Stand: 09.06.2025 21:18 Uhr

Seine Spionageromane wurden weltweit mehr als 70 Millionen Mal verkauft – jeder ein Bestseller. Nun ist Frederick Forsyth laut Medienberichten am 9. Juni 2025 im Alter von 86 Jahren verstorben. Sein Leben war fast spannend und geheimnisvoll, wie seine Romane.

von Claudia Wallbrecht

Vor zehn Jahren ging durch die Zeitungen, Frederick Forsyth habe mehr als zwanzig Jahre lang für den britischen Geheimdienst gearbeitet. Ausgerechnet Forsyth, der Meister des Polit-Thrillers. Irgendwie hat man als Leser immer das Gefühl gehabt, dass Forsyth genau wusste, worüber er geschrieben hat. Spionageromane wie „Der Schakal“ oder „Die Akte Odessa“ waren beeindruckend realitätsnah.

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Der Bestsellerautor Frederick Forsyth - ein Schwarzweißbild aus dem Archiv © Britta Gürke/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Britta Gürke

Er feierte mit seinen Geheimdienstromanen weltweit Erfolge. Nun ist der britische Schriftsteller nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 86 Jahren gestorben. Mehr bei tagesschau.de
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Beobachter aus naher Distanz – 2015 Besuch in Hamburg

Und Forsyth‘ Leben war fast genauso spannend und geheimnisvoll, wie seine Romane. 2015 erschien seine Autobiografie: „Outsider“ – „Außenseiter“. Damals hat der Brite auch Hamburg besucht und sein Buch beim Harbour Front Festival in den Hamburger Kammerspielen vorgestellt.

Frederick Forsyth © C. Bertelsmann


Bestsellerautor Frederick Forsyth hat Spionageromane wie „Der Schakal“ geschrieben.

Den Begriff verstand der Autor durchaus als Ehrentitel: „Ich bin gern Außenseiter“, sagte er. „Das ist eine Lebensentscheidung. Denn Teil einer Sache zu sein bedeutet auch Selbstaufgabe, man unterwirft sich Regeln und verliert seine Unabhängkeit.“

Ein Angestelltendasein, Nine-to-five-Job? Nichts für Forsyth. Und schon für den kleinen Frederick war klar: Den Kürschnerladen des Vaters in Ashford wird er nicht weiterführen. „In meinem Heimatort übernahmen Kinder ganz selbstverständlich später den Betrieb der Eltern. Das war ihr Schicksal“, erzählte Forsyth. „Aber mein Vater war anders. Er sagte: ‚Geh fort. Draußen gibt es eine Welt, und die ist groß. Lern sie kennen.‘ Und das hab ich getan.“

Forsyth war mit 17 Kampfpilot, später Journalist

Seit seiner Kindheit im zweiten Weltkrieg waren die Piloten der Royal Air Force seine Idole. Und er selbst wurde mit 17 der jüngste Pilot, den die britische Luftwaffe jemals hatte. Die Faszination fürs Fliegen wird ihn zeitlebens begleiten.

Dennoch trieb es ihn weiter: zunächst in den Journalismus. Er wollte die Welt verändern, indem er sie beschrieb, ging als Auslandskorrespondent nach Afrika an die vorderste Front. Als einer der Ersten berichtete er über das sinnlose Morden und Sterben im nigerianischen Biafra.

Aber zu Hause wollte keiner die Wahrheit hören – weil England Waffen lieferte und gut verdiente an dem Krieg, in dem Tausende Kinder verhungerten. Der Zynismus der Mächtigen war ein Schock für den jungen Forsyth, der diese Erlebnisse nie vergessen konnte: „Das war traumatisch. Nicht so sehr die Kämpfe, aber als die Kinder starben. Ich habe damals den Glauben an jegliche Macht verloren. Fast jede institutionalisierte Macht ist korrupt. Damit will ich nichts zu tun haben.“

Amouröse Verwicklungen in der DDR

Weil er Deutsch sprach, wurde Forsyth auch als Korrespondent in die DDR geschickt. Seine Recherchen im östlichen Alltag waren gründlich – auch in erotischer Hinsicht. In einer Bar in Prag verliebte er sich in Jana, „sie war 21 und bildschön!“ – und auf ihn angesetzt, als Geheimagentin. Das erfuhr er aber erst bei der Zigarette danach. „Ich weiß sogar noch ihren Nachnamen, aber den verrate ich nicht“, sagte er verschmitzt. „Denn vielleicht lebt ja heute irgendwo in Tschechien eine nette runde Großmutter, die eines ganz bestimmt nicht braucht: dass all ihre Nachbarn erfahren, dass sie mal mit einem britischen Korrespondenten im Bett war. Also keine Namen!“

Verbindungen zum Geheimdienst

In einer Zeit, als „Macho“ noch kein Schimpfwort war, startete Forsyth seine nächste Karriere: Er schrieb Thriller über Geheimdienstler, Auftragskiller, untergetauchte Nazis.

Lebte er selbst ein gefährliches Agentenleben? Hatte er daher all sein Detailwissen? Mal ehrlich jetzt, Mr Forsyth! „Ich hatte ein bisschen mit dem Geheimdienst zu tun – aber ich bin, wie immer, auf Abstand geblieben“, versetzte er. „Anderseits: Der Kalte Krieg war schlimm. Europa unter ständiger Bedrohung durch die Sowjets. Wenn dich dein Land dann um Hilfe bittet, was antwortest Du? ‚Ja, okay.'“

Die gute alte Spionage – sie hieße heute Hacking, und davon habe er nun wirklich keine Ahnung, sagte Forsyth bei seinem Besuch in Hamburg, der immer auf der Schreibmaschine schrieb. Beim Erscheinen seiner Autobiografie 2015 kündigte er an: Sorry, dies sei sein letztes Buch: Er wolle noch so viele Fische zu fangen, Korallenriffe sehen, Hunde ausführen. „Es gibt so viel zu tun.“

Outsider. Die Autobiografie

von Frederick Forsyth

Seitenzahl:
384 Seiten
Verlag:
C. Bertelsmann
Veröffentlichungsdatum:
8. September 2015
Bestellnummer:
978-3-570-10266-4
Preis:
19,99 €

Dieses Thema im Programm:

Bücherjournal |
09.09.2015 | 00:00 Uhr

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