Die für ihre Hochbegabtenförderung bekannte Ludwig-Hoffmann-Grundschule in Friedrichshain wehrt sich gegen den vom Schulamt avisierten Umzug aus dem Grünberger Kiez zur Landsberger Allee ans alte Sport- und Erholungszentrums (SEZ). Am Sonnabend verschickte die Schulleitung einen wütenden Brief. Kurz darauf legte die Elternschaft mit einem Protestbrief nach.
Mehr Platz für Kinder mit Autismus
Den beiden Schreiben zufolge präferiert Bildungsstadtrat Andy Hehmke (SPD) die Verlagerung der Grundschule, um an ihrem bisherigen Standort an der Lasdehner Straße Platz für eine Gemeinschaftsschule zu schaffen. Denn die Hoffmann-Schule teilt sich das Grundstück mit der Temple-Grandin-Grundschule, die einen Förderschwerpunkt für Kinder mit Autismus hat und seit Langem zu einer Gemeinschaftsschule ausgebaut werden möchte. Dafür reicht der Platz nur dann, wenn die Hoffmann-Schule auszieht.
Für den Ausbau zur Gemeinschaftsschule spricht, dass speziell im Bereich Autismus ein schwerwiegender Mangel an Schulplätzen besteht. Wenn die betroffenen Kinder überhaupt auf einer geeigneten Grundschule landen, ist es spätestens beim Übergang zur Oberschule mit großen Strapazen verbunden, einen Platz zu finden – oder gelingt gar nicht.
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Allerdings ist dieser Bedarf und Wunsch der Grandin-Schule schon lange bekannt, ohne dass bisher davon die Rede gewesen wäre, dass die Hoffmann-Schule weichen muss. Das hat sich inzwischen geändert: Alle Varianten für den Umzug der Grandin-Schule seien verworfen oder zumindest als weniger gut gewertet worden als die Verlagerung der Hoffmann-Schule, heißt es aus der Bezirksverordnetenversammlung
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Eltern und Schulleitung fühlen sich übergangen
Was die Schulleitung und die Eltern ärgert: Sie wurden nach ihrer Darstellung nicht vorab in die Diskussion einbezogen, sondern erst am 6. Juni in das Bezirksamt bestellt. Dort erfuhren sie von den Plänen.
„Im Ergebnis wurde uns dann mitgeteilt, dass unsere Ludwig-Hoffmann-Schule in der Lasdehner Straße am Standort geschlossen werden soll. Verkauft wurde uns das als ‚Umzug‘ in eine noch zu bauende Grundschule am SEZ – ein Resultat diverser Fehlplanungen“, heißt es im Brief der Schulleitung. Bau und Fertigstellung dieser Schule seien wohl für 2026 bis 2028 geplant.
Dieser kolportierte Umzug ist eine Zerschlagung der Schule.
Die Schulleitung der Ludwig-Hoffmann-Schule
„Klar ist: Dieser kolportierte Umzug ist eine Zerschlagung der Schule“, warnen Schulleiterin Andrea Häntsch und ihr Stellvertreter Stefan Barthel. Bei den gesamten Überlegungen des Schulamtes hätten „weder das Engagement an unserer Schule noch die Ergebnisse der Schule im Berliner Vergleich“ eine Rolle gespielt.
Gerade erst hatte die Schule einen hervorragenden Bericht der Schulinspektion erhalten. Sie gehört zu den berlinweit seltenen Schulen, denen nur Stärken und keinerlei „Entwicklungsbedarfe“ attestiert werden. Hinzu kommt, dass die Ergebnisse bei den Vergleichsarbeiten weit über dem Durchschnitt liegen.
Hervorragende Lernleistung
Die Ludwig-Hoffmann-Schule gehört zu den wenigen Schulen, die sich mit ihrem Abschneiden bei den Vergleichsarbeiten (Vera 3) schmücken können. Laut Homepage der Schule hat die Schule 2025 „ausgezeichnet abgeschnitten“. So sei der Anteil der leistungsstärkeren Schülerinnen und Schüler („Optimalstandard“) mindestens dreimal höher als in vergleichbaren Schulen. Hingegen betrage der Anteil der Kinder, die die Mindeststandards nicht erfüllen, nur 50 Prozent des Anteils in vergleichbaren Schulen, beim Lesen sogar nur 25 Prozent.
„Wir waren entsetzt über die Bestrebungen, unsere Schule zu zerschlagen, und haben dies im Gespräch deutlich formuliert“. heißt es im Brief der Schulleitung weiter. Sie habe Stadtrat Hehmke „aufgefordert, andere Planungsvarianten zu entwickeln, die den Bestand unserer Schule am Standort sichern“.
Das sind die Forderungen der Eltern
Dem Aufruf der Schulleitung, „für den Erhalt der Schule am Standort zu kämpfen“, folgten Eltern auf dem Fuße: Kurz nachdem das Schreiben der Schulleitung sie erreicht hatte, verschickten sie ihrerseits einen Brandbrief mit der Überschrift, dass „Tradition nicht plattgemacht werden“ dürfe. Ihre Forderungen:
- Sofortiger Stopp der Schließungspläne für den Standort Lasdehner Straße
- Alternative Lösungen zur Deckung des Schulplatzbedarfs in Friedrichshain – ohne den Verlust der Ludwig-Hoffmann-Grundschule
- Transparenz und echte Beteiligung der Schulgemeinschaft an den Planungen
- Die uneingeschränkte Wahrung des Partizipationsverfahrens gemäß dem Leitfaden der Berliner Schulbauoffensive.
Die Eltern argumentieren damit, dass es bei dem geplanten „Umzug“ um mehr als nur um einen Standort gehe, nämlich um „Berliner Stadtgeschichte“. Sie verweisen darauf, dass das denkmalgeschützte Hauptgebäude der Ludwig-Hoffmann-Grundschule von 1906 bis 1908 nach den Entwürfen des bekannten Berliner Stadtbaurats Ludwig Hoffmann errichtet worden sei, der das Berliner Stadtbild mit zahlreichen öffentlichen Gebäuden, Schulen, Bädern und Krankenhäusern geprägt habe. Die Schule trage nicht nur seinen Namen, sondern pflege dieses Erbe auch, etwa mit dem „Ludwig-Hoffmann-Tag“ und dem Ludwig-Hoffmann-Preis für besonderes soziales Engagement und schulische Leistungen.
Die Ludwig-Hoffmann-Grundschule ist tief im Grünberger Kiez verwurzelt.
Aus dem Brief der Elterninitiative „Rettet die Ludwig-Hoffmann-Schule“
Zudem verweisen die Eltern auf die Lage der Ludwig-Hoffmann-Grundschule im Kiez neben dem Regenbogenhaus. Mit diesem Kinder-, Jugend- und Familienzentrum in Friedrichshain pflege die Schule seit Jahrzehnten eine enge Kooperation. Besonders sichtbar sei diese Zusammenarbeit im schuleigenen Garten, den Kinder des Regenbogenhauses und der Ludwig-Hoffmann-Grundschule „gemeinsam gestalten“. Es werde gebaut, gepflanzt und geforscht.
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Als Schule mit mathematisch-naturwissenschaftlichem Schwerpunkt fördere die Ludwig-Hoffmann-Schule diesen Zugang zur Natur „ganz gezielt, unter anderem im Grünen Klassenzimmer, das mit Unterstützung des Regenbogenhauses und durch Spenden des Fördervereins realisiert wurde“, heißt es in dem Protestbrief weiter. Jedenfalls sei die Ludwig-Hoffmann-Grundschule „tief im Grünberger Kiez verwurzelt – und aus ihrem aktuellen Standort nicht wegzudenken“.
Unterzeichnet ist das Schreiben von der Elterninitiative „Rettet die Ludwig-Hoffmann-Schule“, die öffentliche Protestaktionen sowie eine Petition ankündigt. Eine Stellungnahme des Bezirks lag bis zum Redaktionsschluss nicht vor.