Stand: 30.05.2025 19:40 Uhr

Daniel Altmaier hat in einem Spiel wie eine Achterbahn-Fahrt gegen den Serben Hamad Medjedovic das Achtelfinale der French Open erreicht. Altmaiers Gegner hatte offenbar mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, hielt aber wie ein angeschlagener Boxer durch. Die deutsche Nummer zwei gewann am Freitag mit 4:6, 6:3, 6:3 und 6:2. Es ist der zweite Achtelfinaleinzug von Daniel Altmaier in seiner Karriere.

Beim Stand von 1:2 im ersten Satz gab es eine medizinische Auszeit beim Serben: Die Turnierärztin musste Blutdruck und auch Fieber messen. Offenbar hatte Medjedovic einen Schwächeanfall, meldete sich aber nach ein paar Minuten zurück. Doch offenbar war die Nr. 73 der Weltrangliste noch nicht richtig fit und gab drei Spiele in Folge ab, Altmaier war auf dem Weg zum Satzgewinn.

Doch dann änderte der 21-Jährige Serbe seine Taktik und spielte riskanter – teils mit überrascht bewundernden Ausrufen der verwöhnten Zuschauer bei den French Open. Denn Hamad Medjedovic knallte teilweise seine Vorhandschläge mit ungeheurer Wucht die Linien entlang, unerreichbar für den Deutschen. Altmaier musste den ersten Satz trotz eines Breaks mit 4:6 abgeben.

„Das war ein bisschen unangenehm“, sagte Altmaier zu der langen Pause bei Eurosport. „Danach ging der Satz dann ziemlich schnell weg und das hat mich ganz schön genervt.“

Altmaier ringt um Fassung

Medjedovic nutzte die Pause nach dem ersten Satz zu einem längeren Kabinenbesuch. Altmaier raunte seinem Coach Alberto Mancini zu, er solle seine Zurufe lassen – konsterniert saß der 67. im Weltranking auf seiner Bank und suchte nach seiner Fassung.

Auch im zweiten Satz gelang Altmaier dann wieder ein Break; diesmal, weil der schlaksige Medjedovic plötzlich Fehler produzierte. Der 26-jährige Altmaier behielt die Nerven und holte sich trotz eines Doppelfehlers sein Aufschlagspiel zum 5:3. Medjedovic schien erneut gesundheitlich geschwächt und musste den zweiten Durchgang fast schon kampflos verloren geben.

Immer wieder musste sich Medjedovic gekrümmt vom Ballwechsel erholen

Stabilisiertes Aufschlagspiel

Im dritten Satz startete Altmaier mit einem souveränen Aufschlagspiel – besonders das erste Service kam deutlich präziser. Der Serbe zeigte nun auch zunehmend Nerven, ließ den Kopf hängen und haderte lautstark mit sich. Altmaier nutzte dies gnadenlos und schaffte ein frühes Break. Schnell stellte er auf 4:1. Medjedovic kauerte sich am Spielfeldrand in den Schatten und musste sich kurz ausruhen.

Erstaunlicherweise hielt sich der kämpfende Serbe im Spiel. Immer wieder schoss er mit Schlägen aus dem Arm den Ball zu Punktgewinnen ins Feld, kauerte am Spielfeldrand und diskutierte mit seinem Trainerstab. Würde Hamad Medjedovic aufgeben? Die Vokabel „aufgeben“ schien für die den jungen Profi vom Balkan nicht zu existieren. Er kämpfte weiter – und Altmaier spielte unbeeindruckt weiter und machte den dritten Satz mit 6:3 zu.

„Underarm Serve“ von Medjedovic

Im ersten Aufschlagspiel von Satz vier überraschte der Serbe Altmaier mit einem Aufschlag von unten: Altmaier hatte weit hinter der Grundlinie gestanden, das kurze Service erreichte er nur mit Mühe. Viel geholfen hatte der Coup Medjedovic nicht – Altmaier nahm seinem Gegner dann dessen zweites Aufschlagspiel ab und schaffte so wieder ein schnelles Break.

Der vierte Durchgang war nur eine Kurzgeschichte: Hamad Medjedovic schien die Partie nur noch über die Bühne bringen zu wollen und produzierte eine Unzahl an Fehlern, schnell stand es 5:1.

An Skurrilität kaum zu überbieten

Medjedovic schien sein letztes Aufschlagspiel fast sang- und klanglos abzugeben. Er wehrte fünf Matchbälle des Deutschen ab, musste sich zwischen den Aufschlägen immer wieder auf seinen Schläger stützen, war offensichtlich nun komplett am Ende seiner Kräfte. Doch nach mehr als acht Minuten Dauer nutzte er den Spielball und breitete die Arme wie nach einem Sieg aus.

Im achten Spiel des vierten Satzes lag Altmaier wiederum schnell 0:30 hinten, behielt aber die Konzentration und holte sich dann mit einigen guten Aufschlägen den Sieg. Altmaier rutscht mit diesem Erfolg in der Live-Weltrangliste auf Rang 50 vor. „Mein Ziel ist es, bei den Australian Open im kommenden Jahr zu den gesetzten Spielern zu gehören“, sagte Altmaier.