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Rom ruft Afrika, und Europa antwortet. Diesen Freitag hat in der Villa Doria Pamphilj im Herzen Roms ein Gipfel stattgefunden, der nicht nur diplomatisch, sondern auch strategisch von großer Bedeutung ist. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, führen gemeinsam den Vorsitz des „Mattei-Plans für Afrika und das Global Gateway“. Das Gipfeltreffen soll die Beziehungen zwischen Afrika und Europa neu gestalten. Italien will dabei die Führungsrolle übernehmen.
Die Ziele des Mattei-Plans und die des Global Gateway sollen besser aufeinander abgestimmt werden, um so eine Zusammenarbeit zu verwirklichen, die weniger auf Wohltätigkeit und mehr auf gegenseitige Entwicklung ausgerichtet ist. Die Schlüsselsektoren Energie, Logistik, Digitaltechnik und Agroindustrie stehen dabei im Fokus.
Der Mattei-Plan – eine der obersten Prioritäten von Melonis Regierung – trifft somit offiziell auf das Global Gateway, das 300 Milliarden Euro schwere Maxiprogramm der EU, das als Antwort auf Chinas Neue Seidenstraße ins Leben gerufen wurde. Durch die neugeschaffenen Synergien der beiden Projekte soll nicht nur eine Lücke in der afrikanischen Infrastruktur geschlossen werden, Europa will dadurch auch seine strategische Rolle auf dem afrikanischen Kontinent neu definieren.
Afrikanische Staats- und Regierungschefs treffen auf internationale Organisationen
Die Veranstaltung brachte die Spitze der Afrikanischen Union und die Staats- und Regierungschefs von Angola, Sambia, der Demokratischen Republik Kongo und Tansania sowie Vertreter der wichtigsten multilateralen Finanzinstitutionen (des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank, der Afrikanischen Entwicklungsbank und der Africa Finance Corporation) zusammen.
Das Zusammentreffen politischer und finanzieller Institutionen soll betonen, dass Visionen und Pläne nun in konkrete Verpflichtungen umgewandelt werden. Das erklärte Ziel des Gipfels: „von Worten zu Verträgen“. Bereits im März waren bei einem ähnlichen Gipfel im März, bei dem bereits über 400 öffentliche und private Akteure in Rom zusammenkamen.
Der Schwerpunkt der angestrebten Vereinbarungen liegt auf gemeinsamen Investitionen und sektoralen Plattformen, die mittel- und langfristig greifbare Ergebnisse erzielen können.
„Unsere Absicht ist es, heute konkrete Antworten auf Prioritäten zu geben (…). Es handelt sich nicht um Initiativen, die von oben verordnet wurden, sondern um konkrete Projekte, die aus dem Dialog und dem Wunsch entstanden sind, gemeinsam mit unseren afrikanischen Partnern eine nachhaltige Entwicklung zu schaffen“, sagte Giorgia Meloni bei der Eröffnung des Gipfels.
Der Lobito-Korridor, das infrastrukturelle Herzstück des Gipfels
Zu den Vorzeigeprojekten gehört der Lobito-Korridor, eine 830 Kilometer lange Eisenbahnlinie, die Angola und Sambia über die Demokratische Republik Kongo verbinden soll. In Zukunft soll sie sogar bis zum tansanischen Hafen Dar es Salaam reichen.
Diese kontinentale Logistikachse soll den Transport strategischer Mineralien erleichtern und die Agrar- und Lebensmittelketten und die Energieströme innerhalb Afrikas unterstützen. Der Lobito-Korridor wurde bereits auf der jüngsten G7-Tagung unter italienischer Präsidentschaft vorgestellt.
Dieser Ansatz steht im Einklang mit der strategischen Vision des Mattei-Plans: keine Mitnahmeeffekte mehr, sondern gleichberechtigte Partnerschaften auf der Grundlage von Infrastruktur- und Industrieinvestitionen, die gemeinsam mit den afrikanischen Ländern konzipiert werden.
Digitalisierung, Lebensmittel und Lieferketten
Auch die Digitalisierung ist Thema auf dem Gipfel. Dabei geht es insbesondere um die Stärkung der Blue-Raman-Verbindung – ein ehrgeiziges Unterwasser-Datennetzprojekt, das Indien, den Nahen Osten und Europa miteinander verbindet und auf den afrikanischen Kontinent ausgedehnt werden könnte.
Außerdem sollen die Wertschöpfungsketten in der Agrar- und Ernährungswirtschaft gestärkt werden, wobei der Schwerpunkt auf lokalen afrikanischen Produkten und ihrer Integration in die globalen Märkte liegt. Erklärtes Ziel ist es, die Selbstversorgung der Partnerländer mit Nahrungsmitteln zu fördern und Exportmöglichkeiten für lokale Spitzenleistungen zu schaffen – dank europäischem Know-how und europäischer Technologie.
Ein Gipfel zur „Europäisierung“ des Mattei-Plans
Das Gipfeltreffen am Freitag ist der bisher entscheidendste Schritt zur „Europäisierung“ und „Internationalisierung“ des Mattei-Plans. Dies wurde von Meloni selbst am 19. Mai deutlich gemacht. Die italienische Regierung beabsichtigt nämlich, den Plan in einem multilateralen Rahmen zu verankern, in dem die Europäische Union ein struktureller Partner und nicht nur ein Geldgeber ist.
Unter den Anwesenden in Rom befanden sich wichtige Vertreter der italienischen und europäischen Wirtschaft und Industrie: Adolfo Urso, Minister für Unternehmen und Made in Italy; Gelsomina Vigliotti, Vizepräsidentin der Europäischen Investitionsbank; Dario Scannapieco, Vorstandsvorsitzender der Cassa Depositi e Prestiti; Alessandra Ricci von Sace (italienische Versicherungs- und Finanzgruppe, die direkt vom Wirtschafts- und Finanzministerium kontrolliert wird und auf die Unterstützung von Unternehmen und des nationalen Wirtschaftsgefüges spezialisiert ist); Enrico Maria Bagnasco von Sparkle (globaler Betreiber der Tim-Gruppe) und Brad Smith, Präsident von Microsoft.
Keine Hilfe, sondern gemeinsame Entwicklung
Mit dem Gipfeltreffen in Rom versuchen Italien und die Europäische Union, Afrika eine andere Sichtweise als in der Vergangenheit zu vermitteln: keine einseitige Hilfe mehr, sondern strukturierte Allianzen auf der Grundlage von Ko-Investitionen, Kompetenztransfer und gemeinsamer Entwicklung.
Der Mattei-Plan, der auf diese Weise auf europäischer Ebene neu interpretiert wird, ist nicht nur eine Projektplattform, sondern ein politischer Versuch, die Nord-Süd-Beziehungen neu zu definieren, dem Mittelmeerraum seine geopolitische Bedeutung zurückzugeben und ein Kooperationsmodell aufzubauen, das über die Migrationskrise hinausgeht.
Für Rom ist sie ein wichtiger Test. Für Brüssel ist es eine Bestätigung, dass Afrika wieder in den Mittelpunkt der globalen Strategie der Union gerückt ist. Für den afrikanischen Kontinent ist es eine Gelegenheit, endlich eine führende Rolle in den europäischen Entscheidungen einzunehmen.
Italiens strategische Interessen in Afrika
Für Italien ist Afrika ein Gebiet von vorrangigem wirtschaftlichen und geopolitischen Interesse, insbesondere in Schlüsselbereichen wie Energie, Infrastruktur, Landwirtschaft und Leichtindustrie.
Im Energiebereich hat Italien seine Präsenz in Ländern wie Algerien, Libyen, Ägypten und Mosambik deutlich verstärkt. So will es seine Versorgungsquellen diversifizieren und die Abhängigkeit vom russischen Gas verringern. Der Gigant Eni ist ein wichtiger Akteur in dieser Strategie, mit Milliardeninvestitionen sowohl in die Exploration als auch in die Entwicklung von Gaspipelines und LNG-Infrastrukturen (Flüssigerdgas), wie z. B. das Projekt Coral South in Mosambik oder die Verdoppelung der Lieferkapazität aus Algerien durch die Transmed-Pipeline.
Parallel dazu fördert Italien Infrastruktur- und Industrieprojekte, wie den Bau von Logistikkorridoren und die Entwicklung von Sonderwirtschaftszonen in Ländern wie Äthiopien und Kenia, in denen italienische Unternehmen des Maschinenbaus und der Textilindustrie tätig sind.
Der agroindustrielle Sektor steht ebenfalls im Mittelpunkt der gezielten Zusammenarbeit: von der Unterstützung lokaler Lieferketten für Kakao in der Elfenbeinküste und tropische Früchte in Ghana bis hin zur Entwicklung von Bewässerungssystemen und nachhaltigen landwirtschaftlichen Technologien in Tunesien und Senegal.
Diese Präsenz zielt darauf ab, Italiens Rolle als privilegierter Partner des afrikanischen Kontinents zu stärken. Was vor allem wichtig in Zeiten des Wettbewerbs mit China, Russland und der Türkei wichtig und immer härter wird.