Das Junioren-Endspiel der French Open wird das erste Grand-Slam-Finale seit 30 Jahren mit ausschließlich deutscher Beteiligung sein. Der Bundestrainer sieht eine erstaunliche Entwicklung, warnt aber auch.
Philipp Petzschner, Bundestrainer der Junioren im Deutschen Tennisbund, rückte die Kappe seines Lieblings-Fußballvereins Arminia Bielefeld noch einmal zurecht. Sie war vielleicht auch ein Schutz vor dem, was noch kommen würde.
Petzschner hatte mit seinen Spielern, die bei den French Open angetreten waren, eine Wette abgeschlossen. Sollte einer von Max Schönhaus, Niels McDonald oder Jamie Mackenzie das Turnier gewinnen, dürften sie mit seiner Frisur machen, was sie möchten.
Trainer Petzschner hat Angst um seine Frisur
Und Petzschner schwante an diesem frühen Freitagnachmittag übles: „Meine Frau hat schon gesagt: Schön, dich gekannt zu haben!“ Dass sich Niels McDonald und Max Schönhaus im Endspiel gegenüberstehen, war keine Selbstverständlichkeit. Sie gehörten vor diesem Turnier nicht zu den 20 besten Spielern in der Junioren-Weltrangliste. Demzufolge kann der Finaleinzug der beiden als große Überraschung gewertet werden.
McDonald besiegte im Turnierverlauf den an eins gesetzten Spanier Andres Santamarta Roig. Und auch Schönhaus hatte einige in den letzten zwölf Monaten erfolgreichere Spieler aus dem Feld geräumt.
Petzschner zeigte sich entsprechend stolz: „Was hier diese Woche passiert ist, ist unglaublich. Die Jungs haben einen unglaublich guten Job gemacht.“
Training in Stockholm, den USA und Frankfurt
Die beiden 17-Jährigen haben dabei einen unterschiedlichen Weg in dieses Finale genommen. McDonald, in Cardiff geboren und in Schwerin aufgewachsen, wechselte früh zum niedersächsischen Verband nach Oldenburg, um dort zu trainieren. Seit neun Monaten nun ist er an der „Good to Great“-Akademie in Stockholm.
Schönhaus dagegen ging früh in die USA. In Florida trainierte er an der IMG Academy in Bradenton. Als sich seine Gruppe auflöste, weil seine Trainingspartner den Weg ans College suchten, kam er zurück nach Deutschland und trainiert seitdem in Frankfurt.
Petzschner lobte die Entwicklung von McDonald und Schönhaus, aber auch der weiteren Spieler aus diesem Jahrgang: „Wir haben in der U14 angefangen, mit ihnen zusammenzuarbeiten, da waren schon alle dabei. Die Entwicklung geschieht immer unterschiedlich, aber wir glauben an das Potenzial unserer Jungs.“
Bis Jahresende weiter bei den Junioren
Schönhaus und McDonald gehen einen etwas anderen Weg als ihre beiden Teamkollegen Justin Engel und Diego Dedura, auch aus den Jahrgängen 2007 und 2008. Während Engel und Dedura schon auf der Männer-Tour unterwegs sind, wollen die beiden Finalisten bis Ende des Jahres auf der Juniorentour weiterspielen. Mit dem klaren Ziel, Ende 2025 zu den besten zehn Junioren zu gehören.
„Ich wollte mich auf eine Tour fokussieren und das Jahr in den Junioren beenden. Wenn ich Ende des Jahres unter den Top 10 stehe, bekomme ich Wild Cards für Challenger im nächsten Jahr“, so McDonald. Ein Programm des Tennis-Weltverbands ITF macht es möglich, dass die besten Junioren auf ihren ersten Schritten im Profitennis unterstützt werden.
Schönhaus: „Sind wirklich sehr gute Freunde“
Die beiden Finalisten sprachen von „gesunder Konkurrenz“ im Junioren-Team. „Wir schreiben uns vor den Matches, geben auch mal Taktiken weiter, wenn wir gegen den Gegner gespielt haben, wir sind wirklich sehr gute Freunde“ so Schönhaus.
Was dieses Ergebnis für die Zukunft aussagen wird, steht noch nicht fest. Doch Petzschner ist sich sicher, dass der Finaleinzug ein erster Hinweis ist, was noch kommen kann: „Von den Siegern bei den Junioren in den vergangenen 35 Jahren haben es etwa zwei Drittel unter die Top 50 geschafft. Das gibt einen Push. Es ist ein Schritt auf dem Weg zum Tennisprofi. Man muss aber weiter hart arbeiten.“
Der Junioren-Bundestrainer freut sich auf das Finale: „Unser Job ist gemacht, wir können uns das Finale ganz in Ruhe anschauen.“ Das Finale wird er mit neuer Frisur, wahrscheinlich unter einer Arminia-Bielefeld-Kappe versteckt, verfolgen.