Freiheit – ein großes Wort. Der Wunsch danach beschäftigt die Menschheit schon seit Jahrtausenden. Wo also beginnt man diese Geschichte? Im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden hat man sich auf zwei Erzählstränge konzentriert: Einmal sind es Symbole der Freiheit, beginnend mit einer Radierung von 1789, auf der die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte zu lesen ist. Die ist immerhin ein zentrales Dokument der Französischen Revolution.
Von der Französischen Revolution zur Friedlichen Revolution
Parallel dazu taucht man ein in ein Archiv der Freiheitsbewegungen der CSSR, der Volksrepublik Polen und der DDR in den 1970er- und 1980er-Jahren. Dieser Fokus lag für Museumsdirektorin Iris Edenheiser auf der Hand. Von Dresden aus ergebe es Sinn, in den Osten zu schauen. Außerdem sei man der Ansicht, „dass gerade diese Befreiungsbewegung heute auch noch sehr stark nachhallt und aktuell auch wieder sehr stark vereinnahmt wird und ihre Botschaft verdreht wird“.
Damit lädt die Sonderausstellung „Freiheit – eine unvollendete Geschichte“ ein, sich daran zu erinnern, was für eine fundamentale Errungenschaft politische Freiheit ist und welchen Weg die Freiheitsbewegten dafür gegangen sind. Als Handwerkzeug bezeichnen es Kuratorin Viktoria Krason und ihr Kollege Philipp Bürger und setzen an den Anfang das Kapitel „Gedanken“.
Vaclav Havel und die Opposition in der DDR
In dieser Station konzentriere man sich auf Vaclav Havel und andere Intellektuelle in der CSSR in der Phase nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968. Diese Phase habe damit begonnen, „dass es gelang, in dieser Gruppe von Dissidentinnen und Dissidenten auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen“, erklärt Krason. Über Musik und Literatur, also die Kultur, sei es gelungen, Menschen miteinander zu verbinden, auch wenn „die unterschiedlicher politischer Ansicht waren über die Konzentration auf die Wahrung der Menschenrechte.“ In die Geschichte eingegangen ist diese Bürgerbewegung als Charta 77.
Die fünf anderen Ausstellungskapitel erzählen anhand von zahlreichen Dokumenten, Interviews und Fotografien aus den drei Ländern von „Gemeinschaft“, „Flucht“, „Aktion“, „Verhandlungen“ und „Wohlstand“. Inszeniert sind sie auf einer Seite des Raumes als überdimensionale Drehkreuze, die durch ihre Papp-Optik an Archive erinnern.
Auf der anderen Seite sind die Symbole der Freiheit aufgereiht und korrespondieren inhaltlich mit Solidarnosc-Bewegung, DDR-Opposition und der Charta 77. Einen großen Raum nehmen dabei künstlerische Positionen ein. So sind zum Beispiel Wolfgang Mattheuer, Gabriele Stötzer und Josef Čapek vertreten.
Zusammenarbeit mit Institutionen in Wroclaw und Gdansk
Iwona Bigos vom Nationalmuseum in Wroclaw steht vor einer Arbeit des polnischen Künstlers Krzysztof Bednarski. Er hat mehrere Karl-Marx-Köpfe zu einer Säule gestapelt. In den Hinterköpfen befinden sich Löcher mit kleinen Sitzstangen – sie werden so zu Vogelhäuschen.
Das Museum in Wroclaw gehört zusammen mit dem Europäischen Solidarnosc-Zentrum in Gdansk und der Nationalgalerie Prag zu den Kooperationspartnern bei dieser Ausstellung. Iwona Bigos sagt, sie finde sehr gut, dass die Ausstellung zeige, was „nach der Wende mit dem Freiheitsgedanken geschehen ist, in welche Richtung sich das entwickelt hat“, dass die Menschen mittlerweile immer mehr nur an sich dächten und dass Freiheit auch mit Konsum zusammenhänge.
Keine Freiheit ohne Solidarität
Die Ausstellung werfe die Fragen auf, so Bigos, „was wir mit dieser Freiheit getan haben“ und wie wir weiter damit verfahren sollten. Passend dazu thematisiert der Epilog auch das Thema Solidarität. Denn ohne die gibt es keine Freiheit. Das wussten zumindest die Befreiungsbewegungen in der DDR, in Polen und der CSSR.
Insofern hofft Kuratorin Viktoria Krason, mit der Ausstellung Besucherinnen und Besucher auch zu inspirieren: „Gerade wenn man sich diese Geschichten anschaut aus einer Unterdrückung heraus, wie viel gewagt und geschafft wurde in dieser Zeit, finde ich, kann man daraus sehr viel ziehen.“ Vor allem ein Gedanke fasziniere sie, nämlich „dass Freiheit eigentlich etwas ist, das mit einem Menschen allein nicht getan ist, sondern dass sie aus der Interaktion heraus funktioniert. Das ist etwas, was uns in Zukunft sehr viel bringen kann.“