Straßentheater in Görlitz: das Festival ViaThea

Wir sind mittendrin in der Saison für Freilufttheater. Doch nur an wenigen Orten zeigt sich das so wunderbar wie in Görlitz beim Festival Viathea. Kunst- und Theaterschaffende aus ganz Europa kommen an die Grenzstadt und überraschen mit ihren Miniaturen – mal artistisch, mal mit Humor, mal mit Tanz, aber immer hinterlassen sie dabei großen Eindruck. Am Donnerstagabend sammeln sich erste Theaterspieler*innen im Görlitzer Stadtpark, wo eine ganz zauberhafte Atmosphäre entsteht. Am Freitag und Samstag sind sie dann rund um die Altstadt unterwegs. Wer es nicht verpassen will, ist gut beraten, sich ein Programmheft zu kaufen und damit das Festival auch finanziell zu unterstützen. Aber – und das ist eigentlich das Wunderbare daran – man kann auch einfach durch die Stadt laufen und sich mit Theater konfrontieren lassen.  

Weitere Informationen
Das Festival ViaThea findet vom 26. bis zum 28. Juni in Görlitz statt. Das Programm wird am 12. Juni veröffentlicht.

Tanztheater in Dresden: „Chotto Desh“ von Akram Khan

Der junge Akram Khan wollte einfach nur tanzen. Und er hat sein Ziel erreicht: Heute zählt er sicherlich mit zu den gefragtesten Tanztheatermachern der Welt. Wie schwer der Weg war, erzählte der Tänzer und Choreograf in seinem Solo „Desh“. Das Stück „Chotto Desh“ ist die Version für jüngeres Publikum, die aber laut dem Kritiker Brian Seibert in der „New York Times“ fast besser ist, als das Original, weil die Botschaft klarer und die Bühnenmagie noch strahlender ist. Khan kam in London als Kind von Einwanderern aus Bangladesch zur Welt. Immer wieder kommt es in der Kindheit zu Konflikten, weil der hart arbeitende Vater nichts für die Tanzideen seines Sohnes übrig hat. Im Tanzstück wird der nur durch eine simple Gesichtszeichnung auf der Glatze des Tänzers dargestellt. Das Stück ist auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft und so erzählt Khan in der Mitte auch das Märchen eines Jungen, der zu viel Honig von den Bienen genommen hat. Die Reise in den Dschungel wird auf der Bühne auf beeindruckende Weise mit leuchtenden Strichzeichnungen erzählt. So wird das Stück auch zu einem Plädoyer für kulturelle Vielfalt. 

Weitere Informationen
„Chotto Desh“
Tanzstück von Akram Khan

Adresse:
Festspielhaus Hellerau
Karl-Liebknecht-Straße 56
01109 Dresden

Dauer: 60 Minuten, keine Pause

Termine:
13. Juni, 19 Uhr
14. Juni, 19 Uhr

Performance in Dresden: „Droge Faust“ an der Bürgerbühne

Auch den hohen deutschsprachigen Klassikern ist der Rausch nicht fremd: Die Inszenierung „Droge Faust“ der Dresdner Bürgerbühne nimmt den Schulschreck von Goethes Versdrama als Grundlage, um über Drogen nachzudenken: Da wird in Auerbachs Keller dem Alkohol gefrönt, der Erdgeist spricht über die Ursprünge von Drogen, Grete nimmt MDMA und auf dem Brocken schwankt die Bindung zur Realität. In den Text von Janette Mickan sind auch zahlreiche Interview-Aussagen eingeflossen, beispielsweise vom ehemaligen Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Regisseurin Hanna Müller ist es gelungen, die 13 Jugendlichen, mit denen sie dieses Projekt realisiert hat, zu einem echten Kollektiv zu machen: Immer wieder sprechen sie Passagen als Chor, tanzen und lassen ihre Körper von unwillkürlichen Bewegungen (Kontrollverlust und Drogen gehören schließlich zusammen) durchzucken. Kritiker Tobias Prüwer zeigt sich in „Die deutsche Bühne“ überraschend begeistert von der Leistung des jungen Ensembles auf der Bühne und schätzt, dass der Abend auf den Zeigefinger verzichtet, dem Thema offen, aber nicht verharmlosend begegnet.  

Weitere Informationen
„Droge Faust“
Ein Jugendprojekt zu Sucht und Rausch von Janette Mickan.

Adresse:
Staatsschauspiel Dresden
Kleines Haus
Glacisstraße 28
01099 Dresden

Dauer: 85 Minuten, keine Pause

Termine:
18. Juni, 19:30 Uhr

Musiktheater in Dresden: „Die Bajadere“ an der Staatsoperette

Oper und Operette haben schon immer mit sogenannten Exotismen gespielt: Franz Léhar oder Giacomo Puccini haben in ihren Werken ein China komponiert, das so wohl nur in den europäischen Köpfen existierte, mit der Realität jedoch nur bedingt zu tun hatte. Das wirkt heutzutage etwas problematisch und darum wirkt das Stück „Die Bajadere“ von Emmerich Kálmán so passend. Die Bajadere sind Kunstfiguren, die indischen Tempeltänzerinnen nachempfunden sind. Ausgerechnet der indische Prinz Radjami verliebt sich in eine dieser Bajadere. Die Diskrepanz zwischen Bühnenwirklichkeit und Realität scheint ihn dabei nicht zu stören. Und so spielt die Operette wunderbar mit dem Theater selbst, das seinerseits gerne mit der Wirklichkeit spielt. Das überzeugt an der Staatsoperette Dresden, meint der Kritiker Jens Daniel Schubert in der „Leipziger Volkszeitung“: Weil Kálmán wunderbar komponieren konnte, die beiden Hauptrollen mit wunderbaren Stimmen ausgefüllt werden und die Regie von Cano Restrepo ein feines Gespür für Situationskomik beweist.  

Weitere Informationen
„Die Bajadere“
Operette von Emmerich Kálmán

Adresse:
Staatsoperette
Kraftwerk Mitte 1
01067 Dresden

Dauer: 170 Minuten, eine Pause

Termine:
8. Juni, 19:30 Uhr
9. Juni, 15 Uhr