So viele Bürgermeisterkandidaten für eine Kommunalwahl hat es in Kaarst noch nie gegeben. 2020 traten vier Kandidaten an, diesmal ist es einer mehr. Denn die FWG stellt einen eigenen Kandidaten für den Chefsessel im Rathaus auf. Nach Amtsinhaberin Ursula Baum (FDP), Christian Horn-Heinemann (CDU), Lothar Fink (SPD) und Bodo Korzeniewsky (Wir für 41564) ist Mirko Düssel der fünfte Kandidat für die Kommunalwahl am 14. September.
Düssel, 58 Jahre alt, Unternehmensberater mit Lehrauftrag an der Ruhr-Universität Bochum, ist im Sauerland geboren, zog zum Studium nach Düsseldorf und vor 25 Jahren nach Kaarst. Erst im vergangenen Jahr trat er in die FWG ein – allerdings „nicht mit dem Ziel, dieses Jahr als Bürgermeisterkandidat anzutreten“, versichert er. Die Kandidatur sei Josef Karis geschuldet, der Fraktionsvorsitzende der FWG habe Düssel überzeugt, sich zur Wahl zu stellen.
Doch das ist nicht der einzige Grund, warum Düssel Bürgermeister werden will. „Kaarst hat eine Top-Lage, ich habe es in den vergangenen 25 Jahren genossen, hier zu leben. Jetzt ist es Zeit, etwas zurückzuzahlen. Wenn wir etwas verändern wollen, müssen wir auch bereit sein, Verantwortung zu übernehmen“, sagt er. Vorbereitet hat sich Düssel bereits: Er ackerte die Haushalte der vergangenen Jahre durch und war bei einigen Ausschusssitzungen zu Besuch. „Ich möchte aktiv mitwirken, die FWG will die Ratsarbeit neu gestalten“, sagt er. Heißt im Klartext: Weniger kritisieren, sondern mitarbeiten, um die Stadt erfolgreicher zu machen. „Kaarst könnte aus meiner Sicht viel mehr, das möchte ich konstruktiv begleiten“, so Düssel. Die nötige Moderationsfähigkeit als Bürgermeister, um die Interessen Einzelner zusammenzubringen und eine Lösung zu finden, bringe er mit.
In seiner beruflichen Karriere kümmerte sich Düssel unter anderem um die Finanzen von großen Firmen. „Budget ist mein Tagesgeschäft“, sagt er. In den vergangenen Jahren habe sich die Arbeitswelt verändert, Projekte werden agiler geführt und fertiggestellt. „Das müssen wir in die Kommune einbringen“, sagt Düssel und nennt als Beispiel die Digitalisierung: „Was wir in Kaarst machen, ist Digitalisierung für Arme und nicht zu Ende gedacht.“ Bei der Frage nach den Finanzen hat er auch eine klare Vorstellung. „Es geht nur über mehr Einnahmen“, sagt er. Kaarst sei ein guter Standort, allerdings gehe die Stadt „sehr unprofessionell mit dem Thema Gewerbeansiedlungen um“. Wenn ernsthafte Interessenten da sind, brauche man Mut, eine Entscheidung zu treffen. „Wir sollten aus der Vergangenheit gelernt haben, das sehe ich aber nicht, eine klare Strategie habe ich auch noch nicht gefunden“, sagt er. Es liege allerdings nicht immer nur an den Finanzen, dass es bei der Entwicklung der Stadt nur schleppend weitergeht.
Sollte Düssel nicht zum Bürgermeister gewählt werden, hofft er darauf, zumindest ein Mandat im Stadtrat zu bekommen. Hinter Karis und Gerhard Schmitz steht er auf Platz drei der Reserveliste, die mit 22 Kandidaten voll ist. In seinem Wahlkreis (Robert-Koch-Straße/Hinterfeld) tritt er gegen Marcel Finger (CDU) an, rechnet sich aber gute Chancen aus, diesen zu gewinnen. Doch Düssel ist sich auch bewusst, dass der anstehende Wahlkampf und der Weg ins Rathaus „eine herausfordernde Aufgabe wird“.