AUDIO: Verwaltungsgericht: Goldschakal darf gejagt werden (1 Min)
Stand: 20.06.2025 17:43 Uhr
Dutzende tote Lämmer und Mutterschafe auf Sylt gehen auf das Konto eines Goldschakals. Nachdem das Verwaltungsgericht Schleswig den Abschuss am Donnerstag wieder erlaubt hatte, legte ein Naturschutzverein Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht ein.
Der Goldschakal auf Sylt (Kreis Nordfriesland) ist vorerst vor dem Abschuss durch Jäger sicher. Nur kurz nachdem das Tier erneut zum Abschuss freigegeben wurde, hat ein Naturschutzverband aus Rheinland-Pfalz erneut Beschwerde beim Schleswig-Holsteinischen Oberverwaltungsgericht in Schleswig (Kreis Schleswig-Flensburg) eingelegt. Die Organisation schreibt, dass der Beschluss nicht mit dem Bundesnaturschutzgesetz und dem europäischen Naturschutzrecht vereinbar sei. Nun wirkt ein sogenannter Hängebeschluss. Dieser stellt eine Zwischenregelung bis zur Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts dar. In der Zeit darf der Schakal erneut nicht geschossen werden.
Goldschakal war 24 Stunden zum Abschuss freigegeben
Das Verwaltungsgericht in Schleswig entschied am Donnerstag (19.7.), dass der Goldschakal nach einer Woche Jagdpause wieder geschossen werden darf. Zur Begründung nannte das Gericht unter anderem die geographisch besondere Lage Sylts, die es Räubern wie dem Goldschakal eher schwer machen, die Insel zu erreichen. Dadurch habe es bislang keine Mindestanforderungen an Schutzmaßnahmen für Nutztiere gegeben. Das Gericht habe nun aber eine sogenannte Übertötung festgestellt, so Gerichtssprecherin Freya Gräfin Kerssenbrock. Viele Rissvorfälle seien eindeutig auf den Goldschakal zurückzuführen gewesen. „Diese Gesamtsituation führt nun dazu, dass (…) hier eine ernste Gefahr für die Landwirtschaft anzunehmen ist. Das rechtfertig ausnahmsweise die Tötung“, erklärte sie.
Widerspruch gegen die Ausnahmegenehmigung zunächst erfolgreich
Am 5. Juni hatte das Land Schleswig-Holstein den Goldschakal zum Abschluss freigegeben. Dann aber stoppte das Verwaltungsgericht Schleswig den Abschuss am 11. Juni vorläufig. Denn der Naturschutzverein aus Rheinland-Pfalz hatte Widerspruch gegen die Ausnahmegenehmigung eingelegt, während BUND und NABU die Genehmigung zum Abschuss unterstützen. Nach der Entscheidung durch das Verwaltungsgericht riefen die Naturschützer jetzt die nächst höhere Instanz, das Oberverwaltungsgericht an.
76 Risse auf Sylt offiziell bestätigt
Das Tier hatte auf der Insel Lämmer und Mutterschafe gerissen. Von mehr als 100 berichtete der stellvertretende Kreisjägermeister Nordfrieslands, Manfred Uekermann, der auch für die CDU im schleswig-holsteinischen Landtag sitzt. 76 Risse davon sind nach Angaben des Umweltministeriums bislang offiziell bestätigt, Schafhalter und Jäger vor Ort hatten von weiteren getöteten und verletzten Tieren berichtet. In den vergangenen Tagen wurden allerdings keine toten oder verletzten Tiere mehr auf Sylt registriert. Das Umweltministerium geht allerdings davon aus, dass sich das Tier mit großer Wahrscheinlichkeit weiter auf der Insel aufhält, weil es die dortigen Bedingungen für das Tier als geeignet eingeschätzt.
Goldschakal seit 1997 in Deutschland nachweisbar
Der Goldschakal ist laut BUND deutlich kleiner als der Wolf und etwas größer als der Rotfuchs. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Goldschakals umfasst Südasien bis Südosteuropa. Doch er breitete sich aus, laut Studien begründet durch den Klimawandel. Seit 1997 findet man ihn auch in Deutschland, 2025 wurde er auf Sylt nachgewiesen. In ganz Schleswig-Holstein ist das laut BUND der zehnte nachgewiesene Goldschakal.
Das Wildtier wird im Norden von Sylt vermutet. Wegen der weitläufigen Weideflächen können weitere Risse nicht ausgeschlossen werden.
Jäger aus ganz Deutschland wollten den Goldschakal eigentlich schießen. Das Schleswiger Verwaltungsgericht hat die Jagd vorerst gestoppt.
Schäfer, Naturschützer und Politiker sind sich einig: Das Tier muss geschossen werden, die Genehmigung dafür gibt es. Doch die Jagd wird schwierig.
Der Goldschakal auf Sylt war erneut auf der Jagd: Zwei Lämmer am Lister Ellenbogen wurden verletzt, eins ist tot.