Das Schwergewichts-Boxen war lange Zeit gefangen: Es gab Tyson Fury (36), Anthony Joshua (35), Oleksandr Usyk (38), Deontay Wilder (39). Und das ewige Karussell von Rückkämpfen.

Der Ukrainer Usyk hält aktuell die Titel von WBC, WBA, WBO und IBO und tritt am 19. Juli in Wembley gegen IBF-Champ Danny Dubois (27/England) an. Je nach Ausgang könnte danach Bewegung in die Königsklasse kommen. Denn klar ist: Die Box-Welt sehnt sich nach neuen Typen.

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Und genau darum hat Mourad Aliev (29) Witterung aufgenommen.

Der 2,02-Meter-Hüne von Promoter Ahmed Öner (Arena) kämpft Samstag beim Universum-Abend in Hamburg (18 Uhr, DAZN) gegen Titelverteidiger Labinot Xhoxhaj (32/Kosovo) um die EBU-Europameisterschaft – und seinen eigenen WBC-Silver-International-Gürtel.

Den prestigeträchtigen EM-Titel trugen schon Größen wie Max Schmeling (†99), Lennox Lewis (59), Vitali (53) und Wladimir Klitschko (49). „Was ihn so besonders macht ist, dass es nur einen richtigen Europameister gibt. Das ist DER Gürtel“, erklärt Öner. „Wenn Mourad ihn jetzt gewinnt, ist er im Spiel.“

Bei Olympia in Tokio protestierte Mourad Aliev (29) mit einem Sitzstreik gegen seinen Disqualifikation

Bei Olympia in Tokio protestierte Mourad Aliev (29) mit einem Sitzstreik gegen seine Disqualifikation

Foto: Getty Images

Der Franzose Aliev wurde weltweit bekannt, als er sich bei Olympia 2021 in Tokio nach seiner umstrittenen Disqualifikation im Viertelfinale weigerte, den Ring zu verlassen und eine Stunde in den Sitzstreik trat. Inzwischen hat er seinen Frieden mit dem Skandal-Urteil von damals gefunden: „Es war ein wirklich trauriger Tag. Aber ich habe es akzeptiert. Es war mein Schicksal. Und im Nachhinein war es auch ein Wendepunkt. Ich habe danach meinen Promoter Ahmed Öner getroffen und bin Profi geworden. Im Leben passieren schlechte Dinge, aber daraus kann auch etwas Gutes entstehen.“

Alievs Eltern stammen aus Aserbaidschan. Er selbst wurde in Moskau geboren. Als Mourad sechs Jahre war, gab sein Vater Ozer (ein ehemaliger Amateur-Boxer) sein altes Leben auf und zog mit der Familie nach Frankreich, um dem Jungen ein besseres Leben zu ermöglichen.

Schwergewichts-Box-EM in Hamburg: Mourad Aliev wittert seine Chance

Die Familie wurde in Lille sesshaft. Noch heute leben sie dort in einer Sozialwohnung. „Ich suche nicht den Ruhm oder Status-Symbole“, stellt Aliev klar. „Ich will Weltmeister werden, um das Leben meiner Familie zu verändern. Sie sollen sich nie mehr um Geld sorgen müssen.“

Für den Weg gab er sich den Kampfnamen „weißer Wolf“. Denn: „Ich liebe Wölfe. Sie sind mir sehr ähnlich. Sie beschützten und respektieren die alten Wölfe, ihre Familie, Kinder. Und ich mag es, dass der Alpha-Wolf immer am Ende des Rudels bleibt, um die Schwächeren zu beschützen.“

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Seit der Kindheit trainiert der Alpha-Vater den Sohn. „Manchmal war es schwer und wir haben uns gehasst“, sagt Aliev ehrlich. „Aber das waren nur Phasen. Und das ist normal, wenn zwei starke Persönlichkeiten zusammenarbeiten. Wir haben wirklich eine gute Beziehung. Er hat mich gelehrt, ein Mann und ein guter Mensch zu sein. Er zeigt mir den Weg und ich folge ihm. Er hat mir noch nie einen schlechten Rat gegeben.“

Nach nur 13 Profi-Kämpfen (10 k.o.) steht der ungeschlagene Aliev – auch Dank Öners Arbeit – in der Rangliste des WBC auf Platz 10. Der EBU-Titel wäre der nächste Schritt nach oben. „Mein Plan ist einfach, zu gewinnen“, sagt Aliev vor seinem größten Kampf nüchtern. Denn Öner weiß: „Dann sind alle Türen offen.“

Im zweiten Hauptkampf im Zirkuszelt von Box-Weltmeister Angelo Frank (36) geht es zwischen Universum-Hoffnung Henry Grün (26) und dem in Hamburg lebenden Iraker Falah Simoqy (25) um die deutsche Meisterschaft (BDB) im Weltergewicht (66,7 Kilo).