Solingen/Remscheid. Das Bergische Land soll robust werden. Die Gefahren und Attacken im digitalen Raum haben in den vergangenen Monaten eine neue Dimension erreicht. Das berichtet Stephan A. Vogelskamp, der in einem Fachbeirat des NRW-Wirtschaftsministeriums sitzt: „Die Sicherheitslage ist drängend.“

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Im Bergischen Land steht ein wegweisendes Projekt in den Startlöchern. Als Modellregion für Cybersicherheit soll das Städtedreieck Pate stehen für ganz Nordrhein-Westfalen: Was hier in Sachen digitaler Sicherheit erprobt wird, soll später auf andere Landesteile ausgeweitet werden. „Wir sind geografisch überschaubar und haben bereits die notwendigen Unternehmensnetzwerke“, sagt Stephan A. Vogelskamp.

Zuschlag ist längst da, bald soll es losgehen

So überzeugte die Region beim Wirtschaftsministerium des Landes. Es fördert die Modellregion mit einer knappen halben Million Euro, das Projekt läuft über drei Jahre. Der Zuschlag wurde 2024 erteilt, bald geht es los.

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Die „Modellregion Cybersicherheit Bergisches Land“ soll Maßnahmen, die Cyber-Experten mit dem Ministerium erarbeitet haben, in die Fläche bringen. „Die Großkonzerne können das gut stemmen“, sagt Vogelskamp mit Blick auf die Vorarbeit von „Wirtschaft. Digital. Sicher NRW“. „Es ist aber elementar, effektive Schutzstrategien in die kleinen und mittelständischen Unternehmen zu bringen.“

Margus Tsahkna ist in Estland aufgewachsen, als das Land noch eine Sowjetrepublik war: Unter anderem die Bedrohungslage durch Russland macht das kleine baltische Land zu einem digitalen Vorreiter. Der estnische Außenminister war schon in Solingen, um eine Cyber-Kooperation abzuschließen.

Margus Tsahkna ist in Estland aufgewachsen, als das Land noch eine Sowjetrepublik war: Unter anderem die Bedrohungslage durch Russland macht das kleine baltische Land zu einem digitalen Vorreiter. Der estnische Außenminister war schon in Solingen, um eine Cyber-Kooperation abzuschließen.

Das soll in Solingen, Remscheid und Wuppertal erprobt werden. Vogelskamp und sein Team warten nur noch auf den offiziellen Startschuss aus Düsseldorf. „Die Antragssituation beim Land ist aktuell komplex“, sagt der Geschäftsführer der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (BSWG/„Bergische Gesellschaft“).

Ursprünglich hätte es schon vergangenen Sommer losgehen sollen, jetzt wird es wohl ein Jahr später: „Es zeichnet sich eine zeitnahe Lösung der Situation ab. Wir suchen aktuell gemeinsam mit dem Land das Gespräch mit der Bezirksregierung.“

Projektbüro und schnelle Truppe

In Solingen soll ein Projektbüro entstehen, das die Bergische Gesellschaft aufbaut: Sie hat dort selbst auf dem Gelände der ehemaligen Firma Rasspe in Stöcken nahe der L74 ihren Sitz. Ein Experte für KI- und Cybersicherheit soll eingesetzt werden, dazu zwei Profis für Projektsteuerung. Denn das Vorhaben ist ehrgeizig: Die bergische Wirtschaft soll lernen, sich selbst zu helfen.

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Und nach den drei Jahren des geförderten Projekts soll es als Verstetigung eine Cyberabwehr geben, die teilweise öffentlich, teilweise privat finanziert sein soll. Eine schnelle Eingreiftruppe im Falle einer Attacke, „die ausrückt wie die Feuerwehr“, zeichnet Vogelskamp die Vision nach.

Früher nur Wirtschaft, heute Attacken auf die Gesellschaft

Das sei nötiger denn je. Das Projekt wird seit einigen Jahren vorbereitet. Damals war der Hauptfokus noch ein anderer: Es mehrten sich seinerzeit Angriffe auf Unternehmen, deren Daten verschlüsselt wurden – sie sollte dazu genötigt werden, eine Art Lösegeld zu zahlen.

Das geschieht immer noch. Aber es sind neue Angriffsarten hinzugekommen. „Der Anteil staatlicher Attacken nimmt massiv zu“, sagt Vogelskamp. Zum einen werden also Unternehmen lahmgelegt. Zum anderen aber auch Teilbereiche der öffentlichen Versorgung und Ordnung. „Wir spüren die veränderte, geopolitische Weltlage“, bezieht sich Vogelskamp auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine – und zunehmende „hybride Kriegsführung“.

Alle haben realisiert, wie hoch die Bedrohungslage ist.

Stephan A. Vogelskamp

seit 2016 Geschäftsführer

Dafür müsse sich Deutschland, dafür müsse sich die Region wappnen. Das Modellprojekt soll dabei helfen. „Die Resonanz aus der Wirtschaft ist immens. Alle haben realisiert, wie hoch die Bedrohungslage ist.“ Oder sie seien bereits betroffen gewesen. „Das Städtedreieck ist beim Thema Cybersicherheit völlig aktiviert.“

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Es sind gute Voraussetzungen, das Projekt auszubreiten. Das Büro vor Ort wird die hiesigen Unternehmen informieren, coachen, beraten und als Dienstleister den Markt beobachten: Welche Angebote gibt es vor Ort schon? Welche Arten von Cyberattacken sind aktuell? Wie sieht ein sinnvoller Notfallplan aus, wer sind die Ansprechpartner? Bislang vergehen häufig wertvolle Stunden, weil Betriebe nicht wissen, wer zuständig ist – und Daten-Forensiker sind im Akutfall schwer aufzutreiben.

IT-Security als Landesverteidigung

Als Modellregion soll das alles vor Ort zentralisiert, koordiniert und vernetzt werden. Die Bergische Universität ist zu Forschungszwecken an Bord. Die Modellregion will Schnittstelle nach Düsseldorf, Berlin und Brüssel sein. Ein immenses Aufgabenportfolio.

Laut Vogelskamp ist es höchste Zeit, sich zu wappnen: „Wir haben zur Wirtschaftssicherheit begonnen, inzwischen hat das Projekt eine neue Dimension erreicht. Cybersicherheit ist Landessicherheit.“

Das könne man an gezielten Attacken etwa auf Krankenhäuser, Versorgungsstrukturen oder militärische Einrichtungen festmachen. „Wir kooperieren mit einem Cyberzentrum der Nato in Estland, der estnische Außenminister Margus Tsahkna war zur Unterzeichnung hier in Solingen.“

Die Profis im Baltikum sollen helfen, Attacken auf bestimmte Unternehmen oder kritische Infrastruktur zu simulieren. Es ist ihr Kerngeschäft. Estland gilt als digitaler Vorreiter und ist gleichermaßen bedroht vom großen Nachbarn Russland.

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Präzision und Qualität. Das können wir im Bergischen Land.

Stephan A. Vogelskamp

zur Rüstungsindustrie

Die Zeiten sind rauer geworden. Dem wird die Modellregion im digitalen Raum begegnen. Dem begegnen immer mehr bergische Firmen auch in ihrer Fertigung. „Der Defense-Bereich wird immer wichtiger, die Rüstungsindustrie braucht Zulieferer“, sagt Vogelskamp.

In einigen bergischen Unternehmen könnte das Ausfälle aus der Automotive-Sparte kompensieren, wenngleich der Weg in den hochsensiblen Markt ein weiter sei. „Wir halten Verteidigung für einen sinnvollen Substitutionsmarkt. Rüstung braucht vor allem zweierlei: Präzision und Qualität. Und das können wir im Bergischen Land.“

Die Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft

Struktur: Die Städte Solingen, Remscheid und Wuppertal sowie die jeweiligen Stadt-Sparkassen und die Bergische IHK tragen die Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft.

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Informationen: Alle Informationen zur Modellregion und weiteren Projekten in Bereichen wie Automotive, Maschinenbaunetzwerk, Tourismus, Strukturentwicklung oder Regionalagentur: www.bergische-gesellschaft.de

Abkürzung: Sie kürzt sich inzwischen selbst nicht mehr mit „BSW“ ab, sondern mit „BSWG“, um Verwechslungen mit der später gegründeten Partei von Sahra Wagenknecht zu vermeiden.

ST