Die neue MI6-Chefin kommt mit ausreichende Erfahrung. Die 47-Jährige trat dem Secret Intelligence Service bereits 1999 bei und leitet derzeit die Section Q, jenes Ressort das für Technologie und Innovation verantwortlich ist. Schon zuvor, wird es in der Presseaussendung des Regierungsbüros heißt, hatte Metreweli leitende Positionen bei MI6, MI5 oder der Spionageabwehr inne.
Lange im Dunkeln
Es ist eine Presseaussendung, wie es sie erst seit Kurzem gibt. Denn die Existenz des Geheimdienstes wurde bis vor 30 Jahren offiziell dementiert – auch wenn sie jahrelang ein offenes Geheimnis war. (Bereits 1932 hatte beispielsweise der schottische Autor Edward Montague Compton Mackenzie in „Greek Memories“ seine Arbeit für den Sicherheitsdienst in Buchform verarbeitet – und wurde für Teile, die zu viele Geheimnisse offenbarten, bestraft.)
Seit 1994 ist zumindest das Bestehen der Institution an sich offiziell anerkannt und der jeweilige Chef darf gelegentlich öffentlich äußern. Vorerst ließ Blaise Metreweli jedoch nur wissen, sie sei stolz sei und sich geehrt fühle, „dass sie gebeten würde, diesen Dienst künftig zu leisten“. Aber streng genommen hat sie ihr Amt ja noch nicht angetreten. Sie wird erst im Herbst als 18. Chefin des Geheimdienstes Sir Richard Moore beerben, der MI6 seit 2020 vorsteht und zuvor türkischer Botschafter war.
Metreweli wid „C“
Ab Herbst wird Metreweli, wie für den Chef des MI6 üblich, als „C“ bekannt sein. Die Abkürzung steht übrigens nicht, wie man annehmen könnte, für chief (dt. Chef), sondern hat einen historischen Ursprung. Als sich der Geheimdienst Anfang des 20. Jahrhunderts etablierte, wurde er vom Marineoffizier Kapitän Mansfield George Smith-Cumming geleitet.
Dieser unterschrieb seine Briefe mit „C“ – ein Spitzname, der sich bis heute gehalten hat. Smith-Cumming begründete noch eine andere Tradition: Er schrieb ausschließlich mit grüner Farbe, ob auf Papier oder am Computer. Bis heute ist es einzig dem Chef des MI6 vorbehalten, selbst auf den offiziellen Regierungsdokumenten in grüner Farbe Notizen und Unterschriften zu tätigen.
Manches wurde aber doch abgeschafft, etwa, dass der MI6-Chef der königlichen Marine gedient haben musst. Damit hätten Metreweli den Post nicht bekommen. Sie hat Sozialanthropologie an der Universität Cambridge studiert. Doch gerade Menschenkenntnis dürfte in ihrer neuen Rolle jedenfalls gefragt sein.