Stand: 16.06.2025 16:30 Uhr

Ein neues Opernhaus für Hamburg – was zunächst wie ein Geschenk des Himmels klang, wird nun heftig kritisiert. Die Hamburgische Architektenkammer kritisiert den geplanten Neubau am Baakenhöft.

von Jonas Kühlberg

Die Hamburgische Architektenkammer wirft dem Senat vor, das Milliardenprojekt am Baakenhöft werde hinter verschlossenen Türen verhandelt – ohne die Öffentlichkeit, ohne Expertinnen und Experten, ohne Diskussion. Die Stelle, an der die Oper entstehen soll, sei ein sehr bedeutsames, wertvolles Grundstück in bester Lage, sagt Karin Loosen, Präsidentin der Hamburger Architektenkammer, im Gespräch mit NDR Kultur: „Bei so einer Fläche hätten wir es angemessener gefunden, vorher mehr in die Öffentlichkeit gegangen zu sein, was die Ideenfindung anbelangt, und einen offeneren, nach den Verfahrensregeln konformen Wettbewerb anzustreben.“

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Architektenkammer fordert offeneren Planungswettbewerb

Es gehe aber nicht nur um das letzte freie Grundstück in der HafenCity, sondern auch um viel Geld: Hamburg steuert 147 Millionen Euro für Fundament und Flutschutz bei, dazu ein wertvolles Grundstück. Doch die Architekten bemängeln, es solle nur eine Art „Mini-Wettbewerb“ mit gerade mal fünf Büros stattfinden – viel zu wenig für so ein großes Prestige-Projekt.

Für Karin Loosen wäre ein breiteres Teilnahmefeld mit anonymen Entwürfen wichtig gewesen. Und: „Vielleicht auch mal junge und kleinere Büros mit dazuzuholen, der Fairness wegen. So ist es eine sehr überschaubare Geschichte, man kennt die Teilnehmer gar nicht.“ Auch die Jury-Besetzung wird kritisiert: „Wie viele Fachvertreter sind in der Jury vertreten? Das ist alles zu intransparent. Deswegen fordern wir einen offeneren Planungswettbewerb.“

Und die Kühne-Stiftung, die das Opernhaus finanziert, habe ein Vetorecht – könne also jeden Entwurf ablehnen. „Es geht nicht nur darum, Herrn Kühne zufriedenzustellen, sondern für die Stadt und für den Standort und für die Bürgerinnen und Bürger das beste Ergebnis zu erzielen, was von einer Fachexperten-Jury prämiert wird“, so Karin Loosen.

Entsteht in der HafenCity ein „Opernhaus light“?

Außerdem sage die Stiftung nicht, wie viel sie ausgeben will. Die Architekten fürchten deshalb ein billiges „Opernhaus light“. Sie kritisieren: Die alte Staatsoper an der Dammtorstraße soll zwar erhalten bleiben – aber niemand weiß, wofür. Der Vorwurf der Architektenkammer: Hamburg verschenkt eine historische Chance und schwächt gleichzeitig die Innenstadt.

Bei einem so wichtigen, prädestinierten Grundstück, so Karin Loosen, stelle sich zudem die Frage, ob eine Oper „die einzige richtige“ Option sei. Sie hätte sich im Vorfeld einen offeneren Diskurs gewünscht: „Das Opernpublikum ist ein sehr ausgewähltes Publikum; nicht jede Bürgerin und nicht jeder Bürger geht in die Oper. An so einer bedeutsamen Lage ist so ein Opernhaus schon eine Definition einer bestimmten Nutzung. Es wäre wünschenswert, wenn da ein größerer Nutzungsmix entstehen könnte.“

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur |
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16.06.2025 | 17:15 Uhr

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