VonAmy Walker
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Trump verschärft den Kurs in der Zollpolitik: Die Einfuhrabgaben auf Stahl und Aluminium steigen deutlich – mit Folgen für internationale Handelspartner, auch Deutschland.
Washington – Die von US-Präsident Donald Trump angekündigte Verdopplung der Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium ist in Kraft getreten. Seit Mitternacht (Ortszeit; 06:01 Uhr MESZ) gilt für Importe in die USA ein Satz von 50 Prozent – zuvor waren es 25 Prozent gewesen. Trump will damit nach eigenen Angaben Handelsungleichgewichte korrigieren und die heimische Industrie stärken.
Ausgenommen sind Stahl- und Aluminiumimporte aus Großbritannien, für die laut dem Weißen Haus weiter ein Satz von 25 Prozent gilt. Hintergrund ist ein Handelspakt, den die USA mit den Briten geschlossen haben.
Trump verdoppelt seine Zölle: US-Verbraucher werden sie spüren
Trump besiegelte den Schritt mit einer Anordnung, die er am Dienstag (3. Juni) unterzeichnete. Die Erhöhung der Zölle dürfte Importe erschweren und zu höheren Preisen führen. Ökonomen erwarten spürbare Auswirkungen für Verbraucherinnen und Verbraucher – etwa beim Kauf von Autos, Küchengeräten oder Konserven.
Die USA waren Stand 2024 nach der EU der weltweit größte Stahlimporteur. Wichtigste Herkunftsländer sind laut US-Regierung Kanada, Brasilien und Mexiko – unter den zehn größten Exporteuren in die USA ist auch Deutschland. Nach Angaben des deutschen Branchenverbands Wirtschaftsvereinigung Stahl sind die USA der wichtigste Absatzmarkt für die europäische Stahlindustrie. Aluminium beziehen die USA vor allem aus Kanada, den Vereinigten Arabischen Emiraten, China und Südkorea.
US-Präsident Donald Trump setzt auf Zölle als handelspolitisches Druckinstrument. (Archivbild)
© Julia Demaree Nikhinson/AP/dpa
Trump hat bereits zahlreiche Zölle verhängt oder angedroht, um aus seiner Sicht vorteilhaftere Handelsvereinbarungen zu erzwingen. Einige davon wurden juristisch angefochten – die neuen Abgaben auf Stahl und Aluminium sind davon aber nicht betroffen.
Wie reagiert Europa? EU kann Gegenzölle verhängen
Unklar ist bislang, wie die EU reagieren wird. Die EU-Kommission hatte Trumps Ankündigung am Wochenende scharf kritisiert und eine Reaktion noch vor dem Sommer angedroht. Als Affront wird das Vorgehen vor allem wegen der zuletzt intensivierten Verhandlungen um eine Beilegung des Handelsstreits gewertet.
Nach jüngsten Angaben aus der EU-Kommission liefen die Gespräche allerdings zu Beginn der Woche weiter und wurden als „sehr konstruktiv“ beschrieben. Heute ist ein weiteres Treffen zwischen EU-Handelskommissar Maros Sevcovic und dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer in Paris geplant.
Sollte Trump bei den verdoppelten Zöllen bleiben, könnte die EU kurzfristig Gegenzölle verhängen. Die Mitgliedstaaten hatten bereits im April den Weg dafür freigemacht. Zusätzliche Abgaben könnten unter anderem US-Produkte wie Jeans, Motorräder, Rindfleisch oder Zitrusfrüchte treffen. Auch Maßnahmen auf Industrie- und Agrargüter wie Autos, Süßkartoffeln und Whiskey werden erwogen.
EU und Trump verhandeln über Deal: Im Juli endet die Frist
Intensivere Verhandlungen zwischen der EU und den USA laufen seit der ersten Runde der Zollankündigungen von Trump. Ursprünglich hatte die EU bereits Mitte April Gegenmaßnahmen beschlossen, sie jedoch ausgesetzt, nachdem Washington eine 90-tägige Atempause gewährt hatte. Dieses Zeitfenster soll eigentlich für Verhandlungen genutzt werden. Die EU hatte bereits mehrfach betont, dass sie entschiedene Maßnahmen gegen US-Zölle einführen wird, sollten die Verhandlungen scheitern.
Verband: Neue Trump-Zölle erhöhen den Druck auf den EU-Markt
Die deutsche Aluminium-Industrie reagiert mit Sorge auf die Verdoppelung von US-Zöllen auf 50 Prozent. Eine weitere Eskalation schade nur allen Beteiligten, kritisiert der Branchenverband Aluminium Deutschland. Ein konstruktiver Dialog zwischen der Europäischen Kommission und der US-Administration sei dringlicher denn je.
Donald Trumps Strafzölle: Diese Produkte aus Deutschland werden jetzt teurer Donald Trump und die US-Regierung planen neue Strafzölle auf deutsche und europäische Importe. Die höheren Gebühren zielen auch auf Baumaschinen wie Bagger von Liebherr ab. © Imagebroker/Imago
Thyssenkrupp und Co. liefern hochwertigen Stahl für die Luftfahrt- und Autoindustrie. Deutsche Stahl- und Aluminiumprodukte sind von den höheren Zollgebühren betroffen. © Funke Foto Services/Imago
Deutsche Spielwarenhersteller wie Playmobil oder Schleich verkaufen ihre Artikel auch in Übersee. © Karina Hessland/Imago
Naschkatzen werden tiefer in die Tasche greifen müssen: In die USA importierte Süßigkeiten wie Haribo oder Ritter-Sport dürften sich verteuern. © BREUEL-BILD/ImagoAuf High-End-Mikroskope (z.B. von Zeiss) und medizinische Geräte (Röntgen, Chirurgie und mehr) werden Strafzölle erhobenAuf High-End-Mikroskope (z.B. von Zeiss) und medizinische Geräte (Röntgen, Chirurgie und mehr) werden Strafzölle erhoben. © Chinalmages/ImagoBier ist historisch in den deutschen Wurzeln verankert. Paulaner und Co. zahlen bei der Einfuhr in die USA künftig mehr GeldBier ist historisch in den deutschen Wurzeln verankert. Paulaner und Co. zahlen bei der Einfuhr in die USA künftig mehr Geld. © Ulrich Wagner/ImagoDeutsche Käse- und andere Milchprodukte dürften in den USA künftig teurer werdenDeutsche Käse- und andere Milchprodukte dürften in den USA künftig teurer werden. © IMAGO/Zoonar.com/totalpicsMusikinstrumente werden ebenfalls teurer. Deutsche Hersteller wie Steinway & Sons könnten eine weitere Produktionsverlegung in die USA in Erwägung ziehenMusikinstrumente werden ebenfalls teurer. Deutsche Hersteller wie Steinway & Sons könnten eine weitere Produktionsverlegung in die USA in Erwägung ziehen. © Eibner/ImagoFahrräder und E-Bikes wie von Hersteller Cube kosten beim Import in die USA künftig höhere ZollgebührenFahrräder und E-Bikes wie von Hersteller Cube kosten beim Import in die USA künftig höhere Zollgebühren. © NurPhoto/ImagoBayer gehört zu den großen Playern auf dem Pharmaziemarkt. Für Medikamente oder auch Impfstoffe aus der EU erheben die USA künftig höhere ZölleBayer gehört zu den großen Playern auf dem Pharmaziemarkt. Für Medikamente oder auch Impfstoffe aus der EU erheben die USA künftig höhere Zölle. © NurPhoto/ImagoWerkzeuge aus Deutschland haben Tradition und ein hohes Ansehen. Auf Produkte von Bosch und weiteren Anbietern gibt es höhere ZölleWerkzeuge aus Deutschland haben Tradition und ein hohes Ansehen. Auf Produkte von Bosch und weiteren Anbietern gibt es höhere Zölle. © STPP/ImagoEisenbahn- und Schienenfahrzeugtechnik mit dazugehörigen Komponenten: Siemens verdient eine Menge Geld in den USAEisenbahn- und Schienenfahrzeugtechnik mit dazugehörigen Komponenten: Siemens verdient eine Menge Geld in den USA. © Zoonar/ImagoIn den USA gibt es eine hohe Nachfrage nach Rostbratwürsten und vielem weiteren Fleisch aus Deutschland und anderen Ländern EuropasIn den USA gibt es eine hohe Nachfrage nach Rostbratwürsten und vielen weiteren Fleischsorten aus Deutschland und anderen Ländern Europas. © IMAGO/Ardan FuessmannDer europäische Industriekonzern Airbus liefert Flugzeuge, Hubschrauber und weitere Komponenten in die USADer europäische Industriekonzern Airbus liefert Flugzeuge, Hubschrauber und weitere Komponenten in die USA. © Xinhua/ImagoDeutschland beheimatet weltbekannte Sportartikelhersteller. Adidas, Puma und Co. werden bei der Einfuhr in die USA künftig stärker zur Kasse gebetenDeutschland beheimatet weltbekannte Sportartikelhersteller. Adidas, Puma und Co. werden bei der Einfuhr in die USA künftig stärker zur Kasse gebeten. © Zink/ImagoBMW, Mercedes und Volkswagen exportieren jährlich Autos im Wert von über 30 Milliarden Euro in die USA. Dafür werden künftig höhere Abgaben fälligBMW, Mercedes und Volkswagen exportieren jährlich Autos im Wert von über 30 Milliarden Euro in die USA. Dafür werden künftig höhere Abgaben fällig. © MercedesBrezeln sind deutsches bzw. bayerisches Kulturgut. Auch in die Vereinigten Staaten wird das Laugengebäck exportiert, ebenso wie andere BackwarenBrezeln sind deutsches bzw. bayerisches Kulturgut. Auch in die Vereinigten Staaten wird das Laugengebäck exportiert, ebenso wie andere Backwaren. © Rolf Poss/ImagoHalbleiter oder auch Sensoren von deutschen Technologiekonzernen wie Infineon erfordern künftig höhere AusgabenHalbleiter oder auch Sensoren von deutschen Technologiekonzernen wie Infineon erfordern künftig höhere Ausgaben. © Zoonar/ImagoBad- und Pflegeartikel wie die Nivea-Creme von Beiersdorf werden für Milliarden Euro auch in die USA verfrachtetBad- und Pflegeartikel wie die Nivea-Creme von Beiersdorf werden für Milliarden Euro auch in die USA verfrachtet. © IMAGO/Snowfield PhotographyDie Bekleidungsindustrie ist ebenfalls betroffen: Modeanbieter wie die Edelmarke Hugo Boss werden mit höheren Zollabgaben konfrontiert
Die Bekleidungsindustrie ist ebenfalls betroffen: Modeanbieter wie die Edelmarke Hugo Boss werden mit höheren Zollabgaben konfrontiert. © IMAGO/Sven SeveringSchnaps und anderer Alkohol: Auch Weine und Spirituosen aus Deutschland erfreuen sich in den USA großer BeliebtheitSchnaps und anderer Alkohol: Auch Weine und Spirituosen aus Deutschland erfreuen sich in den USA großer Beliebtheit. © Chromorange/ImagoChemie-Gigant BASF setzt ungeheure Mengen seiner Erzeugnisse auch in den USA ab. Für Kunststoffe, Spezial-Chemikalien und mehr werden höhere Zölle fälligChemie-Gigant BASF setzt ungeheure Mengen seiner Erzeugnisse auch in den USA ab. Für Kunststoffe, Spezial-Chemikalien und mehr werden höhere Zölle fällig. © Ulrich Roth/ImagoHaushalts- und Elektrogeräte zum Beispiel von Siemens werden künftig ebenfalls für höhere Kosten in die USA importiertHaushalts- und Elektrogeräte zum Beispiel von Siemens werden künftig für höhere Kosten in die USA importiert. © IMAGO/Michael BihlmayerKüchen und zahlreiche Einrichtungsstücke wie Möbel sind von den höheren Zollgebühren in die USA betroffenKüchen und zahlreiche Einrichtungsstücke wie Möbel sind von den höheren Zollgebühren in die USA betroffen. © IMAGO/Manfred SegererKaffee aus Europa wird bei der Einfuhr in die Vereinigten Staaten von nun an mehr Geld kostenKaffee aus Europa wird bei der Einfuhr in die Vereinigten Staaten von nun an mehr Geld kosten. © Zoonar/Imago
Nach Darstellung des Verbandes beträgt die absolute Höhe der deutschen Aluminium-Exporte in die USA rund 51.000 Tonnen beziehungsweise zwei Prozent der jährlichen Produktion in Deutschland. „Dies scheint gering, jedoch treffen die Maßnahmen die Industrie in einer ohnehin angespannten Lage“, hieß es bei Aluminium Deutschland. „Zudem wird mit der neuen Eskalationsstufe die Unsicherheit für die Unternehmen noch einmal deutlich erhöht.“
Noch größere Sorgen bereiteten die indirekten Wirkungen der angekündigten Maßnahmen: „Herkömmliche Lieferländer verlieren durch die gewaltige Höhe des Zollsatzes möglicherweise vollständig den Zugang zum US-Markt und fokussieren sich in der Folge noch stärker auf den europäischen Markt“, warnte der Verband. Der ohnehin schon erhebliche Importdruck auf Europa dürfte somit weiter steigen.
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