In London verlief die Gesprächswelle zwischen Washington und Peking still, aber höfliche Abschiedsgrüße und Pläne für ein Sommer-Treffen reichten aus, um die Nerven zu beruhigen. Die Märkte zuckten mit den Schultern — sie hatten das antiklimaktische Ergebnis bereits erwartet. Der Fokus richtet sich nun wieder auf die US-Inflation, und eine hartnäckige Sorge bleibt bestehen: Könnten diese lästigen Zölle doch noch das wirtschaftliche Getriebe blockieren?
Die USA und China kündigten am Dienstag eine Rahmenvereinbarung an, die auf eine Wiederbelebung ihres Handelsfriedens abzielt – insbesondere durch die Aufhebung chinesischer Beschränkungen bei Seltenen Erden. Die in London besprochene Einigung folgt einem im Mai in Genf erzielten Konsens, bedarf jedoch noch der Zustimmung durch die Präsidenten Trump und Xi. Sie soll auch eine teilweise Lockerung bestimmter US-Beschränkungen für Hightech-Exporte ermöglichen. Konkrete Details wurden am Ende der Verhandlungen allerdings nicht genannt. Die Märkte reagierten entsprechend vorsichtig, da bekanntlich im Detail der Teufel steckt. Bis zum 10. August haben beide Seiten Zeit, eine umfassendere Vereinbarung zu treffen.
Nach Bekanntgabe der Vereinbarung signalisierten die Futures an der Wall Street für den S&P 500 ein Minus von 0,3% zum Handelsstart. In Finanzsprache heißt das: „Ja, und?“ Ernsthafter betrachtet: Ein Teil des Fortschritts war bereits eingepreist – wahrscheinlich sogar der größte Teil, da der US-Aktienmarkt seit seinem Tief am 7. April um 25% gestiegen ist. Der Londoner Kompromiss, eher ein Moratorium, lässt zwei Monate Zeit, um eine bessere Lösung zu finden. Die gegenwärtige, im Vergleich zum Jahresanfang ungünstigere Zollregelung bleibt zwar bestehen, wird aber vorübergehend als Volatilitätsfaktor neutralisiert. Daher dürften sich die Märkte nun wieder stärker auf die Fiskalpolitik, das Budget, die Zinspolitik und allgemein auf die US-Makroökonomie konzentrieren.
Das beginnt heute mit den Inflationsdaten für Mai aus den Vereinigten Staaten, die am frühen Nachmittag veröffentlicht werden. Zur Erinnerung: Bisher haben Investoren die von der Einführung der Zölle prognostizierten Katastrophen nicht erlebt. Es gibt zwar einige Warnsignale, doch von einer makroökonomischen Explosion in Folge der Zölle kann keine Rede sein. Insbesondere der erwartete Preisauftrieb hat sich bislang nicht in nennenswertem Umfang gezeigt. Für Mai wird mit einer leichten Beschleunigung gerechnet. Ökonomen erwarten eine durchschnittliche jährliche Inflation von 2,5% nach 2,3% im April. Bei der Kerninflation (ohne volatile Komponenten) liegt der Konsens bei einem Anstieg von 2,9% nach 2,8% im April. Auch hier gilt: Die Details sind entscheidend.
Die Aktienmärkte setzten gestern ihren Anstieg fort – mit wenigen Ausnahmen. Der deutsche DAX etwa gönnt sich eine Verschnaufpause nach einem Anstieg von 25% seit Jahresbeginn. Es ist die dritte Sitzung in Folge im Minus für den europäischen Börsenstar 2025, belastet durch Gewinnmitnahmen im Rüstungssektor, darunter die neuen Börsenlieblinge Rheinmetall, Hensoldt und Renk. In der Schweiz schloss der SMI klar im Minus – wegen eines Kursrutsches bei UBS, dessen Aktienkurs durch neue aufsichtsrechtliche Vorgaben in der Schweiz belastet wurde. In den Vereinigten Staaten überwogen weiterhin die grünen Vorzeichen. Der S&P 500 liegt nur noch 1,8% unter dem Anfang des Jahres erreichten Höchststand. Von den vier großen Wall-Street-Indizes verzeichnet einzig der Russell 2000 im Jahr 2025 bislang einen Verlust (rund -3,3%). Der Index, der eigentlich am meisten von Donald Trumps Wahlsieg profitieren sollte, hinkt hinterher. „Zölle, Steuersenkungen, Repatriierung, Deregulierung… aber nichts für die kleinen Leute“, kommentierte Michael Hartnett sarkastisch. Der Chefstratege der Bank of America veröffentlichte in seinem letzten Marktbericht ein Schaubild, das zeigt, dass der „Bro-Billionaires“-Index seit Trumps Wahlsieg im November 2024 um 45% gestiegen ist, während der Russell 2000 7% verloren hat. In diesem virtuellen Index enthalten sind Nvidia, Meta Platforms, Palantir, Tesla, Interactive Brokers, ARK Innovation, Coinbase, Apollo Global Management und Bitcoin. Der Bro-Kapitalismus ist in vollem Gange… zumindest für jene, die ohnehin schon ganz oben stehen.
Im Asien-Pazifik-Raum fiel die Reaktion auf den US-chinesischen Kompromiss nach anfänglicher Neutralität überwiegend positiv aus. Japan legte um 0,5% zu, während Hongkong, Südkorea und Taiwan rund 1% zulegten. In Australien und Indien lagen die Zuwächse bei lediglich 0,1%. Für Europa signalisieren die Frühindikatoren einen schwächeren Handelsstart.
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Wirtschaftliche Höhepunkte:
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In den Nachrichten:
- Baywa verkaufte seine Beteiligung an Cefetra für 186 Millionen Euro.
- Scania erwirbt die Forschungsabteilung von Northvolt.
- Unicredit erhält nach Zustimmung zum Filialverkauf die EU-Kartellgenehmigung für die Übernahme von Banco Bpm.
- Inditex verzeichnete einen Umsatzanstieg von 6 % gegenüber dem Vorjahr, verfehlte aber die Quartalserwartungen.
- Raiffeisen Schweiz ernannte Gabriel Brenna zum neuen CEO.
- Fnac Darty zielt auf eine operative Marge von über 3 % bis 2030 ab.
- Mistral führt Europas erstes KI-Argumentationsmodell ein.
- Tesla plant die Einführung eines öffentlichen Robotaxi-Dienstes am 22. Juni.
- Boeing erreichte das Produktionsziel für die 737 MAX und erhielt im Mai 303 neue Aufträge.
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- Voestalpine Ag: Citigroup bleibt bei seiner Überperformance-Empfehlung und erhöht das Kursziel von 27 auf 28 EUR.
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- The Weir Group Plc: Deutsche Bank behält seine Kaufempfehlung bei und erhöht das Kursziel von 2210 auf 2710 GBX.
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