Donna Leon war dabei, als dieses Schweizer Musik-Flaggschiff in Flammen aufging

In ihrem neuen Buch «Backstage» gibt die amerikanische Bestsellerautorin mit vielen Anekdoten einen Einblick in ihr Leben und Schaffen. Eine Episode spielt in der Schweiz.

Schriftstellerin Donna Leon. Schriftstellerin Donna Leon.

Bild: Alex Spichale / KUL

Damit die Zeit bis zu ihrem neuen Commissario Brunetti nicht zu lang wird, erscheint jetzt «Backstage», in dem die Bestsellerautorin einen Blick hinter die Kulissen gewährt. 33 kurze Texte enthält der Band. Dass Donna Leon auf ein bewegtes Leben zurückblicken und ordentlich was erzählen kann, hat sie mit Titeln wie «Über Venedig, Musik, Menschen und Bücher» (2005) und «Ein Leben in Geschichten» (2022) schon bewiesen.

Auch im neuen Buch ist so manch nette Geschichte dabei. Wenn sie etwa erzählt, wie während ihrer Zeit als Englischlehrerin an einer Privatschule die Schüler sie dazu überreden, ein Konzert von Frank Zappa in Montreux zu besuchen – jenes legendäre und von Deep Purple besungene Konzert, bei dem das Casino in Flammen aufging.

Brand des Casino Montreux im Jahr 1971. Brand des Casino Montreux im Jahr 1971.

Bild: zvg

Besorgt schaut Donna Leon vor dem Konzert zu, wie ihre Schüler alles rauchen und schlucken, «was es zu rauchen und zu schlucken» gibt. Als später dann aber die Decke des Casinos in Flammen steht, ist sie heilfroh darüber. Rettet der «zugedröhnte Zustand» den Anwesenden doch wahrscheinlich das Leben, weil keiner in Panik gerät. Stattdessen kommentieren die Schüler gelassen jede Explosion nur mit einem «Wow!» oder einem «Cool». Wer weiss, wie sie in nüchternem Zustand reagiert hätten?

Eine wilde Zeit in den 70er-Jahren im Iran

Schön auch die Episoden aus dem Iran, wo Donna Leon Ende der 1970er-Jahre muslimische Hubschrauberpiloten unterrichten musste, denen die englische Sprache weniger Probleme bereitete als die Tatsache, dass sie von einer Frau unterrichtet wurden. Nach der Flucht des Schahs 1979 muss sie in einer Nacht-und-Nebel-aktion schliesslich das Land verlassen und verbringt die letzte Nacht in der Badewanne, weil das der einzige sichere Ort des bereits unter Beschuss stehenden Interconti Hotels in Teheran ist. Nicht zum ersten Mal erzählt Donna Leon von diesen bewegten Jahren. Das aber macht nichts. Gerne lauscht man ihr immer wieder, wenn sie von dieser wilden Zeit im Nahen Osten erzählt.

Private Rachepläne gegen eine nervige Nachbarin

Aber auch in Venedig, wo die 1942 in New Jersey geborene Amerikanerin von 1981 bis 2007 wohnte, geht es schon mal hoch her. Eines Nachts schrecken sie plötzlich Schüsse aus dem Schlaf. Die stammen aus der Wohnung gegenüber, in der eine ältere Dame, «bösartig wie eine Schlange», ihren Fernseher zu laut eingeschaltet hat. Zu reden ist mit der guten Frau nicht. Also spinnt Donna Leon bald Rachepläne, die Antenne auf dem Dach ihrer Widersacherin mit der Drahtschere abzuschneiden oder ein Streichholz in deren Klingelknopf zu stecken. An Einfällen mangelt es ihr nicht, hat sie als Krimiautorin doch genügend kriminelle Fantasie.

Auch von ihren Recherchen erzählt die Bestsellerautorin. Beim Schreiben von «Blutige Steine» (2006) zeigt ihr ein Juwelier bereitwillig seine teuren Diamanten. Zwei Jahre später wird ihm dieser Freimut zum Verhängnis und Diebe stehlen seine schönsten Steine. Und bei den Vorbereitungen zu «Vendetta» (1997) berichtet ihr eine Prostituierte, wie sie im letzten Moment aus dem Auto eines Serienmörders entkommen ist.

Weil Donna Leon ihre Essays aber wie ihre Krimis ohne Exposé schreibt, einfach Computer an und los, liest sich einiges planlos. Fans wird das nicht stören. Die freuen sich schon auf den nächsten Commissario Brunetti.

Donna Leon: Backstage. Übersetzt von Werner Schmitz, Christa E. Seibicke u.a. Diogenes, 256 Seiten.