Die israelische Marine hat das Solidaritätsschiff von Greta Thunberg
und weiteren Aktivisten auf dem Weg nach Gaza gestoppt. Israelische Soldaten seien an Bord des Schiffs gekommen, teilten die Aktivisten auf Telegram mit. „Wir wurden in internationalen Gewässern abgefangen und entführt“, sagte Thunberg in einem dort veröffentlichten Video.

Nach Angaben des israelischen Außenministeriums wurde das Schiff zur Küste Israels gebracht, wo es nun vor Anker liegt. Alle Passagiere seien „in Sicherheit und unbeschadet“. Sie seien mit belegten Broten und Wasser versorgt worden. „Die winzige Menge an Hilfsgütern auf der Jacht, die nicht von den ‚Promis‘ aufgebraucht wurde, wird nun über echte Hilfskanäle in den Gazastreifen gebracht“, hieß es weiter. 

„Die Passagiere werden voraussichtlich in ihre Heimatländer zurückkehren“, hatte das Außenministerium zuvor auf X geschrieben. Das Ministerium bezeichnete das Schiff als „Selfie-Jacht“ von Prominenten und warf den Aktivisten vor, „eine Medienprovokation zu inszenieren“, um Publicity zu erlangen. An Bord des Schiffs sei „weniger als eine einzige Lkw-Ladung an Hilfsgütern“. Zuvor hatte das Ministerium mitgeteilt, die Marine habe das Schiff angewiesen, seinen Kurs zu ändern, da es sich einem Sperrgebiet genähert habe.

Der israelische Verteidigungsminister Israel
Katz hatte die Armee angewiesen, die Ankunft des Schiffs zu verhindern
und dabei „jedes notwendige Mittel zu ergreifen“. In einer Mitteilung von Katz hieß es zudem: „Der antisemitischen
Greta und ihren Freunden, den Hamas-Propagandisten, sage ich ganz klar:
Ihr solltet umkehren – denn ihr werdet Gaza nicht erreichen.“ Israel
hatte auch in früheren Fällen Aktivisten keine Genehmigung erteilt, mit
ihren Schiffen im Gazastreifen anzulegen.

Schiff sollte am Montagmorgen in Gaza eintreffen

Thunberg und elf
weitere Aktivistinnen und Aktivisten waren am Sonntag vor einer Woche
auf Sizilien in See gestochen
, um mit dem Schiff Madleen Hilfsgüter wie
Babynahrung und Medikamente in das Kriegsgebiet zu bringen. Zugleich
wollten sie mit der Aktion internationale Aufmerksamkeit auf die
humanitäre Lage dort richten. Nach ihrer tagelangen Fahrt durch das
östliche Mittelmeer wollten sie planmäßig eigentlich am Montagmorgen an
der Küste Gazas eintreffen. 

Thunberg ist mit
ihrem rigorosen Kampf für mehr Klimaschutz weltbekannt geworden. Die
mittlerweile 22-jährige Schwedin setzt sich seit Längerem aber vor allem
für die Belange der palästinensischen Bevölkerung ein. Ohne soziale
Gerechtigkeit könne es auch keine Klimagerechtigkeit geben, monierte
sie. 

© Lea Dohle

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Thunberg
wirft Israel dabei immer wieder vor, einen Völkermord an den
Palästinensern zu begehen. Kritiker halten ihr dagegen vor, bei ihren
Anschuldigungen gegenüber Israel das Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023
außer Acht zu lassen
, das den Gazakrieg ausgelöst hat. Dabei waren rund
1.200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere als Geiseln in den
Gazastreifen verschleppt worden. Gut ein Fünftel von ihnen ist bis jetzt
nicht freigekommen. 

Gazakrieg

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hat die Lieferung von Nahrungsmitteln, Medikamenten und anderen
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im Zuge ihres Krieges gegen
die Hamas fast drei Monate lang blockiert, diese Blockade
zuletzt aber etwas gelockert. Die israelische Regierung will die Hamas
nach eigenen Angaben unter Druck setzen, damit sie die verbliebenen Geiseln freilässt.