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Wie viel Schaden haben Trumps Bomben auf die Atomanlagen wirklich verursacht? Der Iran konnte wohl eine große Menge Uran in Sicherheit bringen.
Update, 24. Juni, 15.11 Uhr: Wo ist nach den US-Bombardements das hoch angereicherte Uran, aus dem das Regime in Teheran eines Tages Atombomben bauen könnte? Die IAEA hat bislang „keine Hinweise“ auf ein „systematisches Programm“ dafür gefunden. Doch Experten sind skeptisch. Eric Brewer warnte im Gespräch mit der AFP jetzt, Teheran könnten IAEA-Inspektoren den Zugang zu wichtigen Standorten verwehren. Er arbeitet beim US-Forschungsinstitut Nuclear Threat Initiative (NTI). Der Iran „könnte ein geheimes Programm aufbauen“, ähnlich wie Nordkorea, das 2003 aus dem Atomwaffensperrvertrag ausstieg und sich zu einer Atommacht entwickelte, so Brewer.
Wo ist das angereicherte Uran? Offene Fragen nach US-Angriffen auf Iran
Update, 24. Juni, 14.40 Uhr: US-Präsident Donald Trump hat Teherans Atomprogramm als „ausgelöscht“ bezeichnet. Doch Fachleute sind zurückhaltender: Es werde „schwierig“, das Uran aufzuspüren, „das als Pulver in kleinen Behältern aufbewahrt wird, die leicht mit dem Auto transportiert werden können“, sagte Kelsey Davenport von der US-Organisation Arms Control Association jetzt der Nachrichtenagentur AFP. Daher sei es „viel zu früh, um zu sagen, dass die US-Angriffe erfolgreich waren“.
Uran-Vorräte im Iran: Das „Spiel“ ist laut Chamenei „noch nicht vorbei“
Update, 24. Juni, 13.20 Uhr: Die Regierung in Teheran will nach den Angriffen auf seine wichtigsten Nuklearanlagen an seinem Atomprogramm festhalten. Ein Berater des iranischen geistlichen Oberhauptes Ajatollah Ali Chamenei erklärte, der Iran habe immer noch Vorräte an angereichertem Uran und das „Spiel“ sei „noch nicht vorbei“. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP.
Statement aus Teheran: Iran will Atomprogramm ohne Unterbrechung fortsetzen
Update, 24. Juni, 11.10 Uhr: Die Regierung in Teheran betont stets, dass ihr Atomprogramm nur zivilen Zwecke diene – allerdings liegt eine Anreicherung von Uran auf 60 Prozent, wie im Iran geschehen, weit über dem üblichen Niveau für konventionelle zivile Kernkraftwerke. Und das Regime will seinen Kurs nicht ändern, wie es heute bekanntgab: Man wolle das Atomprogramm ohne Unterbrechung fortsetzen, sagte der Leiter der iranischen Atomenergiebehörde (AEOI) Mohammed Eslami im Staatssender IRIB. Für Atomwaffen muss Uran auf über 90 Prozent angereichert werden.
Trumps Offensive gegen Iran: Zweifel mehren sich – 400 Kilo Uran fehlen
Erstmeldung: Teheran – Die USA haben in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingegriffen und drei iranische Atomanlagen bombardiert, laut Präsident Donald Trump „vollständig ausgelöscht“. Doch einiges an waffenfähigtem Uran hat den Angriff wohl überstanden. Konkret geht es um etwa 400 Kilogramm. Laut eines Berichts der New York Times mit Berufung auf israelische Beamte gibt es Hinweise darauf, dass Teheran das Material vor dem Angriff in Sicherheit brachte – auch, weil die USA den Iran vorab über den Angriff informiert haben soll.
Iran: 400 Kilogramm Uran würden in zehn Autos passen und könnten verlegt worden sein
Zwei israelische Beamte mit Kenntnis der Geheimdienste erklärten demnach, dass der Iran in den letzten Tagen Ausrüstung und Uran von dem Standort abtransportiert hatte. Zudem mehrten sich laut dem Medium die Hinweise darauf, dass die Iraner rund 400 Kilogramm auf 60 Prozent angereichertes Uran entfernt hatten. Das liegt knapp unter den 90 Prozent, die üblicherweise in Atomwaffen verwendet werden.
Israel im Krieg mit Iran: Raketen fliegen, Menschen werden evakuiertFotostrecke ansehen
Der auf 60 Prozent angereicherte Brennstoff war demnach tief in einem anderen Atomkomplex nahe der alten Hauptstadt Isfahan gelagert worden. Rafael Mariano Grossi, der Generaldirektor der Internationalen Atomenergieagentur, teilte der New York Times mit, dass der Brennstoff zuletzt etwa eine Woche vor Beginn der israelischen Angriffe auf den Iran von seinen UN-Inspektorenteams gesehen worden sei. In einem Interview mit CNN am Sonntag fügte er hinzu: „Der Iran hat keinen Hehl daraus gemacht, dieses Material geschützt zu haben.“ Er bestätigte, dass die Brennstoffvorräte, die in Spezialfässern gelagert werden, die so klein sind, dass sie in den Kofferraum von etwa zehn Autos passen, verlegt worden seien.
Wie die Nachrichtenplattform Amwaj unter Berufung auf eine iranische Quelle mitteilte, soll Washington die iranische Regierung über die Angriffe im Vorfeld informiert haben. Daraufhin soll der Iran das Uran in der Anlage evakuiert haben. Später bestätigte eine iranische Quelle auch gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters die Evakuierung.
Hat der Iran auch Ausrüstung aus den Atom-Anlagen in Sicherheit gebracht?
Die Frage nach dem fehlenden Uran beschäftigt auch das Weiße Haus. „Wir werden in den kommenden Wochen daran arbeiten, etwas mit diesem Brennstoff zu unternehmen, und das ist eines der Dinge, über die wir mit den Iranern sprechen werden“, sagte Vizepräsident JD Vance am Sonntag in der ABC-Sendung „This Week“. Er bezog sich dabei auf eine Uranmenge, die für den Bau von neun oder zehn Atomwaffen ausreicht. Dennoch behauptete er, das Potenzial des Landes, diesen Brennstoff waffenfähig zu machen, sei erheblich zurückgegangen, da es nicht mehr über die nötige Ausrüstung verfüge, um ihn in funktionsfähige Waffen umzuwandeln.
Vorher/Nachher: Der Einschlag von US-Bomben in der iranischen Atomanlage Fordo ist aus dem Weltall sichtbar. © Uncredited/Maxar Technologies via AP/dpa
Doch wie viel Uran konnten die Iraner vor dem US-Angriff schützen? Etwa auch Ausrüstung, um Bomben zu bauen? Ein US-Beamter sagte, es wäre unrealistisch gewesen, die gesamte Ausrüstung nach Beginn des Konflikts mit Israel aus Fordo zu entfernen. Die riesigen Zentrifugen, die sich mit Überschallgeschwindigkeit drehen und Uran reinigen, sind durch Rohre miteinander verbunden und mit dem Zementboden verschraubt.
Unterirdische Schäden an Fordo auch für Atomengerieagentur nicht abzuschätzen
Atomenergieagenturchef Grossi beschrieb dem UN-Sicherheitsrat nach dem Angriff den seiner Behörde bekannten Zustand der drei attackierten Anlagen. An der gut befestigten unterirdische Uran-Anreicherungslage Fordo seien Krater zu sehen, sagte Grossi bei einer Dringlichkeitssitzung des Gremiums in New York. „Zu diesem Zeitpunkt ist niemand – auch nicht die IAEA – in der Lage, unterirdische Schäden an Fordo zu bewerten.“
In Isfahan seien anscheinend Tunneleingänge, die zur Lagerung von angereichertem Material benutzt worden seien, getroffen worden. In Natans sei eine Kraftstoffanreicherungsanlage getroffen worden. Der Iran habe die IAEA darüber informiert, dass es außerhalb der drei Anlagen keinerlei Strahlungsanstieg gegeben habe. (cgsc mit dpa)