Ein Ausblick auf den bevorstehenden Tag an den europäischen und globalen Märkten von Wayne Cole

Als ob es nicht schon genug Unsicherheiten auf der Welt gäbe, muss Präsident Trump die Vereinigten Staaten in einen weiteren Nahost-Konflikt verwickeln. Es kommt selten vor, dass ein Präsident einen Angriff auf ein anderes Land über soziale Medien ankündigt oder das Wort ,,BOMBEN“ in Großbuchstaben verwendet wird.

Die US-Regierung betont, sie befinde sich nicht im Krieg und werde nicht eskalieren, sofern der Iran Frieden schließe. Andererseits hieß es auch, ein Regimewechsel im Iran sei nicht das Ziel – bis Trump genau über diese Möglichkeit in den sozialen Medien schrieb.

Derzeit liegt der Ball im Feld Teherans, das bislang noch keinen US-Standort angegriffen hat. Das iranische Parlament soll jedoch Berichten zufolge einen Versuch zur Schließung der Straße von Hormus gebilligt haben. Iranische Medien betonen, dass ein solcher Schritt die Zustimmung des Obersten Nationalen Sicherheitsrats erfordere.

Selbst Polymarket bietet inzwischen Wetten auf die Wahrscheinlichkeit an, dass es dem Iran gelingt, die Meerenge zu schließen – aktuell liegt diese bei 47%. Plötzlich scheint jeder Marktkommentator ein Experte für die Schließung von Schifffahrtsrouten, die Wirksamkeit von Bunker-Buster-Bomben und die Feinheiten der Urananreicherung zu sein.

Die Marktteilnehmer hoffen, dass die US-Intervention nicht weiter eskaliert und die Region im Idealfall sogar sicherer wird – vorausgesetzt, Irans Nuklearambitionen werden tatsächlich um Jahre zurückgeworfen.

Der Ölpreis steigt um fast 2%, bleibt aber deutlich unter den frühen Fünf-Monats-Höchstständen, da Analysten darauf hinweisen, dass die OPEC über reichlich zusätzliche Kapazitäten verfügt, die sie bei Bedarf aktivieren könnte.

Die Futures auf die Wall-Street-Indizes liegen 0,3% im Minus, nachdem sie mit Verlusten von 1% gestartet waren. Die europäischen Futures geben um etwa 0,4% nach. Der Dollar zeigt sich gegenüber Euro und Yen etwas fester – ein Spiegelbild der Abhängigkeit der EU und Japans von importiertem Öl und LNG, während die USA Nettoexporteur sind.

Die Renditen von US-Staatsanleihen steigen leicht – von einer starken Flucht in sichere Häfen kann also keine Rede sein. Die Fed-Fund-Futures geben einen Tick nach, vermutlich wegen des Risikos, dass ein anhaltender Anstieg der Energiekosten den Inflationsdruck zusätzlich erhöht – gerade jetzt, da sich auch die Auswirkungen der Zölle in den Preisen bemerkbar machen.

Fed-Chef Jerome Powell steht am Dienstag und Mittwoch im Kongress Rede und Antwort – auch zu Trumps Drohungen, ihn zu entlassen. Ebenso bleibt spannend, wie Powell auf die plötzliche Befürwortung einer Zinssenkung im Juli durch Fed-Gouverneur Waller reagiert, nachdem der FOMC-Chor bislang einheitlich vorsichtig klang.

Die Märkte preisen derzeit nur eine 16%ige Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im Juli ein, während sie zu 70% auf einen Schritt im September setzen.

Wichtige Entwicklungen, die am Montag die Märkte beeinflussen könnten:

  • EU- und UK-Einkaufsmanagerindizes (PMI) für Juni
  • Einführende Bemerkungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde
  • Auftritte der Fed-Mitglieder Waller, Bowman, Goolsbee und Kugler