Seine Polyesterskulpturen waren in den 1960er-Jahren politische Statements – und sind heute noch aktuell: Die Kunsthalle widmet dem Bildhauer Joachim Bandau eine Ausstellung.

Der Name Joachim Bandau ist in der Rhein-Neckar-Region bekannt. Vertreten wird er von der Mannheimer Galerie Sebastian Fath Contemporary. Sebastian Faths Vater Manfred stellte Bandaus Arbeiten schon 1981 im von ihm geführten und erst wenige Jahre zuvor eröffneten Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen aus – bevor er auf die andere Rheinseite wechselte und Direktor der Mannheimer Kunsthalle wurde. Die besitzt mit dem 1968 entstandenen „Hörchelmonument“ eine der wichtigsten Arbeiten Bandaus.

Dieses Werk aus der Sammlung war der Ausgangspunkt für eine kleine, feine Ausstellung in einem der „Kuben“ genannten Räume im oberen Stockwerk des Museums. In Zusammenarbeit mit dem in Aachen lebenden Künstler, der im nächsten Jahr seinen 90. Geburtstag feiern darf, wählte Kuratorin Luisa Heese, in Nachfolge Inge Herolds seit wenigen Wochen stellvertretende Direktorin der Kunsthalle, eine Reihe von Skulpturen aus den späten 1960er-Jahren aus, die sich mit dem Menschen und der Gesellschaft, mit Konsum. Körper und Technologie auseinandersetzen. „Sie sind Zeugnisse ihrer Zeit“, sagt Heese, „und man kann sie in der Gegenwart noch einmal neu bewerten.“

Kommentar zum Skandal

Noch spannender sind die Arbeiten, wenn man erfährt, in welchem Kontext sie entstanden sind. So ist das „Hörchelmonument“ ein Wortspiel und bezieht sich auf den damaligen Innenminister Hermann Höcherl, der in einen Skandal verstrickt war: Nachdem 1963 herausgekommen war, dass die Regierung die Bürger verfassungswidrig hatte telefonisch überwachen lassen, hatte er gesagt, seine Beamten und er könnten „nicht den ganzen Tag mit dem Grundgesetz unter dem Arm herumlaufen“. Bandaus Figur hat weit ausgestreckte Arme, unter die man überhaupt nichts klemmen kann. Andere Werke reagieren auf die damals sehr präsente und vieldiskutierte erste Organtransplantation. Die Erweiterung des menschlichen Körpers durch Technologie habe Bandau damals sehr beschäftigt, sagt Heese. Und er sei heute, mit 89 Jahren, immer noch sehr interessiert und produktiv.

Die Ausstellung

„Joachim Bandau: Die frühen Polyesterskulpturen 1967-1974“, bis Sonntag, 20. Juli, in der Kunsthalle Mannheim. Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag bis Sonntag 10-18. Mittwoch 10-20, erster Mittwoch im Monat 10-22 Uhr.