Mehr als drei Jahre Angriffskrieg mit Hunderttausenden Toten und Verletzten und kein Ende in Sicht: Die von Wladimir Putin befohlene Invasion der Ukraine ist extrem – und geht manchen im Umfeld des Kreml-Chefs trotzdem nicht weit genug.

Ukraine-Update

Mit unserem Update-Newsletter zum Ukraine-Krieg erhalten Sie aktuelle Nachrichten, wichtige Hintergründe und exklusive Analysen von den Expertinnen und Experten des Tagesspiegels.

Russische Hardliner wollen schon lange eine noch härtere Kriegsführung. Nach der ukrainischen Geheimdienstaktion „Operation Spinnennetz“, die russische Flugzeuge tief im Landesinneren zerstörte und Russlands Schwachstellen offenbarte, fühlen sie sich in ihren Ansichten offenbar bestärkt.

Russische Hardliner wollen „volle Eskalation“

Die britische Zeitung „The Telegraph“ sprach mit anonymen, teils angeblich hochrangigen „Kreml-Insidern“, die dem auch im Internet und russischen Fernsehen auftretenden Lager der Hardliner zuzurechnen seien.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Externen Inhalt anzeigen

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Diese Extremisten wünschen sich demnach eine „volle Eskalation“, der eine formale Kriegserklärung Russlands vorausgehen soll. Der Kreml jedoch bezeichnet den Krieg in der Ukraine offiziell nach wie vor als „militärische Spezialoperation“ – und setzt ihm damit, bei aller Gewalt, bestimmte Grenzen.

Was die Hardliner konkret wollen? „Tägliche Angriffe mit Interkontinentalraketen, eine Massenmobilisierung und vielleicht sogar den Einsatz taktischer Atomwaffen“, berichtet „The Telegraph“. Im Unterschied zu strategischen Nuklearwaffen haben die taktischen einen kleineren Wirkungskreis und geringere Sprengkraft. Sie sind für den Einsatz in Kämpfen vorgesehen – dazu kam es bisher jedoch noch nirgendwo auf der Welt.

Putin aber scheint bei seiner Linie zu bleiben

Der Einsatz taktischer Atomwaffen wäre ein historischer Tabubruch. Putin müsste eine starke Reaktion des Westens befürchten, der momentan insbesondere wegen der russlandfreundlichen Politik von US-Präsident Trump gespalten ist. Doch „The Telegraph“ berichtet weiter, dass es derzeit ohnehin nicht danach aussieht, als würde Putin den Eskalationsforderungen nachgeben.

Zum einen fehle Russlands Militär Experten zufolge die nötigen Ressourcen für tägliche Angriffe mit Interkontinentalraketen. Zum anderen laufe der Ukrainekrieg aus Sicht des Kreml-Herrschers zu gut, sagte eine Quelle der Zeitung.

Weitere Argumente für eine Fortsetzung der bisherigen statt einer entgrenzten Kriegsführung liegen auf der Hand: Eine Massenmobilisierung würde das wirtschaftlich angeschlagene Russland, wo zum Beispiel die hohen Kartoffelpreise zum Problem geworden sind, weiter belasten. Auch würde Putin der russischen Öffentlichkeit damit eingestehen, dass der Krieg nicht so erfolgreich ist, wie er behauptet.

Lesen Sie außerdem Ukraine-Invasion, Tag 1212 China soll Russland gehackt haben, um mehr über den Krieg zu erfahren Russischer Präsident offen für Gespräch mit Merz Mögliche Taurus-Lieferung wäre direkte Kriegsbeteiligung Deutschlands, warnt Putin US-Militärschlag gegen den Iran am Wochenende? Das sind die Bedenken, die Trump noch zögern lassen

Außerdem könnte die Mobilisierung Bürger gegen Putin aufbringen, deren Kinder in die Schlacht müssen. Bisher besteht ein wichtiger Teil der russischen Rekrutierungsmethode darin, ökonomisch schwache Menschen aus ländlichen Gebieten mit dem Sold in den Krieg zu locken. (TMA/dpa)