Dortmunder Hauptbahnhof um 4 Uhr morgens, links Karl-Heinz Teike, rechts Norbert Keymer. © privat
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Über Wochen vorbereitet, führte ihre Tour von den Quellen des Mains bis zur Mündung in den Rhein: Zwei Radfahrer aus Castrop-Rauxel berichten von ihrer rund 760 Kilometer langen Frühjahrstour 2025 – inklusive kleiner Umwege, steiler Anstiege und technischer Herausforderungen.
Um für unsere Radreise gerüstet zu sein, hatten wir in diesem Jahr ein straffes Trainingsprogramm geplant. Wir – das sind Norbert Keymer (81) und Karl-Heinz Teike (69). Bereits im März starteten wir mit 80 bis 100 Kilometer langen Touren quer durchs Ruhrgebiet. Dabei wollten wir nicht nur Kondition aufbauen, sondern auch eventuelle Schwächen an unseren E-Bikes erkennen. Besonders die Akkuleistung stand im Fokus: Mit 750 Watt kamen wir nicht immer weit genug. Erst durch einen zusätzlichen 250-Watt-Akku ließen sich auch längere Strecken mit Steigungen zuverlässig bewältigen.
Über 24 Zechenstandorte
Für unsere Trainingstouren suchten wir gezielt neue Wege und besuchten ehemalige Zechenstandorte mit erhaltenen Schachtgebäuden. Mithilfe einer Online-Zechenkarte und passenden GPX-Tracks planten wir unsere Routen. Startpunkt war häufig außerhalb von Castrop-Rauxel, doch dank Deutschlandticket erreichten wir viele Städte im Revier bequem per Bahn – wenn auch nicht immer problemlos. Zusätzliche Tickets fürs Fahrrad, defekte oder zu kleine Aufzüge und Treppen in Bahnhöfen waren wiederkehrende Herausforderungen. Besonders Duisburg, Oberhausen und Hamm steuerten wir regelmäßig an, um bislang unbekannte Gegenden zwischen Kamp-Lintfort, Emmerich, Wuppertal und Hamm zu erkunden. So entdeckten wir über 24 Zechenstandorte sowie zahlreiche Halden und seltene Fördergerüste. In Königsborn trafen wir zufällig einen RAG-Kontrolleur, der uns erklärte, dass das dortige „Golfschläger“-Fördergerüst das letzte neu gebaute seiner Art im Revier war.
Haus Wahnfried in Bayreuth, das ehemalige Wohnhaus von Richard Wagner, liegt unweit der Mainquelle.© privat
Einige unserer Touren bleiben besonders in Erinnerung – etwa die nach Düsseldorf durch das bergische Land mit seinen Viadukten und Tunneln. Oder die Fahrt nach Emmerich mit Sonnenuntergang an der Lippe, die jedoch abrupt endete, als der Zug nach Hause ausfiel. Stattdessen mussten wir über Kleve nach Krefeld und Recklinghausen-Süd und schließlich mit dem Rad bis nach Hause weiterfahren – Ankunft war nach Mitternacht. Immerhin: die Akkus hielten durch, und die Kondition war da.
Über 1000 Kilometer Trainingstouren
Insgesamt legten wir in elf wöchentlichen Trainingstouren über 1000 Kilometer zurück – eine gute Vorbereitung für unsere geplante Mainradtour. Diese sollte uns von den beiden Quellen bei Bayreuth bis zur Mündung bei Mainz führen – ursprünglich etwa 650 Kilometer, am Ende wurden es 763, dank einiger Umwege und Extratouren. Besonders fordernd war der Anstieg zur Quelle des Weißen Mains am Ochsenkopf: mit 40 bis 50 Kilogramm Gepäck pro Rad waren wir dort allein unterwegs – Mountainbiker bevorzugten die Seilbahn.
Die Quelle des Weißen Mains liegt am Ochsenkopf im Fichtelgebirge – hier beginnt der Main seinen Lauf Richtung Rhein.© privat
Reibungslos verlief die Reise allerdings nicht. Eine Woche vor Beginn stornierte die Deutsche Bahn unsere reservierten Fahrkarten ersatzlos. Nach langem Suchen fanden wir eine alternative Verbindung – mit frühem Start in Dortmund und mehreren Umstiegen. In Warburg strandeten wir für einige Stunden, nutzten die Gelegenheit zum Frühstück und besichtigten später in Nürnberg spontan die Altstadt mit dem Rad.
Chaotische Rückfahrt
Die Rückfahrt verlief ähnlich chaotisch: ausgefallene Züge, schwierige Umstiege mit dem E-Bike, späte Ankunft in Dortmund und eine Nachtfahrt, die um 4.15 Uhr morgens endete. Dennoch überwiegen die positiven Eindrücke. Der Main, der bereits kurz hinter seiner Quelle durch weite Täler fließt, schlängelt sich durch Mittelgebirge in Bayern, Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz – mal eng zwischen Hügeln, mal durch breite Ebenen.
Der historische Marktplatz in Miltenberg zählt zu den bekanntesten Fachwerkkulissen am Main.© privat
Wir waren beeindruckt von den vielen kleinen Städten mit Marktplatz, Kirche und Rathaus – und oft auch einem Bäcker oder einer Eisdiele. Neben bekannten Orten wie Bayreuth, Bamberg, Würzburg, Frankfurt oder Mainz gefielen uns auch Kulmbach, Volkach und Wertheim. Regionaltypische Küche und Getränke variierten – mal passte besser Wein, mal Bier.
Zu den Höhepunkten zählten das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth, die Altstadt von Bamberg, die Basilika Vierzehnheiligen, die Festung Marienberg in Würzburg, Schloss Johannisburg in Aschaffenburg, die Frankfurter Skyline und der Römer – und nicht zuletzt der Ochsenkopf mit dem Asenturm. Wir waren stolz, ihn per Fahrrad erklommen zu haben – ganz ohne Seilbahn.
Die Alte Mainbrücke in Würzburg verbindet seit dem Mittelalter die Altstadt mit der Festung Marienberg.© privat
Fazit: Die Reise verlief ohne technische Pannen, mit meist gutem Wetter und nur zwei Regentagen. Es gab keinen Sturz – nur einmal kippte ein Rad um. Einige Hotels boten keine guten Lademöglichkeiten für E-Bikes; Bett&Bike-Häuser waren oft früh ausgebucht. Wer ähnliche Touren plant, sollte frühzeitig Fahrkarten buchen und gute Planungstools nutzen – wir kamen mit der Komoot-App gut zurecht.
Blick vom Mainufer auf die Skyline von Frankfurt – ein Kontrast aus historischer Uferbebauung und moderner Hochhausarchitektur.© privat