Als die TSV Hannover-Burgdorf am 27. März nach einem 32:18-Kantersieg über die SG BBM Bietigheim an die Tabellenspitze der Handball-Bundesliga sprang, keimten im Lager der „Recken“ die ersten zarten Hoffnungen auf, in dieser Saison etwas Großes erreichen zu können.
Zwar mussten die Niedersachsen schon drei Tage später Platz 1 wieder an die punktgleichen, in der Tordifferenz aber besseren Füchse Berlin abgeben, dennoch galten sie als Titelanwärter, sodass etwa Shootingstar Renars Uscins bekundete, dass die deutsche Meisterschaft für ihn „ein großes Ziel“ sei. Und Nationalmannschaftskollege Justus Fischer äußerte, dass er „irgendwann mit Hannover in der Champions League spielen“ möchte.
Hannover mittlerweile auf Platz 6 abgerutscht
Noch müssen sich die beiden Jungstars aber gedulden. In dieser Saison werden sie nicht Meister und in der kommenden Saison auch nicht in der Königsklasse spielen.
Denn acht Spieltage später zeichnet die Tabelle ein ganz anderes Bild. Das Team von Trainer Christian Prokop, der damals schon zur Demut mahnte („Die Spieler dürfen träumen. Aber Realismus tut uns gut.“), ist mittlerweile nur noch auf Platz 6 zu finden und hat bei noch zwei ausstehenden Spielen keinerlei Chance mehr, in die vorderen Regionen vorzustoßen.
Auf Spitzenreiter Füchse Berlin beträgt der Rückstand elf, auf den Zweiten SC Magdeburg zehn Punkte.
Zuletzt vier Niederlagen in Folge für die „Recken“
Ausgerechnet nach dem Höhenflug gegen Bietigheim am 24. Spieltag folgte der brutale Absturz. In der darauffolgenden Woche gab es in der heimischen ZAG Arena eine überraschende 30:36-Niederlage gegen FrischAuf Göppingen. Von den anschließenden sieben Partien gewann die TSV nur zwei, zuletzt gab es sogar vier Pleiten in Folge.
Völlig konträr verläuft die Formkurve beim THW Kiel, der am Mittwoch (19 Uhr/Dyn) bei den „Recken“ antreten muss. „The trend ist your friend“, heißt es im Lager des Tabellenvierten. Mit dem Last-Second-Sieg gegen den HSV Hamburg (38:37) am vergangenen Samstag machte der Rekordmeister das halbe Dutzend voll und will in Hannover nun den siebten Erfolg hintereinander feiern.
Beide Teams für die European League qualifiziert
Eines aber eint beide Teams: Sowohl der THW als auch die TSV, die nicht mehr aus den Top 6 fallen kann, spielen in der kommenden Saison international, wenn auch nicht in der Champions League. Die Kieler haben sich durch ihren Gewinn des DHB-Pokals für die European League qualifiziert, die Hannoveraner profitieren von der Titelverteidigung der SG Flensburg-Handewitt im zweitwichtigsten europäischen Wettbewerb, dürfen als viertes deutsches Team starten.
Somit ist das direkte Duell zwischen den „Recken“ und den „Zebras“ am Mittwoch sportlich ohne große Bedeutung. Dennoch erwartet THW-Trainer Filip Jicha vor 9900 Zuschauern in der ausverkauften ZAG Arena ein enges und intensives Spiel. „Die Hannoveraner spielen eine der besten Saisons in ihrer Vereinsgeschichte. Die werden in ihrem letzten Heimspiel noch einmal alles reinlegen.“ Und die Kieler in ihrem letzten Auswärtsspiel. Jicha: „Wir werden um jeden Zentimeter auf der Platte kämpfen. Der Hunger bei meinen Jungs nach einem Sieg ist groß. Wir wollen dieses Spiel gewinnen.“
Wie gierig die „Zebras“ auf die zwei Punkte sind, verkörpert keiner besser als Petter Överby. Im Spiel gegen den HSV Hamburg am Samstag zog sich der norwegische Kreisläufer in der Schlussphase eine Bänderverletzung im Sprunggelenk zu und humpelte, gestützt von zwei Helfern, vom Spielfeld.
„Petter ist ein Spieler, der viel austeilen, der aber auch viel einstecken kann. Er hat gesagt, sein Fuß sei blau, aber mit Tape gehe es.“
Filip Jicha
Trainer des THW Kiel zum möglichen Einsatz von Petter Överby
Dahmke und Pekeler mit im Mannschaftsbus
Doch bereits am Montag stand Överby mit getaptem Sprunggelenk wieder in Trainingshalle, um der Mannschaft in Hannover helfen zu können. „Petter ist ein Spieler, der viel austeilen, der aber auch viel einstecken kann. Er hat gesagt, sein Fuß sei blau, aber mit Tape gehe es“, berichtet Jicha.
Und auch die zuletzt pausierenden Rune Dahmke (Achillessehnenprobleme) und Hendrik Pekeler (Knieprobleme) saßen am Dienstag mit im Bus Richtung Hannover und könnten am Mittwoch zum Einsatz kommen.