Berlin. Während Israel und Iran weiter Angriffe fliegen, konnte Außenminister Wadephul ein Treffen mit dem Iran am Freitag ausmachen. News im Blog.
Wieder ist es in der Nacht zu Angriffen Israels gegen den Iran gekommen. Doch auch einen Verhandlungsvorstoß hat es gegeben. Bundesaußenminister Johann Wadephul wird mit seinem französischen Amtskollegen Jean-Noël Barrot, dem britischen Außenminister David Lammy sowie der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas nach Genf reisen, um den iranischen Außenminister Abbas Araghtschi zu treffen.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Ein Eingreifen der USA in den eskalierten Nahost-Konflikt ist bislang nicht sicher. Donald Trump hatte sich am Mittwoch erneut nur vage geäußert. Er habe sich noch nicht entschieden, sagte er. Irans Vizeaußenminister Madschid Tacht-Rawantschi drohte den USA mit „Vergeltung“, sollte sich die Regierung aktiv einmischen. Die aktuellen Entwicklungen im Newsblog.
Wichtige Updates
Außenminister aus drei Ländern treffen sich mit iranischem Amtskollegen: Auch Wadephul dabei
Trump über möglichen Angriff: „Vielleicht tue ich es“
Ajatollha Ali Chamenei droht USA und Israel – keine Kapitulation
Iran: Hyperschallraketen auf Irsael gefeuert
USA und Nahost-Konflikt: Trump lässt Entscheidung weiterhin offenUS-Präsident Donald Trump kündigte ein Treffen zum bewaffneten Konflikt zwischen Israel und dem Iran an. Er ließ am Mittwoch aber offen, ob sich die USA aktiv daran beteiligen werden, wichtige Infrastruktur des Irans zur möglichen Herstellung von Atombomben anzugreifen. „Ich habe Ideen, was zu tun ist, aber ich habe noch keine endgültige Entscheidung getroffen – ich treffe die endgültige Entscheidung gerne eine Sekunde vor dem Stichtag.“ Mehr dazu lesen Sie hier.Krebskrankes Mädchen aus der Ukraine bei Raketeneinschlag in Israel getötet Die siebenjährige Nastia aus der Ukraine und weitere Familienmitglieder sind beim Einschlag einer iranischen Rakete in Israel getötet worden. Das kleine Mädchen, das an Leukämie litt, war einem Bericht des Nachrichtenportals ynet zufolge vor zweieinhalb Jahren aus ihrer Heimatstadt Odessa zur Behandlung nach Israel gekommen.
Bei dem Einschlag der Rakete am Sonntag in der Stadt Bat Jam südlich von Tel Aviv starben auch Nastias Großmutter Lena sowie ihre zwei kleinen Cousins. Nach Nastias Mutter Maria werde weiter unter den Trümmern gesucht, schrieb ynet. Auch sie gilt als tot. Nastias Vater war in der Ukraine geblieben. Er kämpfe als Soldat gegen die russischen Invasoren.
Israels Präsident Izchak Herzog drückte in einer Mitteilung auf der Plattform X dem Vater sein Mitgefühl aus. „Sie kam auf der Suche nach Leben. Stattdessen wurde sie ermordet – zusammen mit ihrer Mutter Maria, ihren jungen Cousins Konstantin und Ilja und ihrer Großmutter Lena – von einer tödlichen iranischen Rakete“, schrieb Herzog. Die Welt müsse Irans unentschuldbare Verbrechen verurteilen – und an der Seite Israels gegen „Teherans Reich des Bösen“ stehen.
Iran reagiert mit Gegenschlag auf Israel Die iranischen Streitkräfte haben nach israelischen Angaben erneut Raketen auf Israel abgefeuert. Es werde versucht, die Geschosse abzufangen, teilte das Militär mit. In mehreren Teilen des Landes wurde Luftalarm ausgelöst. Die Bevölkerung war aufgerufen, sich in Schutzräumen in Sicherheit zu bringen.
Kurz nach dem Angriff konnten die Menschen in den betroffenen Gebieten die Schutzräume wieder verlassen. Zunächst gebe es keine Berichte über Verletzte, zitierte die Zeitung „The Times of Israel“ den Rettungsdienst Magen David Adom.
Außenminister aus drei Ländern treffen sich mit iranischem Amtskollegen: Auch Wadephul dabeiAußenminister Johann Wadephul und seine Kollegen aus Frankreich und Großbritannien wollen am Freitag den iranischen Außenminister Abbas Araghtschi treffen. Es sei ein Gespräch in Genf geplant, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Diplomatenkreisen in Berlin.
Bei einem Treffen mit seinem jordanischen Amtskollegen Aiman al-Safadi in Berlin teilte Wadephul am Mittwoch mit, dass er Araghtschi gemeinsam mit seinem französischen Kollegen Jean-Noël Barrot, dem britischen Außenminister David Lammy sowie der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas bei einem Telefonat am Montag ein Verhandlungsangebot gemacht habe. Man stehe weiterhin bereit, über eine Lösung zu verhandeln. Dazu müsse sich Teheran aber dringend bewegen und „vertrauensbildende und nachprüfbare Maßnahmen ergreifen, etwa indem die Führung in Teheran glaubhaft macht, dass sie keine Atomwaffen anstrebt“. Er fügte hinzu: „Es ist nie zu spät, an den Verhandlungstisch zu kommen, wenn man in ehrlicher Absicht kommt.“
Wadephul hatte direkt nach Beginn des israelischen Angriffs auf Iran am Freitag seine eigentlich nach Libanon, Syrien und Israel geplante Nahost-Reise umgestellt. Stattdessen war er zu Krisengesprächen nach Saudi-Arabien, Katar und Oman geflogen. Besonders die Regierung im Oman verfügt über sehr gute Kontakte nach Teheran.
Mit dieser Reise wollte Wadephul eine konzertierte Aktion der sogenannten E3-Staaten Deutschland, Frankreich und Großbritannien, die seit Jahren mit Teheran über dessen Atomprogramm verhandeln, sowie arabischen Nachbarstaaten des Irans für eine diplomatische Lösung in dem Krieg erreichen.
Israel beendet Attacke auf Fabriken: Auf 20 Standorte gezielt Israels Armee hat eigenen Angaben zufolge eine weitere Angriffswelle auf die iranische Hauptstadt Teheran abgeschlossen. Die israelische Luftwaffe habe in den vergangenen Stunden auf mehr als 20 Stellungen gezielt, teilte das Militär am späten Abend mit. Darunter seien Fertigungsanlagen für Uran-Zentrifugen, „Standorte für Atomwaffenentwicklungsprojekte“ und Raketenfabriken gewesen. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Israel und andere Staaten wie die USA wollen den Iran am Bau einer Atombombe hindern. Teheran bestreitet, dieses Ziel überhaupt zu verfolgen – und beharrt darauf, Kernenergie allein für zivile Zwecke nutzen zu wollen.
Seit Beginn des Krieges wurden im Iran laut dem Menschenrechtsnetzwerk HRANA mit Sitz in den USA insgesamt 585 Menschen getötet, davon mindestens 239 Zivilisten. Die Organisation beruft sich auf offizielle Angaben und lokale Berichte. In Israel kamen bislang 24 Menschen ums Leben, allesamt Zivilisten.
Irans Vizeaußenminister droht USA mit Vergeltung: „Wo immer wir Ziele finden“Irans Vizeaußenminister Madschid Tacht-Rawantschi hat den USA für den Fall eines Kriegseintritts an der Seite Israels mit Vergeltung gedroht. „Wenn die Amerikaner beschließen, sich militärisch einzumischen, haben wir keine andere Wahl, als Vergeltung zu üben, wo immer wir Ziele finden, auf die wir reagieren müssen“, sagte Tacht-Rawantschi in einem Interview des US-Senders CNN. Der Iran würde sich dann selbst verteidigen, betonte er.
Wenn sich die Amerikaner direkt einmischen würden, seien dem Iran nicht die Hände gebunden. „Wir werden alles tun, was nötig ist, um unser Volk und unsere Interessen zu schützen“, betonte der Vizeaußenminister. Die USA unterstützen Israel bei seiner Verteidigung. An den Kämpfen zwischen Israel und dem Iran beteiligt sich das Land nach Regierungsangaben allerdings bislang nicht.
Israel-Rückkehrer in Deutschland gelandet Nach dem Ausbruch des Konflikts zwischen Israel und dem Iran sind mehrere in Israel gestrandete Deutsche mit einem Sonderflug nach Deutschland zurückgekehrt. Die Maschine startete in Jordaniens Hauptstadt Amman und erreichte am Mittwochabend den Flughafen Frankfurt am Main. Wie das Auswärtige Amt mitteilte, befanden sich insgesamt 171 Menschen an Bord.
„Die letzten Tage in Tel Aviv waren stressig und angespannt. Tagsüber ging’s, aber nachts war halt alle zwei, drei Stunden ein Luftalarm“, sagte Lionel Reich nach seiner Ankunft. Er berichtete von Angst aufgrund der zu hörenden Raketeneinschläge und der Erleichterung nun wieder in Deutschland zu sein. Allerdings bleibt die Sorge für ihn: „Ich habe Freunde, die wohnen im Zentrum von Tel Aviv und deren Wohnung wurde zerstört. Das ist kein gutes Gefühl.“
Macron: Frankreich plant Initiative zur Beilegung von Konflikt zwischen Israel und Iran
Frankreich will sich diplomatisch für eine Lösung im Konflikt zwischen Israel und dem Iran einsetzen. Präsident Emmanuel Macron kündigte am Mittwoch nach einer Sitzung des französischen Nationalen Sicherheitsrats an, er habe Außenminister Jean-Noël Barrot damit beauftragt, gemeinsam mit europäischen Partnern eine Initiative zur Vermittlung auf den Weg zu bringen. Ziel sei es, „eine anspruchsvolle Verhandlungslösung“ zu erarbeiten, so Macron. Weitere Details nannte er zunächst nicht.
Iran meldet israelischen Angriff nahe Polizei-Hauptquartier in Teheran
Wie die iranischen Staatsmedien berichten, soll Israel einen Angriff in der Nähe des Polizei-Hauptquartiers in Teheran durchgeführt haben. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna gab an, dass mehrere Gebäude rund um die Polizeizentrale getroffen wurden und dabei mehrere Beamte verletzt worden sein sollen.
Die israelische Armee meldete derweil erneute Angriffe auf Raketen-Abschussanlagen und Raketensilos im Westen des Iran. Kampfflugzeuge seien über den Anlagen im Einsatz, erklärte die Armee. Arbeiter, die versuchten, die bereits zuvor getroffenen Anlagen wieder in Betrieb zu nehmen, würden angegriffen.
Iran: Erstmals moderne „Sedschil“-Raketen eingesetzt
Beim jüngsten iranischen Angriff auf Israel kamen laut Revolutionsgarden erstmals moderne Langstreckenraketen vom Typ „Sedschil“ zum Einsatz – mit einer Reichweite von mindestens 2.000 Kilometern, hieß es in einer Erklärung der Revolutionsgarden, die iranische Medien verbreiteten.
Der Raketentyp gehört zur modernsten Generation des iranischen Raketenarsenals. Wegen ihres Feststoffantriebs sind die Raketen deutlich schneller einsatzbereit und schwerer zu orten als flüssig betriebene Systeme. Sie können Gefechtsköpfe mit einem Gewicht von bis zu einer Tonne tragen.
Neuer Raketenangriff auf Israel: Hyperschallraketen kommen zum Einsatz
Mit Hyperschallraketen soll der Iran am Mittwoch erneut Ziele in Israel angegriffen haben, wie Teheran berichtet. Die Raketen vom Typ Fattah hätten „die Verteidigung des israelischen Regimes“ erfolgreich durchbrochen, berichtete das iranische Staatsfernsehen am Abend. Die israelische Armee meldete iranische Angriffe. Bewohner im Zentrum des Landes wurden aufgerufen, Schutzräume aufzusuchen.
Das iranische Staatsfernsehen rief die Bewohner der nordisraelischen Hafenstadt Haifa zur Evakuierung auf. Die Streitkräfte der islamischen Republik nähmen dort „militärische Einrichtungen“ ins Visier, hieß es.
Washington bereitet freiwillige Ausreise von Staatsbürgern aus Israel vor
Die USA bereiten die freiwillige Ausreise ihrer Staatsbürger aus Israel auf dem Luft- und auf dem Seeweg vor. Der US-Botschafter in Jerusalem, Mike Huckabee, teilte am Mittwoch im Onlinedienst X mit, die Botschaft bereite „Evakuierungsflüge und Boote“ für US-Bürger vor, die Israel verlassen wollten. Diese sollten sich auf einer gesonderten Website anmelden, erklärte er am sechsten Tag der militärischen Konfrontation zwischen Israel und dem Iran.
Israel meldet neuen Raketenangriff aus dem Iran
Der Iran hat nach Angaben der israelischen Armee erneut Raketen auf Israel gefeuert. „Verteidigungssysteme sind in Betrieb, um die Bedrohung abzufangen“, hieß es in einer Mitteilung. Der Iran bestätigte den Angriff.
In mehreren Gegenden des Landes, darunter im dicht besiedelten Großraum Tel Aviv, heulten Warnsirenen. Die Menschen in den betroffenen Regionen waren angewiesen, in Schutzräumen auszuharren.
Trump: Habe Netanjahu gesagt, „mach weiter“
US-Präsident Donald Trump hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach eigenen Angaben dazu ermuntert, mit Blick auf den Iran an seiner Linie festzuhalten. Auf die Frage, was er Netanjahu mitgeteilt habe, sagte Trump vor Journalisten: „Ich sagte: Mach weiter.“ Er spreche jeden Tag mit Netanjahu. „Er ist ein guter Mann“, betonte Trump.
Die Frage, ob er Netanjahu zu verstehen gegeben habe, dass er vorhabe, Israel mehr zu helfen als bislang, beantwortete Trump mit: „Nein.“ Israels Ministerpräsident würde seine Sache bislang gut machen. Das US-Militär unterstützt Israel bei seiner Verteidigung. Bislang betont die US-Regierung aber, sich nicht an den Kämpfen zwischen Israel und dem Iran zu beteiligen.
Ayatollah Chamenei: „Diese Nation wird niemals kapitulieren“
Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei hat Aufrufe zur Kapitulation am Mittwoch scharf zurückgewiesen und die USA vor einem militärischen Eingreifen in den Konflikt zwischen Iran und Israel gewarnt. US-Präsident Donald Trump ließ offen, ob er entsprechende Pläne hat. Trump sagte in Washington, der Iran sei zu neuen Verhandlungen über sein Atomprogramm bereit. Israel zerstörte unterdessen nach eigenen Angaben das Hauptquartier für Innere Sicherheit im Iran.
„Diese Nation wird niemals kapitulieren“, sagte der seit 1989 herrschende Chamenei in einer Fernsehansprache. Der Iran lehne jeden „aufgezwungenen“ Krieg oder Frieden strikt ab. Eine Intervention der USA werde „irreparablen Schaden“ verursachen, warnte der Ayatollah.
mit fmg, dpa, afp, epd, kna