Fragen & Antworten

Standdatum: 21. Juni 2025.

Autorinnen und Autoren:
Matthias Röhrs

Ein Auftritt der Band Versengold vor Publikum.

Bild: Radio Bremen

Dem Künstlerhaus Use Akschen droht die Schließung – und damit auch rund 85 Proberäumen. Aus Sicht der Musikszene der Stadt wäre das eine Katastrophe.

Müssen in Gröpelingen rund 100 Bands ihre Proberäume räumen? Das ist das Worst-Case-Szenario für fast 400 betroffene Kulturschaffende aus dem Künstlerhaus Use Akschen 91 in der Nähe der Waterfront. Bislang nur geduldet, droht nun die Schließung. Ein herber Schock, insbesondere für die Musikszene der Stadt. Weitere Künstlerinnen und Künstler sowie Startups aus dem Haus, eine ehemalige Lehrwerkstatt der AG Weser, müssen sich womöglich nach einer neuen Bleibe umsehen. Doch das ist gar nicht so einfach.

Vor einem roten Backsteingebäude mit weißen Fenstern steht ein Schild mit der Aufschrift "Künstlerhaus Use Akschen".

Um dieses Gebäude Use Akschen 91 in der Nähe der Waterfront geht es.

Bild: Privat

Wo liegt das Problem?

Die Ursprünge liegen einige Jahre zurück. Seit 2013 besteht das Künstlerhaus, allerdings fehlt eigentlich die Genehmigung dafür. Die habe Eigentümer Karl-Heinz Kaiser eigenen Angaben nach zwar frühzeitig beantragt, doch die Erteilung lasse auf sich warten. Aktuell ist das Künstlerhaus vom Bauamt nur geduldet.

Warum die Lage nun akut ist: Für eine Genehmigung fehlt unter anderem eine sogenannte Baulast des Besitzers des Nachbargrundstücks mit der Nummer 81 (Name der Redaktion bekannt). In diesem Falle ist das eine Erklärung, die garantieren würde, dass die Feuerwehr-Zufahrt für das Künstlerhaus ausreichend breit ist. Denn es ist erst 2020 aufgefallen, dass das Grundstück des Künstlerhauses kleiner ist als angenommen.

Nun möchte der Nachbar sein Gelände bebauen, danach wäre die Zufahrt der Use Akschen 91 jedoch zu schmal. Im Planungsprozess fiel auch die fehlende Genehmigung wieder auf. Die Baulast möchte der Nachbar aktuell noch nicht ausstellen. Einigen sich die beiden Seiten nicht, droht Schließung des Künstlerhauses.

Timo Hollmann sitzt auf einem Stuhl.

Für die Kulturszene wäre die Schließung „ein starkes Brett“, sagt Timo Hollmann, Sprecher der Kulturschaffenden im Gebäude.

Bild: Privat

Was bedeutet das für die Künstler?

Laut Timo Hollmann, Sprecher der Kulturschaffenden im Gebäude, ist es das zweitgrößte Kulturhaus in Deutschland. Probe- und Atelierräume seien in Bremen rar, nun drohten rund 80 Räume wegzufallen. „Für die Kulturszene wäre das ein starkes Brett“, sagt Hollmann, Lokale Größen wie Mantar, Raum 27, Motrip oder Lenny Morris mutzen die Räume.

Auch überregional hat das Haus einen guten Ruf, Bands wie Versengold haben hier Songs aufgenommen oder sich auf Tourneen vorbereitet. „Ganz viele Kunstschaffende und Künstler werden vielleicht auch die Stadt verlassen“, meint Rapper und Produzent Lenny Morris. „Wir sind regelmäßig hier, für uns ist das ein Arbeitsplatz, eine Grundlage“, erklärt Eike Otten von der Band Versengold. Man mache sich große Sorgen und hoffe, „dass sich das noch dreht“.

Ganz viele Kunstschaffende und Künstler werden vielleicht auch die Stadt verlassen.

Lenny Morris, Rapper und Produzent

Wie konkret ist die Bedrohung?

In einem offenen Brief appelliert Hollmann im Namen der Künstlerinnen und Künstler an die Beteiligten, sich im Sinne der Kunst und Kultur zu einigen. Andere Bremer Kultureinrichtungen, -vereine und -verbände haben ebenfalls unterzeichnet. Das Bauamt und die beiden Grundstückseigentümer geben an, an einer einvernehmlichen Lösung interessiert zu sein.

Einer in den Raum geworfenen Ausnahmegenehmigung erteilt die Baubehörde auf Anfrage von buten un binnen jedoch eine Absage. „Es handelt sich hier nicht um verhandelbare Auflagen“, so Aygün Kilincsoy, Sprecher der Bausenatorin. Man wolle erst einschreiten, wenn keine Fortschritte mehr zwischen den beiden Grundstücksbesitzern erkennbar seien. Eine Deadline gebe es nicht. „Die Nutzung ist formell nicht genehmigt, wird aber vorübergehend geduldet – in Anerkennung der kulturellen Bedeutung. Diese Duldung kann jedoch nicht dauerhaft fortgeführt werden“, sagt Kilincsoy.

Was sagen die Grundstücksbesitzer?

Laut Karl-Heinz Kaiser, Besitzer von Use Akschen 91, fordere der Nachbar im Austausch für die Baulast hohe Zugeständnisse wie einen Wachdienst, der den Lärmpegel rund um das Haus im Auge behält. Er bemühe sich weiter um eine Genehmigung, habe bereits seit einigen Jahren Anwälte und Architekten mit der Suche nach Lösungen beauftragt. Wenn die Stadt nicht mithelfe, sehe er die Gefahr der Schließung bei 100 Prozent, erklärt er gegenüber buten und binnen.

Beide Seiten bestätigen, dass der Entwurf einer Vereinbarung vorliegt. Über die Unterschriftsreife sind sie aber eindeutig geteilter Meinung. Der Eigentümer der Nummer 81 gibt auf Nachfrage an, sich ebenfalls Rechtssicherheit für das Künstlerhaus und auch dessen Fortbestand zu wünschen. „Natürlich möchte ich auch, dass diese Einrichtung langfristig funktioniert“, teilt er mit. Seinen Worten nach wünsche er sich aber mehr Bewegung von Kaiser. „Dabei ist es mir besonders wichtig, dass alle Aktivitäten im Einklang mit den geltenden Sicherheitsbestimmungen stehen.“

Quelle:
buten un binnen.

Dieses Thema im Programm:
Bremen Next, 18. Juni 2025, 14:50 Uhr