Baufällige Orte in Brandenburg
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Verlassene Bahnhöfe werden neu belebt
rbb24/Jasmin Schomber
Video: rbb24 | 10.06.2025 | Störmann/Schomber-Krause | Bild: rbb24/Jasmin Schomber
Viele Bahnhöfe in Südbrandenburg verfallen. Vereine und Kommunen wollen die leerstehenden Gebäude reaktivieren und entwickeln Nutzungskonzepte zur Rettung. Ein Beispiel ist der Bahnhof Neupetershain.
Die Fassade des zweistöckigen Backsteingebäudes bröckelt, die Fenster sind mit Holzplatten zugenagelt und das Gelände von Baustellenzäunen umgeben. Zwischen Cottbus und Dresden liegt der halbverfallene Bahnhof Neupetershain (Oberspreewald-Lausitz), er steht seit mehreren Jahren leer. Ähnlich sehen viele alte Bahnhöfe in Südbrandenburg aus, wie in Vetschau, Senftenberg oder Drebkau.
Im Rahmen des Projekts „Heimat gestalten“ diskutierten Studierende der BTU Cottbus-Senftenberg daher am Dienstag mit Planern, Kulturakteuren und kommunalen Vertretern über Zukunftsideen für die leerstehenden Gebäude. Unter dem Titel „Alte Orte, neue (T)Räume“ ging es per Exkursion vom Spreewaldbahnhof Cottbus durch die Region nach Neupetershain. Die zentrale Frage: Wie können aus den verlassenen Bahnhöfen neue Räume für die Gemeinschaft entstehen?
Kulturzentrum mit Kabarett geplant
Für den Bahnhof Neupetershain ist zum Beispiel ein Umbau zum Kulturstandort geplant. Der Verein „Neupetershainer Geschichte“ engagiert sich seit 2021 für die Wiederbelebung des alten Bahnhofs. Zusammen mit dem Institut für neue Industriekultur Cottbus (INIK) gaben sie dafür zuletzt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. „Wir lassen gerade unsere Ideen auf Wirtschaftlichkeit überprüfen“, sagte der Sprecher des Vereins, Steffen Soult, dem rbb am Dienstag. Eine dieser Ideen ist ein Kabarett. „Die Menschen lachen einfach zu wenig“, so Soult. „Und das gibt es hier nicht in der Gegend. Das hat entsprechend Mehrwert und zieht Leute aus der ganzen Umgebung.“
Diskussion über Voraussetzungen und Förderungen für Bahnhofsprojekte
Im Rahmen der Diskussionen wurde am Dienstag beraten, welche Voraussetzungen die Bahnhöfe haben und welche Förderungen dabei infrage kommen. „Solche Projekte brauchen politischen Rückhalt. Dafür müssen sie zeigen, dass sie ernsthaft und langfristig gedacht sind“, sagte Lars Scharnholz, Mitarbeiter des INIK. Auch technische Voraussetzungen wie Strom und Entwässerung seien entscheidend.
Fördermittel von bis zu 90 Prozent seien möglich, wenn ein Projekt als tragfähig eingestuft werde. Bisher sind laut dem Verein etwa 300.000 Euro an Spenden und Fördergeldern in das Projekt geflossen. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie kommen voraussichtlich 2026.
Bereits 2023 hatte ein Festival mit dem Titel „Unsere Bahnhöfe in Brandenburg“ das Gebäude für drei Tage kulturell wiederbelebt. Kombiniert wurde das Festival mit einer Konferenz, bei der Bahnhofseigentümer, Deutsche Bahn und der Verkehrsbund Berli-Brandenburg (VBB) über Ideen diskutierten.
Viele Bahnhöfe in privater Hand
Viele der verfallenen Bahnhofsgebäude in Brandenburg wurden privat verkauft. Von 310 Stationen sind laut der Deutschen Bahn (DB) nur noch 28 im Besitz der DB. Der Großteil wurde in den 90er Jahren an Kommunen oder private Investoren verkauft. Wo die neuen Eigentümer kein Interesse an einer Nachnutzung haben, bleiben die Gebäude dem Verfall überlassen.
In den letzten Jahren wurden jedoch auch eine Reihe von Nutzungskonzepten entwickelt und teilweise auch umgesetzt. In Senftenberg soll in den alten Bahnhof eine Stadtbibliothek einziehen. In Lauchhammer wird das Gelände grundlegend umgestaltet, mit neuen Räumen für die Gemeinde. In Annahütte, bei Schipkau, baute ein Architekt das alte Bahnhofsgebäude in ein Tonstudio um. Und in Herzberg (Elbe-Elster) kaufte die Kommune das Gebäude zurück, restaurierte es und nutzt es seitdem neben der gewerblichen Vermietung für kulturelle Veranstaltungen.
Sendung: rbb24, 10.06.2025, 16 Uhr