„Mein Name ist Langelinck und ich warte auf niemanden!“ Damit dreht sich der Museumsführer um und hastet durch die Tür zur Ausstellung. Die Besucher eilen ihm hinterher. Genau hierfür haben sie bezahlt.

Der Kunstpalast wirbt seit einigen Wochen mit dem „Grumpy Guide – eine höchst unangenehme Tour durch die Sammlung“. Der „Grumpy Guide“ ist ein schlecht gelaunter Kunsthistoriker namens Joseph Langelinck. Dieser ist allerdings nicht echt und wird von dem Performance-Künstler Carl Brandi gespielt. Mit streng gebundenem Pferdeschwanz, eckiger Brille und beigem Pullover hat er einen sehr unsympathischen Charakter kreiert. Und trotzdem: Die Führungen sind Wochen im Voraus ausverkauft.

„Gerade in einer Branche, die sich oft sehr ernst nimmt, setzen wir hier bewusst auf einen Perspektivwechsel und sprechen mit Humor und einer Prise Selbstironie all jene an, die sich nicht mit Hochkultur-Klischees identifizieren, aber trotzdem neugierig auf Kunst sind“, erklärt Generaldirektor Felix Krämer.

„Es macht mir unheimlich Spaß, diese Rolle zu spielen“, erklärt Brandi, der Kunst an der Kunstakademie studiert hat, „das Format zwischen Fiktion und Wirklichkeit ist sehr spannend.“ Er versuche die Tour immer etwas an sein Publikum anzupassen, wobei dieses meist zurückhaltend reagiere.

Eine Stunde lang führt er die Besucher quer durch die Ausstellungen und lässt regelmäßig seinem Unmut über die Besucher, die Kuration und die Museumsdirektion freien Lauf. „Aufwachen!“, brüllt er zeitweilig in die Menge. „Erbärmlich“, findet er die Tatsache, dass einer der Gäste Kleopatra auf einem Gemälde nicht erkennt. Die Werke der Künstler der Renaissance nennt er eine „künstlerische Selbstüberschätzung“.

Die Figur Langelinck ist laut, dramatisch und verfällt des Öfteren in Tiraden über die Qualität der Werke und die fehlende Intellektualität der Besucher. Doch nicht nur Letztere finden ihre Freude an dem Spektakel, auch das Sicherheitspersonal des Museums schaut immer wieder ein bisschen zu und lacht.

Zum Ende der Tour verkündet Langelinck: „Kommen Sie gerne wieder, wenn Sie gelernt haben, mit Ihrem Hirn zu denken und mit Ihren Augen zu sehen! Wir sind hier fertig.“ Die Besucher applaudieren.

Und dann wird Joseph Langelinck wieder zu Carl Brandi. Er unterhält sich noch ein bisschen mit den Besuchern, bevor er sich umzieht. Bis er allerdings wieder aus seiner Rolle „rauskommt“ dauere es immer noch etwas. Als einem Mitarbeiter des Museums ein Tablett mit Gläsern umfällt, sagt Brandi: „Ich hätte den armen Mann aus Reflex fast angeschrien.“ Tut er aber nicht, denn Langelinck hat heute Feierabend.

Die aktuellen Führungen mit dem „Grumpy Guide“ sind ausverkauft. Das Museum prüft derzeit, ob und wann neue Termine stattfinden. Interessierte können sich hierzu unter der Website des Kunstpalastes www.kunstpalast.de informieren.