Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran wird durch die jüngste Eskalation auch zum Kampf gegen die Zeit. Wie lange dieser Krieg dauern wird, hängt an unterschiedlichen Faktoren. Einer davon sind die Vorräte an Raketen auf beiden Seiten.

Israel löste die aktuelle Eskalation am Freitag mit einem Großangriff auf iranische Militärziele aus. Teheran reagierte mit massivem Raketenbeschuss, der von der israelischen High-Tech-Abwehr zum großen Teil abgefangen wurde. So gesehen konnte sich Israel bisher recht gut verteidigen.

Hinzu kommt: Nicht mal eine Woche nach Beginn dieser Eskalation hat der Iran offenbar schon zwischen einem Drittel und der Hälfte aller Raketen verschossen, die Israel erreichen können. So berichtet das die Denkfabrik „Institut For The Study Of War“ (ISW) mit Verweis auf einen Medienbericht. 

Die israelische Luftabwehr

  • Stufe 1: „Iron Dome“ gegen Raketen mit kurzer Reichweite und Drohnen
  • Stufe 2: „David’s Sling“ gegen manche ballistische Raketen
  • Stufe 3: „Arrow 2/3“ gegen ballistische Raketen und Hyperschallraketen

Der iranische Raketenverbrauch scheint also hoch zu sein – und andererseits auch die israelische Zerstörungskraft gegen iranische Militäranlagen. „Wahrscheinlich wurden ungefähr ein Drittel der iranischen Raketenwerfer zerstört“, schreibt das ISW im Abendbericht vom Montag. Der Radiosender der israelischen Armee spricht nun sogar schon von der Hälfte.

Auch Israels Abwehrraketen schwinden

Doch der Sieg Israels im Raketenkrieg steht damit nicht automatisch fest. Daran erinnert die brasilianische Militärexpertin Patricia Marins in einem Beitrag auf X. Ihrer Einschätzung nach gehen Israels Vorräte an Verteidigungsraketen „rasch“ zur Neige. 

In den ersten drei Tagen könnte Israel 700 bis 800 Verteidigungsraketen gegen 400 Geschosse aus dem Iran abgefeuert haben, schätzt Marins. Damit könnte Israel schon ungefähr die Hälfte seines infrage kommenden Vorrats verschossen haben. Zumindest rein mathematisch wäre das ein Problem, braucht es zur Abwehr einer iranischen Rakete doch mehrere israelische.

Die Zeit für Israel wird knapp

Die Expertin ging zum Zeitpunkt ihres Postings am Montag davon aus, dass die israelischen Vorräte nur noch für vier bis fünf Tage reichen, sofern der Iran seine Angriffsfrequenz beibehält. „Ein paar Tage mehr“ gibt es, wenn der auf den Weg geschickten US-Flugzeugträger Nimitz bei der Verteidigung hilft. 

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Einen Angriff der USA auf den Iran zur Beendigung der Raketenangriffe hält Marins darum für wahrscheinlich. Sie beobachtet eine „massive Bewegung von Tankflugzeugen, die von den USA nach Europa abfliegen“. Auch gebe es eine „beträchtliche Aktivität auf nahe gelegenen amerikanischen Stützpunkten.“

Womöglich steht also die nächste Eskalationsstufe des Konfliktes bevor.