Stand: 30.05.2025 11:10 Uhr

Der wegen Mordes verurteilte Alexander K. ist schon vor dem Ende seiner Strafzeit aus der Haft entlassen worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft Hannover mit. Eigentlich sollte der 37-Jährige erst am Samstag freikommen.

Zwölf Jahre nach dem Mord an einer Gelegenheitsprostituierten in Hannover ist der verurteilte Täter Alexander K. aus dem Gefängnis entlassen worden. Die Staatsanwaltschaft Hannover bestätigte auf Nachfrage des NDR Niedersachsen am Freitag, dass K. bereits vor dem eigentlichen Strafzeitende am 30. Mai aus der JVA Sehnde (Region Hannover) entlassen wurde. Demnach habe die Berücksichtigung von Freistellungstagen zu der vorzeitigen Entlassung geführt. „Nach dem Niedersächsischen Justizvollzugsgesetz können Strafgefangenen während der Dauer des Vollzugs unter bestimmten Voraussetzungen Freistellungstage zustehen, die auf das Strafzeitende anzurechnen sind“, sagte Sprecherin Kathrin Söfker dem NDR Niedersachsen. Dies könne dazu führen, dass Gefangene schon vor der Verbüßung ihrer Strafe aus der Haft entlassen werden.

Alexander K. in TikTok-Videos in Freiheit zu sehen

Die Anrechnung falle laut Söfker in die Zuständigkeit des Justizvollzugs und werde von der jeweils zuständigen Justizvollzugsanstalt vorgenommen. Weitere Auskünfte könnten nicht erteilt werden, so die Sprecherin. Als erstes hatte die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ über K.s anstehende Entlassung berichtet. Am Mittwoch teilten die Betreiber des Podcasts „Mord auf Ex“ auf ihrem Instagram-Kanal mit, dass sich K. bereits auf dem Weg nach Hannover befinde. Demnach poste der sogenannte Maschseemörder auf der Plattform TikTok Videos, auf denen er in Freiheit zu sehen sei.

Nach Entlassung fünf Jahre unter Aufsicht

Nach Behördenangaben wird Alexander K. nach seiner Entlassung für fünf Jahre unter Führungsaufsicht gestellt. Das bedeutet, dass er von Fachleuten engmaschig begleitet und unterstützt werde, etwa bei der Suche nach einer Wohnung oder Arbeitsstelle. Gleichzeitig werde er weiter behördlich beobachtet und kontrolliert. Denkbar seien demnach etwa regelmäßige Drogentests, so die Behörden. Wie die Führungsaufsicht konkret aussehen wird, ist derzeit noch unklar. Die Justizbehörden wollten sich auf Nachfrage des NDR Niedersachsen nicht äußern und verwiesen auf den Schutz von Alexander K.s Persönlichkeitsrechten und seiner Resozialisierung.

Opfer ermordet, zerstückelt und in Maschsee geworfen

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Ein Angeklagter im Gerichtssaal; im Vordergrund ist die Aufschrift "Justiz" auf dem Hemd eines Beamten zu sehen. © dpa Foto: Julian Stratenschulte

Zu zwölf Jahren Haft hat das Landgericht Hannover den Mörder einer Frau verurteilt, deren zerstückelte Leiche im Maschsee gefunden wurde. Der 25-Jährige muss in die Psychiatrie. (23.10.2013)
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Alexander K. war im Jahr 2013 vom Landgericht Hannover nach einem Indizienprozess wegen Mordes an der damals 44-jährigen Andrea B. zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass K. das Opfer in seiner Wohnung ermordet, zerstückelt und dann in den Maschsee geworfen hatte. Ein Spaziergänger entdeckte später den Torso des Opfers am Nordufer des Sees. Die Richter stuften den damals 25-Jährigen aufgrund seiner schweren Persönlichkeitsstörung sowie wegen seines Alkohol- und Drogenmissbrauchs als erheblich vermindert schuldfähig ein und ordneten eine Unterbringung in einer Psychiatrie an.

Täter laut Behörden nicht mehr psychisch krank

Für den Fall, dass Alexander K. vor dem Ende der zwölfjährigen Haftzeit für geheilt erklärt würde, sollte er laut dem Gerichtsurteil in ein Gefängnis verlegt werden. Im Sommer 2021 entließen die Behörden K. aus dem Maßregelvollzug in Moringen, da bei dem Mörder im Sinne des Strafrechts keine psychiatrische Störung mehr diagnostiziert werden könne, wie es damals hieß. Auch seine Drogensucht habe demnach therapiert werden können. Seitdem sitzt Alexander K. in der JVA Sehnde seine restliche Strafe ab.

Angehörige entsetzt, Fachleute unsicher

Angehörige der Ermordeten zeigten sich angesichts seiner anstehenden Entlassung entsetzt. Der Sohn der Frau sagte in dem Podcast „Mord auf Ex„, er sei sich sicher, dass Alexander K. wieder morden werde. Davon sei er zu 100 Prozent überzeugt. Fachleute, wie der Kriminologe und ehemalige niedersächsische Justizminister Christian Pfeiffer reagieren auf diese Frage, ob von K. noch eine Gefahr ausgeht, zurückhaltend. Es sei demnach unklar, wie er heute zu der Tat steht und ob er sie bereut oder immer noch Gewaltfantasien hat, sagte Pfeiffer dem NDR Niedersachsen. Aus seiner Sicht könne Alexander K. weiterhin ein gefährlicher Mensch sein – es sei völlig offen, ob seine Therapie tatsächlich erfolgreich war. Trotzdem gebe es keinen Grund, „Alarm“ zu schreien, da der Staat ihn ja zunächst weiter im Blick behalte, so Pfeiffer.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen |
Aktuell |
27.05.2025 | 06:00 Uhr

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