Washington – Das Weiße Haus bezeichnet den Antrittsbesuch von Bundeskanzler Friedrich Merz am Donnerstag als routinemäßiges Treffen mit einem ausländischen Staatschef. Aber täuschen Sie sich nicht: Trumps unberechenbare Haltung bei Besuchen ausländischer Staatschefs hat Auftritte im Oval Office zu allem gemacht, nur keine Routine – fragen Sie nur den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj oder den südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa.

Es ist das erste Treffen zwischen Trump und Merz, und es geht um viel, obwohl ein treuer Verbündeter der USA kommt. Das Weiße Haus dürfte sich primär auf Merz’ Verteidigungszusagen konzentrieren, sowie auf die Bereitschaft Deutschlands zum Vorantreiben von Zoll-Verhandlungen zwischen den USA und Europa.

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Die neue Bundesregierung spricht davon, die Militärausgaben zu erhöhen und die „stärkste“ Armee Europas aufzubauen. Das gibt dem neuen Kanzler etwas Konkretes, mit dem er untermauern kann, dass sich Deutschland stärker an der Verteidigung Europas beteiligen will. Dieser Ansatz scheint jedenfalls in Trumps Washington bislang auf Resonanz zu stoßen. Verteidigungsminister Pete Hegseth hat Deutschland kürzlich sogar als Vorbild für andere Nationen hervorgehoben.

Trump hat zwar die verstärkten Luftangriffe des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf Kiew kritisiert, aber sein Engagement für eine Beendigung des Krieges – insbesondere zu für Kiew günstigen Bedingungen – ist widersprüchlich. Merz dürfte versuchen, Trump von weiteren Sanktionen gegen Russland zu überzeugen.

Die Handelspolitik: Trump ist bekanntlich davon überzeugt, dass zu viele deutsche Autos auf amerikanischen Straßen fahren. Der US-Präsident wird auf mögliche Zollzugeständnisse der größten Volkswirtschaft Europas drängen.

„Politico“-Vizechefredakteur Joe Schatz

„Politico“-Vizechefredakteur Joe Schatz

Foto: Rouse Photography Group

Besonders heikel und unberechenbar wird es für Merz, wenn Trump oder Vizepräsident JD Vance ihn mit Fragen zur Haltung der deutschen Regierung gegenüber der AfD provozieren. Vance hatte bei einem Besuch in München im Februar öffentlich die Behinderungen europäischer Regierungen gegenüber einwanderungsfeindlichen, rechten Parteien kritisiert. Und der ehemalige Haushaltszar des Weißen Hauses, Elon Musk – der derzeit mit den Republikanern im Kongress im Clinch liegt – unterstützte die AfD bei den Bundestagswahlen 2024. Dieses Thema wird Merz’ Fähigkeit, seine noch junge Beziehung zum US-Präsidenten zu steuern, auf die Probe stellen.