards“ oder „Fragments Of Psyche“ unter ihrer zunächst recht undurchdringlich wirkenden Haut aus vermeintlich schreddernder Gleichförmigkeit durchaus Diversifikationspotential zu bieten. Nun zahlt sich aus, dass Harvey & Co. herausragende Musiker sind, die zwar nicht die Genialität der großen Ikone, aber die Fähigkeit haben, seinen Stil absolut gefällig zu imitieren.
Gefällige Imitation des Originals
So erwischt man sich immer wieder dabei, dass man eben nicht zwangläufig sofort zum Original greifen möchte, sondern auch nach „Silent Echoes“ die Repeat-Taste betätigt. Die Hits für die Ewigkeit fehlen zwar, doch unterm Strich ist das an dieser Stelle in jeder Hinsicht zu verschmerzen und für Schuldiner-Maniacs sollte auch dieses Nachahmerwerk der „Human“-Phase einen Kauf wert sein.