Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj feiert die „absolut brillanten“ Ergebnisse des Angriffes auf vier Militärstützpunkte tief im russischen Staatsgebiet. Es sei die „weitreichendste Operation“ seines Landes seit Beginn des russischen Angriffskrieges gewesen, sagte Selenskyj am Sonntagabend.
Zugleich versicherte er, dass die dafür nach Russland eingeschleusten Geheimdienstagenten „rechtzeitig aus dem russischen Gebiet zurückgeholt“ worden seien. Dagegen hatte der Kreml erklärt, es seien mehrere Verdächtige festgenommen worden. Beide Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.
Die Ukraine hat nach Angaben ihres Geheimdienstes am Sonntag „großangelegte“ Angriffe auf vier russische Luftwaffen-Stützpunkte weit hinter der ukrainischen Grenze bis nach Ostsibirien ausgeführt. Ziel des Einsatzes sei „die Zerstörung feindlicher Kampfbomber“, hieß es aus Kreisen des ukrainischen Geheimdienstes SBU.
In Kiew sagte ein Mitarbeiter des Geheimdienstes, man habe mehr als 40 russische Flugzeuge mit Drohnen angegriffen. Russland nutze diese strategische Bomber vom Typ Tu-95 und Tu-22, um Langstreckenraketen auf die Ukraine abzufeuern.
Mit dem Angriff habe die Ukraine der russischen Luftwaffe Schäden in Höhe von umgerechnet mehr als sechs Milliarden Euro zugefügt, erklärte der SBU. Dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zufolge kamen 117 Drohnen zum Einsatz.
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte ukrainische Angriffe mit sogenannten First-Person-View-Drohnen, kurz FPV-Drohnen. Mehrere Flugzeuge seien dabei in Brand geraten, Menschen aber nicht zu Schaden gekommen. Es seien Verdächtige für die Angriffe festgenommen worden, hieß es aus Moskau. Aus Gebieten in der „unmittelbaren Nachbarschaft“ von Flugplätzen seien Drohnen auf die Flugzeuge abgefeuert worden.
Die Ukraine nannte den Einsatz „Aktion Spinnennetz“. Dabei hätten sich die Angriffe unter anderem gegen die russische Militärbasis in Belaja in Ostsibirien gerichtet, die rund 4200 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt in der Region Irkutsk liegt. Zudem seien auch die Luftwaffen-Stützpunkte in Djagilewo, Iwanowo und in Olenia in der Region Murmansk in der russischen Arktis angegriffen worden. Diese Region liegt rund 1900 Kilometer von der Ukraine entfernt.
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Dabei seien Kampfflugzeuge vom Typ Tupolew Tu-95 sowie Tu-22 und spezielle Frühwarnflugzeuge Berijew A-50 zerstört worden. Nach offiziell unbestätigten Berichten setzte der ukrainische Geheimdienst Kampfdrohnen ein, die von Verstecken in Holzhäusern gestartet wurden, die auf Lastwagen verladen waren. Eine unabhängige Bestätigung war nicht möglich.
Das ist der erste Angriff dieser Art in Sibirien.
Igor Kobzew, Gouverneur der Region Irkutsk.
FPV-Drohnen können aus Sicht einer eingebauten Kamera gesteuert werden. Nach Angaben aus Kreisen der ukrainischen Geheimdienste wurden diese nach Russland geschmuggelt und von dort aus am Sonntag in Richtung ihrer Ziele gestartet.
Selenskyj feierte den Überraschungsangriff als „absolut brillanten Erfolg“. Dies sei die weitestreichende Operation der Ukraine im bisherigen Kriegsverlauf. „Ein Jahr, sechs Monate und neun Tage vom Planungsbeginn bis zur effektiven Umsetzung“, schrieb Selenskyj auf der Plattform X. Er habe den Geheimdienst angewiesen, die Öffentlichkeit über einen Teil des Einsatzes zu informieren.
Angriffe so weit im Landesinneren sind selten
Der Gouverneur der Region Irkutsk, Igor Kobzew, gab am Sonntag aber einen „Drohnenangriff“ auf das Dorf Srednij bekannt, das direkt neben der Militärbasis von Belaja liegt. „Das ist der erste Angriff dieser Art in Sibirien“, sagte er. Er rief die Bevölkerung auf, nicht in „Panik“ zu verfallen. Auf einem Video, das der Gouverneur veröffentlichte und das anscheinend von Anwohnern gedreht worden war, ist eine Drohne am Himmel zu sehen und eine große, graue Rauchwolke im Hintergrund.
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Der Gouverneur der Region Murmansk, Andrej Tschibis, hatte bestätigt, dass sich „feindliche Drohnen“ am Himmel befänden und dass die Luftabwehr arbeite. Russland gibt fast täglich bekannt, ukrainische Drohnen über seinem Gebiet abgeschossen zu haben. Es ist aber sehr selten, dass sie so weit im Landesinneren angreifen.
Die ukrainischen Angriffe erfolgten einen Tag vor voraussichtlich neuen direkten Gesprächen zwischen Moskau und Kiew. Diese sollen am Montag in Istanbul stattfinden. (AFP, dpa)