Veränderung war in den vergangenen Jahren für Semir Telalovic eine große Konstante: Seit der Stürmer im Sommer 2021 vom SSV Ehingen-Süd zum FV Illertissen ging, kommt er pro Jahr auf einen Vereinswechsel. Jetzt ist es erneut so weit: Der 1. FC Nürnberg hat den 25-Jährigen vom SSV Ulm verpflichtet. Doch das Unstete ist für Telalovic letztlich eine Auszeichnung, verdeutlicht es doch seinen erstaunlichen Werdegang vom Amateur zum Profi.
Borussia Mönchengladbach hat auf diesem Weg eine entscheidende Rolle gespielt, am Niederrhein machte Telalovic den größten Karrieresprung. Für die Gladbacher verbuchte der Stürmer seine ersten Einsätze in der Fußball-Bundesliga – nur etwas mehr als zwei Jahre, nachdem er in Ehingen noch in der sechstklassigen Verbandsliga gespielt hatte.
Zwar sind seitdem keine weiteren Spiele in der höchsten deutschen Spielklasse dazugekommen, doch hat sich Telalovic im Profifußball etabliert. Mehr noch: Seine Saison in der 2. Bundesliga beim SSV Ulm war bei zwölf Toren in 29 Einsätzen für den Aufsteiger derart gut, dass die ambitionierten Nürnberger um Trainer Miroslav Klose zuschlugen.
Telalovic: Künftiger Trainer war auch Spätstarter
Klose war einst ebenfalls ein Spätzünder, der mit Anfang 20 noch im Amateurbereich aktiv war, ehe er durchstartete und sich letztlich als Weltmeister und Rekordtorschütze der deutschen Nationalmannschaft verabschiedete. Ganz so steil verläuft die Kurve bei Telalovic nicht, doch dürfte ihm Klose sicherlich einige gute Tipps geben können, um künftig noch höher auf der Karriereleiter zu steigen.
Nach Gladbach gekommen war Telalovic im Winter 2022 als Verstärkung für die U23 und mit der Empfehlung einer guten Regionalliga-Halbserie in Illertissen. „In Illertissen war mir klar: Ich bin jung, Stürmer, und wenn ich meine Tore mache und fit bleibe, kann es was mit der Profikarriere werden. Ich wusste nicht, auf welchem Niveau, aber ich habe mir ausgemalt, so hoch wie möglich zu spielen“, sagte Telalovic vor einigen Monaten in einem Klub-Interview in Ulm. Er wusste das Sprungbrett, das die Gladbacher Zweitvertretung bot, zu nutzen.
Im Dezember 2022, als die Bundesligisten aufgrund der Winterweltmeisterschaften in Katar viel Zeit zum Trainieren hatten, rückte Telalovic hoch zu den Profis. „Es war eine mega Erfahrung, bei den Profis mitmachen zu dürfen. Am Anfang war ich natürlich nervös, aber nach ein paar Wochen kommt man da rein“, sagte Telalovic. Unter Trainer Daniel Farke lernte der Stürmer, was es braucht, um sich gegen gestandene Verteidiger durchzusetzen.
In Gladbach gab es keine Aussicht auf viel Spielzeit bei den Profis
Der Angreifer war somit der Regionalliga entwachsen (22 Tore in 50 Spielen für Gladbach), doch war die Aussicht auf viel Spielzeit bei Borussias Profis auch nicht gegeben. Telalovic wählte den Weg nach England, die Zeit bei den Blackburn Rovers war letztlich nur eine Zwischenstation, die nächste Stufe erklomm er erst in Ulm.
Dort hat sich Telalovic in der vergangenen Saison unter die besten 15 Torschützen der 2. Bundesliga geschossen, traf alle 143 Minuten. „Mit Semir bekommen wir einen Stürmertypen, der sich durch seine Schnelligkeit und seine Physis auszeichnet. Er hat in der Liga zudem durch seine Zweikampfstärke und seine Torquote auf sich aufmerksam gemacht“, lobte Nürnbergs Sportvorstand Joti Chatzialexiou nach der Verpflichtung. Jetzt geht Telalovic für den „Club“ auf Torejagd. Wie es so ist in einem großen Traditionsverein, das hat der Stürmer schon in Gladbach gelernt.