Hamburg – Manager-Beben in den feinsten Hamburger Hafenkreisen. Der mächtigen Vorstandsfrau der Hamburger Hafen- und Logistik AG (HHLA), Angela Titzrath (59), wird der Stuhl vor die Tür gesetzt. Sie muss vorzeitig bis spätestens 31. Dezember gehen.

Eigentlich war die entscheidende Aufsichtsratssitzung für Dienstagvormittag anberaumt, dann wurde sie plötzlich auf Montagabend vorgezogen. Einziger Tagesordnungspunkt nach BILD-Informationen: Titzraths Rauswurf. Das bestätigen Unternehmenskreise.

Angela Titzrath war neun Jahre Chefin der HHLA, vorher arbeitete sie im Daimler-Konzern und bei der Deutschen Post

Angela Titzrath war neun Jahre Chefin der HHLA, vorher arbeitete sie im Daimler-Konzern und bei der Deutschen Post

Foto: picture alliance / dts-Agentur

Neun Jahre stand Titzrath an der Spitze des Unternehmens, das lange allein der Stadt Hamburg gehörte. In dieser Funktion führte sie Jahr für Jahr die Verdienst-Hitliste der Mitarbeiter stadteigener Betriebe. Mit in der Regel mehr als einer Million Euro pro Jahr.

Trennung von Titzrath ist nicht völlig überraschend

Doch die Top-Managerin war außen vor gelassen worden, als die Stadt die weltgrößte Reederei MSC als Groß-Gesellschafter mit 49,1 Prozent ins Boot holte. Der Stadt Hamburg verbleiben 50, 1 Prozent.

Da war Titzrath nicht dabei: Am 13. September verkündete Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD, re.) den Deal mit MSC-Boss Soren Toft. Links die Senatoren Andreas Dressel (Finanzen) und Melanie Leonhard (Wirtschaft)

Da war Titzrath nicht dabei: Am 13. September verkündete Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD, re.) den Deal mit MSC-Boss Soren Toft. Links die Senatoren Andreas Dressel (Finanzen) und Melanie Leonhard (Wirtschaft)

Foto: Christian Charisius/dpa

Anfreunden konnte sich Titzrath mit dem Mega-Deal offenbar nie – obwohl ihr Vertrag sogar noch einmal um fünf Jahre verlängert wurde, sie den Transformationsprozess im Unternehmen entscheidend gestalten sollte. „Sie wurde nie warm mit MSC“, orakelt man schon länger im Hafen.

Zuletzt gab es Knatsch wegen der Dividende

Titzrath wollte bei dem Deal 16 Cent pro Aktie. Am Ende drückten Stadt und MSC durch, dass nur 10 Cent gezahlt werden sollen. Vor allem, weil sich die geopolitische Lage mit Ukraine- und Nahost-Krieg zuletzt stark zuspitzte.

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Die Konsequenz aus dem Gerangel ist nun das abrupte Titzrath-Aus. Wobei die Top-Managerin finanziell weich fallen wird. Sie bekommt zwar nach BILD-Informationen nicht ihren gesamten Restvertrag ausbezahlt. Aber millionenschwer soll ihre Abfindung dennoch sein, ist zu hören.

Wer soll den Job künftig machen? Das ist offenbar noch unklar. Die Frage dürfte ein großes Thema bei der HHLA-Hauptversammlung am 3. Juli sein. Aufsichtsrat und Titzrath betonten am späten Abend, dass die Trennung „in bestem Einvernehmen“ geschehe.