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Ski Aggu übernahm für Macklemore und lieferte eine gelungene Show für das Publikum ab. © Monika Müller/Monika Müller
Der propalästinensische US-Rapper tritt nicht beim World Club Dome in Frankfurt auf. Getanzt wird trotzdem, vor allem auch zu den Songs von 50 Cent.
Die Musik schwillt an und die Bässe donnern durch das Frankfurter Waldstadion. Im Publikum bricht Jubel aus und die ersten Handys schnellen nach oben, um Videos zu drehen. Doch zunächst kommen nur zwei Rapper auf die Bühne und heizen die Stimmung ein wenig an. Nach Sekunden des Wartens tritt dann der Maestro selbst vor den Mond, der hinter der Bühne thront. Fifty, also 50 Cent, der US-Rapper tritt mit schwarzer Glitzerhose, Basecap, schwarzem T-Shirt und natürlich Goldkette vor die Massen und bringt sie zum Feiern. Spätestens beim zweiten Song „P.I.M.P.“ sind alle dabei und schwenken die Arme im Takt.
Grund für Absage unklar
Curtis James Jackson der Dritte, wie 50 Cent mit bürgerlichem Namen heißt, ist sicherlich der größte, wenn auch als Rapper ungewöhnlichste Star des Abschlusstags des dreitägigen World Club Dome (WCD). Normalerweise stehen dort DJs und die elektronische Musik im Fokus. Allerdings sollte ja auch der US-Rapper Macklemore in Frankfurt auftreten. Seine Äußerungen zum Konflikt im Gazastreifen hatten schon im Vorfeld für viel Diskussionsstoff gesorgt. So wartete man gebannt auf den Auftritt, dem die Veranstalter schon nicht mehr die ganz große Bühne einräumten.
Und am Ende blieb allen Seiten ein möglicher Skandal erspart. Denn Macklemore kam nicht. Stattdessen unterhielt der deutsche Rapper Ski Aggu die Anwesenden. Die Vermutungen, warum Macklemore nicht kam, schossen ins Kraut. Ein Teilnehmer sagte, er habe gehört, der Künstler sei krank. Ein anderer behauptete, der Flug sei von schlechtem Wetter beeinflusst worden. Klar ist nur, die Veranstalter haben den Rapper nicht ausgeladen, der Künstler hat, wenn, dann von sich aus abgesagt. Sei’s drum.
Der Ententanz war am Wochenende aber nicht angesagt. © Monika Müller
Das Festival funktionierte am Sonntag auch bestens ohne den Rapper. Wer über den Eingang 2 an der Mörfelder Landstraße das Gelände betritt, wird schon von dröhnender Musik begrüßt. Auf der dort gelegenen „Zombie Stage“ steht fast durchweg Hardstyle auf dem Programm.
Und der Name hält, was er verspricht: harte und vor allem schnelle Bässe. Selbst am hintersten Fleckchen im abgezäunten Bereich, das am weitesten von der Bühne entfernt ist, bebt die Erde und der ganze Körper vibriert. Hinzu kommen Flammen und Nebel aus der Technik an der Bühne. Den Anwesenden gefällt es. Es wird getanzt, gehüpft und gestrampelt zu Liedern wie „Forever Young“ oder „Sweet Caroline“, die mit härterer Musik gemixt wurden. Es schallert ordentlich und viele stehen ohne Ohrenschutz im Schall.
Kaltes Wasser im Pool schreckt nicht
Auch die anderen Bühnen sind nicht weniger laut, aber immerhin nicht so gehetzt wie die Zombie Stage. Wie auch in den Vorjahren wird das Stadionbad ebenfalls bespielt. Die Pool-Area war an manchen heißen Festivaltagen schon beliebt, doch in diesem Jahr hat die Sonne beim WCD nur einzelne Gastauftritte.
Das war der World Club Dome – die schönsten Fotos vom Festival in FrankfurtFotostrecke ansehen
Deshalb sieht das Wasser am Nachmittag auch sehr leer aus. Doch dann kurz nach 17 Uhr springen plötzlich doch ein paar hartgesottene Frauen hinein und schnappen sich aufgeblasene Ringe und treiben umher. Das scheint anzustecken und bald sind immerhin sechs Menschen gleichzeitig im kalten Wasser. Die Temperatur, gemessen mit der feinfühligen Hand des Autors, liegt ziemlich wahrscheinlich bei 17,3 Grad Celsius. Oder so.
An der Zombie Stage darf es auch mal härtere Musik sein. © Monika Müller
Statt im Wasser hat es sich Thoralf mit seiner Begleiterin lieber auf einer der Liegen gemütlich gemacht. Der 21-Jährige hat bereits World-Clube-Dome-Erfahrung und ist auch diesmal wieder an allen drei Tagen dabei gewesen. „Es ist deutlich schlechter als letztes Jahr“, sagt er dann auch recht ehrlich. Es seien weniger Leute auf dem Gelände und die Acts seien in diesem Jahr nicht so gut.
„Hat mir nicht gefallen“
Er persönlich hatte sich auf den französischen Künstler „I Hate Models“ gefreut, doch der hätte diesmal schneller und härter aufgelegt als normalerweise. „Das hat mir nicht gefallen“, sagt der Frankfurter, der ursprünglich aus dem Schwabenland stammt, als Resümee.
Wie es sich für ein Festival gehört, steht natürlich nicht immer die Musik im Vordergrund. Auch das Zwischenmenschliche ist wichtig. So gibt es beispielsweise die Möglichkeit, sich bei sportlichen Challenges zu messen. Wer schafft die meisten Liegestütze, wer hält am längsten im Unterarmstütz durch? Die Tafel des Ruhms zeigt, dass jemand 100 Liegestütze gemacht und jemand anderes mehr als neun Minuten aufgestützt haben soll. Das kann natürlich sein, konnte aber nicht verifiziert werden.
Aufklärung über Drogen
An anderer Stelle wird mit Bällen in große Tonnen geworfen. Das erinnert an das Trinkspiel Bierpong, nur dass hier nicht getrunken wird. Komisch. Allerdings sollte nicht daraus geschlossen werden, dass dies eine alkoholfreie Veranstaltung war. Gebechert wurde mehr als genug. Und härtere Sachen kamen sicherlich auch zur Anwendung.
Ohne Hopfenkaltschale fände es mancher nur halb so gut. © Monika Müller
Davon ist Adrian am Stand von „Safe Party People“ überzeugt. Gemeinsam mit Emily und Milli repräsentiert er das Angebot des Frankfurter Vereins Basis. Sie sind üblicherweise in Clubs unterwegs, aber informieren auch gern auf Festivals. Es gehe um Aufklärungsarbeit über Drogen und deren Konsum. Der soll möglichst risikofrei sein, weshalb man einige Dinge verteilt. Etwa Aktivkohlefilter für Joints, Kondome für Sex oder Ziehblöcke für Kokain.
„Es geht um Aufklärung ohne Tabuisierung“, sagt Emily. Häufig spreche man auch mit Menschen, die keine Drogen nähmen. Auch das sei wichtig, weil es beispielsweise den Trend des „Spiking“ gebe. Dabei versetzen Leute die Getränke von anderen mit Drogen, ohne dass diese das wissen oder wollen. Das könne schnell gefährlich werden und eine junge Frau hatte dem Trio berichtet, dass ihr dies passiert sei. Auch dafür bietet das Projekt ein Hilfsmittel: Schutzdeckel für Flaschen oder Gläser. „Es ist wichtig, aufeinander zu achten“, sagt Emily.