Die Massenschlägerei am Trossinger Bahnhof im vergangenen Jahr, die überregional für Aufsehen sorgte, hat auch den Traditionsgasthof „Zum Alten Krug“ getroffen. „Der Besuch ging auf 20 Prozent der vorherigen Gästezahl zurück, auch der überregionalen“, sagt Georg Schmid, mit Ehefrau Maja Pächter des direkt neben dem Bahnhof gelegenen Bier- und Steakhouse.

Trossingen habe seither und dank weiterer Gruppenschlägereien im Stadtgebiet „einen schlechten Ruf“, sagt der 63-jährige Schuraer. „Es verging fast kein Abend, an dem wir keine Polizeistreife vor der Tür hatten.“

Er habe mit der Stadt gesprochen, „dass ich schließen muss, wenn es nicht besser wird“, berichtet Schmid. Um der Lage Herr zu werden, hätten Stadt und Restaurant Videokameras installiert. „Es gab die Überlegung, Ende 2025 zu schließen.“

Videokameras schrecken Schläger ab

Dank der Kameras habe man „den Unruheherd jetzt im Griff – aber bis der Ruf sich bessert, das dauert“. Auch der Besuch habe wieder zugenommen – „aber es fehlen immer noch 40 Prozent im Vergleich zu früher“.

Die Trossinger Traditionsgaststätte liegt direkt neben dem Bahnhof - und das hat 2024 nach einer Massenschlägerei dort erhebliche Probleme mit sich gebracht.

Die Trossinger Traditionsgaststätte liegt direkt neben dem Bahnhof – und das hat 2024 nach einer Massenschlägerei dort erhebliche Probleme mit sich gebracht. (Foto: Michael Hochheuser)

„Wir bleiben geöffnet“, sagt Georg Schmid. Zusätzlich will sich das Ehepaar jedoch ein zweites Standbein aufbauen: „Landhausküche“ im Landkreis Tuttlingen; an welchem Ort, will er noch nicht verraten, „aber nicht in Trossingen“.

Er hofft nun, dass es nicht erneut zu größeren Vorfällen kommt. „Wenn am Bahnhof noch mal so was passiert – dann sind wir tot.“ Insgesamt sieht er die „Gastronomie nicht tot – Läden, die gut sind, die laufen“.

Neue Pächter änderten das Konzept

So wie über Jahre das Trossinger Traditionshaus, das zuvor von Inhaberin Uta Kutzli geführt wurde. 2015 übernahmen die Schmids den „Alten Krug“, die zuvor und bis vor zwei Jahren weiterhin parallel die Gastronomie in der Troase betrieben. „Davor hatten wir sieben Jahre die Scheune an der Butschstraße“, blickt Schmid zurück.

Sie änderten das Konzept. „Wir haben ein Steakhouse nach Trossingen gebracht – und sind über die Region hinaus bekannt geworden.“ Der Kundenstamm habe bei 30.000 Gästen jährlich gelegen. „Sie kommen aus einem Umkreis bis zu 150 Kilometern“, sagt Schmid. „Viele aus der Schweiz – und zum Beispiel alle sechs Wochen ein Kleintransporter mit acht Personen aus Aalen.“

Die namengebenden Krüge hängen zuhauf an der Decke in der rustikal eingerichteten Gaststätte.

Die namengebenden Krüge hängen zuhauf an der Decke in der rustikal eingerichteten Gaststätte. (Foto: Michael Hochheuser)

Was lockt die Leute über eine solche Entfernung in ein Trossinger Restaurant? „Wir haben die breiteste Fleischauswahl“, verweist er auf „40 verschiedene Fleischgerichte“.

Exotisches Rindfleisch hat seinen Preis

Dazu zählen Gerichte, für die Steakliebhaber auch bereit sind, „zwischen 50 und 150 Euro“ auf den Tisch zu legen: etwa Wagyu-Rindfleisch vom Kobe-Rind aus Japan oder „nordamerikanisches Bisonfleisch“, berichtet Schmid.

Das Fleisch beziehe man „von einem Exotenhändler in der Lüneburger Heide, wir haben auch einen Großhändler in Hamburg“, wo es per Schiff aus anderen Kontinenten ankommt. Das hat seinen Preis: Wer sich beispielsweise australisches Wagyu-Rind mit Beilagen munden lassen will, zahlt dafür 75 Euro.

Die Speisenkarte bietet jedoch auch Gutbürgerliches für weniger Geld: so Schweinerückensteak mit Spätzle für 16.50 Euro. „Es ist sehr fleischlastig“, sagt Schmid. „Aber es gibt natürlich auch vegetarische Gerichte.“ Dafür, dass es allen schmeckt, sorgt Küchenchefin Maja Schmid.

Nur sehr wenig Gäste aus Trossingen selbst

Die Gäste von außerhalb der Region „fahren ganz gezielt nach Trossingen und kommen wegen der teureren Gerichte“, sagt Georg Schmid. Bei der Steigerung des Bekanntheitsgrads laufe „viel über Mund-zu-Mund-Propaganda“. Das Gasthaus mit Biergarten ist täglich ab 17 Uhr bis auf dienstags geöffnet.

Aus Trossingen selbst stammt ein verschwindend geringer Anteil der Gäste: „nur 0,3 Prozent“, sagt Schmid. Oft kämen Geschäftsreisende, die im Kunstwerk B übernachten. „Aber wir hatten hier noch nie eine Konfirmations- oder Kommunionsfeier.“

„Ich kann nicht verstehen, dass so wenig Trossinger kommen“, meint er mit Blick auf die günstigeren Gerichte. „Wir sind nicht überpreisig.“

Negativ ausgewirkt hat sich der Rückgang der Gästezahl 2024 auf die Mitarbeiter: Deren Zahl sei von zehn auf sechs gesunken, sagt Schmid. „Wir haben vier Festangestellte entlassen müssen, haben noch drei – früher hatten wir vier Kellner, jetzt einen.“