Wie erreicht man mit seinen Hilfsangeboten diejenigen, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht von sich aus die Hand nach diesen ausstrecken? Für Wuppertals erste weibliche Streetworkerin Kim Lange ist der Lösungsansatz so simpel wie effektiv: Durchs Aufeinanderzugehen und durchs Tanzen. Am 1. September tritt sie ihre Stelle beim CVJM Oberbarmen offiziell an. Ein neues Gesicht ist sie dort aber nicht.
„Ich bin hier schon Sozialarbeiterin und versuche die Jugendlichen besser zu erreichen. Und ich versuche jetzt genau dort, wo die Jugendlichen Hilfe brauchen, Unterstützung brauchen, hinzugehen“, erklärt die 24-jährige Wuppertalerin. Also will sie in die Schulen im Stadtteil gehen, auf die Nordbahntrasse, auf die Straße – dort, wo sich die Jugendlichen aufhalten. Und über das Tanzen knüpft sie schnell Bindungen zu den Jugendlichen, schafft eine Vertrauensbasis, kommt ins Gespräch. Dass sich das Tanzen so etablieren würde, war eher Zufall. Sie selbst tanzt seit rund zehn Jahren, ist seit fünf Jahren auch Tanzlehrerin. „Ich habe das einfach mal aus Spaß angeboten und dann ist es super angekommen. Es hat größere Ausmaße angenommen, als ich mir jemals hätte vorstellen können“, berichtet sie. Manchmal seien 30 bis 40 Kinder und Jugendliche dabei. Mit einigen der Jugendlichen habe sie auch bereits erfolgreich an Meisterschaften teilgenommen. Ihre Gruppe „Social Movements“ zeigte eine Kostprobe ihres Könnens bei der Vorstellung des neuen Streetworkerinnen-Projekts der CVJM Oberbarmen.
Die Streetworkerinnen-Stelle ist Teil des „Connection Point“ des CVJM Oberbarmen. Da soll es schwerpunktmäßig um die aufsuchende Kinder- und Jugendarbeit gehen – also genau das, was Kim Lange umsetzen will. Das Projekt „Connection Point“ hat sie am Donnerstag in den Räumen des CVJM Oberbarmen gemeinsam mit Bernd Schäckermann vorgestellt.
Der Rotary-Club Wuppertal-Luise unterstützt mit 40 000 Euro
Diese Stelle ist möglich geworden durch 40 000 Euro, die der Rotary-Club Wuppertal-Luise für das erste Projektjahr beigesteuert hat. Das sind fast 60 Prozent der Gesamtkosten, die für die neue „aufsuchende und beratende Kinder- und Jugendarbeit“ veranschlagt wurden. Der CVJM Oberbarmen übernimmt einen Eigenanteil von 6000 Euro. Weitere 22 000 Euro fehlen noch. Laut Bernd Schäckermann sei man aber bereits auf der Suche nach Unterstützern und Sponsoren. Er zeigt sich optimistisch.
Der aufsuchende Ansatz sieht vor, dass Kim Lange von sich aus auf die Kinder und Jugendlichen zugeht und sie kennenlernt, Angebote des CVJM oder auch anderer Institutionen vorstellt. „Also ich werde jetzt nicht auf den Straßen sein und sagen: Nimm keine Drogen“, schmunzelt sie. „Sondern ich werde eher unterwegs sein und sagen: ‚Ich habe hier einen Ort für dich, wo du dich wohlfühlen kannst, wo du dich entfalten und du selbst sein kannst. Du kommst vorbei und wenn du Hilfe brauchst, auch in anderen Lebenslagen, bin ich für dich da’“, erzählt sie. Oftmals kämen Jugendliche zu ihr, die auf der Suche nach einem Job oder einer Ausbildungsstelle sind. Und es sind die kleinen Erfolgsgeschichten, die tagtäglichen Begegnungen mit den Jugendlichen geprägt von Vertrauen, Mut, Dankbarkeit und Hoffnung, die motivieren, weiterzumachen.
Seit sechs Jahren ist sie schon beim CVJM Oberbarmen tätig. Ihr duales Studium in Sozialer Arbeit mit dem Schwerpunkt Migration und Integration hat sie hier absolviert, an der Fachhochschule Dortmund ihren Abschluss gemacht.