In Berlin-Schlachtensee stockt der geplante Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses an der Matterhornstraße. Der Grund ist ein anhaltender Streit zwischen dem Bauherrn und einer Physiotherapiepraxis. Die Konfliktlinien verlaufen zwischen Stadtentwicklung, Bestandsschutz und Gewerbeerhalt.

An der Matterhornstraße in Schlachtensee wurde das historische Apothekenhaus abgerissen – nun soll an seiner Stelle ein neuer Wohn- und Gewerbebau entstehen, der sich architektonisch an die Umgebung anlehnt. / © Foto: Wikimedia Commons, Fridolin freudenfett (Peter Kuley), CC BY-SA 3.0

© Foto Titelbild: PATZSCHKE Planungsgesellschaft mbH
© Foto: Wikimedia Commons, Fridolin freudenfett (Peter Kuley), CC BY-SA 3.0

 

In der Matterhornstraße 56 in Berlin-Schlachtensee sollte bis 2027 ein neues Wohn- und Geschäftshaus entstehen. Geplant sind 13 Mietwohnungen mit Balkonen oder Terrassen, fünf Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss sowie eine Tiefgarage mit E-Lade-Infrastruktur. Die Architektur stammt vom Büro Patzschke und orientiert sich an der ländlichen Villenstruktur des Viertels. Doch der Baustart verzögert sich – wegen eines anhaltenden Konflikts mit einer Physiotherapiepraxis auf dem Grundstück.

 Der Versuch, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen, scheiterte. Doch die noch bestehende Praxis in einem kleinen Bungalow verhindert den Fortgang des Projekts.Das Grundstück befindet sich nur wenige Gehminuten vom S-Bahnhof Schlachtensee entfernt. Bereits abgerissen wurde das alte Apothekenhaus, ein fast 100 Jahre alter Holzbau, der in der Nachbarschaft als ortsbildprägend galt.

Konflikt um Praxisräume: Barrierefreiheit und Existenzsicherung als zentrale Streitpunkte im Bauvorhaben

Bauherr Clemens Beck erklärte gegenüber dem Tagesspiegel, er werde durch das laufende Mietverhältnis daran gehindert, das Bauprojekt umzusetzen. Die Betreiberinnen der Praxis gingen davon aus, dass ihr Mietvertrag bis 2029 gültig sei. Beck habe ihnen Interimsräume mit stark reduzierter Miete angeboten, allerdings im ersten Obergeschoss und damit nicht barrierefrei.

Nach Fertigstellung des Neubaus, so das Angebot, hätte die Praxis einen langfristigen Mietvertrag über zehn Jahre erhalten. Die angebotene Miete im Neubau sei bereits akzeptiert worden. Dennoch lehne die Praxis einen Umzug weiterhin ab. Öffentlich äußerten sich die Betreiberinnen zuletzt im März. Sie bezeichneten die Vorschläge des Eigentümers als existenzbedrohend.

Gescheiterte Einigung und unklare Perspektive: Baustart an der Matterhornstraße bleibt vorerst offen

Laut Clemens Beck habe man außergerichtlich versucht, eine Lösung zu finden. Doch der Einigungsversuch sei gescheitert. Aus seiner Sicht habe er ein „außerordentliches Entgegenkommen“ gezeigt. Er vermute jedoch, dass die Mieter die Situation bewusst ausnutzen wollten, wie der Tagesspiegel berichtet. Ob es nun zu einem Gerichtsverfahren kommt oder das Projekt bis 2029 warten muss, ist offen.

Die Architekten gehen weiterhin davon aus, dass der Neubau bis 2027 fertiggestellt werden könnte. Angesichts der aktuellen Blockade erscheint dieser Zeitplan jedoch zunehmend unrealistisch. Der Ausgang des Konflikts wird darüber entscheiden, wann auf der Brache an der Matterhornstraße tatsächlich gebaut werden kann.

Nachbarschaft stärken und nachhaltig bauen: Nutzungskonzept verbindet Wohnen, Gewerbe und Wochenmarkt

Das Projekt will nicht nur Wohnraum schaffen, sondern auch die Nachbarschaft stärken. Die Gewerbeflächen im Erdgeschoss sind für Einzelhandel und kleinere Betriebe vorgesehen. Sie sollen den angrenzenden Wochenmarkt ergänzen, dessen Fläche ebenfalls dem Eigentümer gehört. Laut Architekturbüro sei der Markt fest im Konzept verankert.

Auch energetisch ist der Neubau ambitioniert geplant: Eine Sole-Wärmepumpe und eine Solaranlage auf dem Dach sollen für Wärme und Strom sorgen. Insgesamt umfasst das Projekt rund 1.300 Quadratmeter Wohnfläche. Derzeit jedoch bleibt unklar, wann aus der Planung Realität wird.

Quellen: Tagesspiegel, Patzschke Planungsgesellschaft, Berliner Morgenpost, Markt Schlachtensee